Gedichte-Eiland

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Walther 18.06.2010 18:44

Ein bisschen Siegen
 
Ein bisschen Siegen


Auch wenn Du sagst, Du wagst es nicht,
Trägt doch Dein Wort so viel Gewicht,
Dass es mich niederschlägt und gründet,
Was rasch in Angst und Zweifeln mündet.

Das Fliegen ist es, das man will;
Dort oben ist es leicht und still,
Man ist nicht voller Erdenschwere,
Voll Tragik und voll Sinnesleere,

Man streicht durch Wolken, spürt das Licht,
Man fühlt die Freude ohne Pflicht,
Vergisst, wie man sich quält und schindet,
Bis man den kleinen Glücksstein findet.

Ich seh es schon an Deinem Mund.
Er tut mir heut nichts Gutes kund.
Ich seh die Furcht und auch die Sorgen.
Ach könnte ich Sekunden borgen

Vom schönen Schein, vom Himmelblau:
Ich gäb sie Dir, Du weißt‘s genau.
Bleib jetzt bei mir und lass uns fliegen
Und vor dem Fall ein bisschen siegen.

Gert-Henrik 18.06.2010 19:01

Hei hei Walther,

ein schönes Werk.
Irgendwie musste ich fast von Anfang an an den Eremiten aus dem Tarot denken... und dann S3, V3,4... q.e.d. :)

Ist sich dein LI von Anfang an der totalen Einsamkeit auch in erfüllten Beziehungen bewusst und hoffte -vergeblich- auf eine Partnerin, die auch auf dieser Ebene angekommen ist und bereit ist, mit aller Leichtigkeit flüchtiges, allzuflüchtiges zu genießen, ohne eine Schwere daran zu hängen, die in der Ebene der Erde verhaftet ist?

Hehe, der Spruch, manN könne nicht mit ihnen, aber auch nicht ohne sie, hat ja auch wirklich Tiefe.

Was für ein Mysterium!
LG, L.

Walther 19.06.2010 14:57

Lb. Limes,

die Liebe ist eine flüchtige Beziehung, die beides braucht, Erdung und Abheben. Die Frage ist, schaffen wir das richtige Maß an beidem zum rechten Moment. ;)

Danke für Deinen Eintrag.

LG W.

Falderwald 19.06.2010 22:09

Guten Abend Walther,

wie wahr, wie wahr.

Das Gedicht hat mich direkt beim ersten Lesen angesprochen.

Ein schöner Höhenflug, frei und beschwingend.
Wer wünscht sich die Liebe nicht so?

Sehr schöne Bilder diesbezüglich vermitteln S2 und S3, wo hingegen S4 auch die Sorgen nicht außer Acht lässt. Vielleicht ist es die Angst vor dem Älterwerden, die hier beschrieben wird.
Natürlich muss man sich darüber im Klaren sein, ab und zu auch einmal zu landen, also auf den Boden der Tatsachen zurückzukehren, um miteinander zu kommunizieren. Nur so kann die Liebe funktionieren.

Und solange der Augenblick anhält, solange sollte man ihn auch genießen und ein wenig siegen.
Das ist wohl auch die Kernaussage in deinem Text. Lebe nicht für die Zukunft, sondern halte den Augenblick in Ehren.

Bei deiner Antwort zu Limes schreibst du, die Liebe sei eine flüchtige Beziehung.
Für mich ist die Liebe mehr ein flüchtiger Moment, denn es zu bewahren gilt.
Ich weiß aber, was du damit ausdrücken wolltest.


Gerne gelesen und kommentiert...:)


Liebe Grüße

Bis bald

Falderwald

Walther 25.06.2010 16:55

Lb. Falderwald,

unter "flüchtig" meine ich den Aggregatzustand. Liebe ist etwas, das sich, wenn die Umstände es ergeben, sehr schnell in Nichts auflösen kann. Sie einzufangen, zu hegen und zu bewahren gehört daher zum Schwierigsten.

Wie kann etwas so Schönes zugleich etwas derart Schweres sein! Das will man ausrufen. Dieses Gedicht bearbeitet dieses Thema.

Danke und Gruß W.

Dana 25.06.2010 23:31

Lieber Walther,

beide wissen um die Schwere und beide um die Leichtigkeit.
Beide sehnen sich nach Momenten des Fliegens und verpassen sich an der Kreuzung - schade, es geschieht immer wieder und nimmt beiden viel.

Dein "Schrei" nach "Ein bisschen Siegen" zeigt es wunderbar auf.

Worte, die von Leichtigkeit und "Witz" strotzen wollen, bekommen im falschen Moment ein ungeheures Gewicht, das alles niederdrückt.
Ebenso umgekehrt - wenn "Gewichtiges" im falschen Moment verlacht wird.

Das Thema hast du sinnig und tiefsinnig verdichtet. Gelöst ist es nicht.
Das Fliegen wird seine "Katastrophen" immer wieder anfordern.
Dein Gedicht aber löst evtl. leichtere Denkansätze aus - ein bisschen mehr guten Willen.;)

Liebe Grüße
Dana

Walther 13.07.2010 16:03

Lb. Dana,

das Geheimnis der Liebe ist Kommunikation, nicht wahr? Dazu muß der eine sagen, was er möchte, und die andere auch. Und danach müssen sie das Glück aushandeln, immer wieder. Das hört sich profan an, steht aber dem Schmetterlingsgefühl nicht entgegen. Denn wer sich aufgehoben fühlt, der kann sich besser fallen lassen.

Danke für Deine Gedanken.

LG W.


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