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Chavali 24.03.2010 19:08

Verlorenes Paradies (Teil I)
 


Niemals kann ich die alten Türen öffnen,
vor Jahren sperrte ich sie selber zu,
ich ließ den Schlüssel in den Brunnen fallen
und wusste, diese Zone bleibt tabu.

Mein neues Haus hat neue Türen,
sie schwingen weich und knarren nicht,
die Flügel weit für mich geöffnet,
und goldne Leuchter spenden helles Licht.

Doch ich vermiss die alten Türen,
das dunkle Holz, das leise zu mir spricht,
ein Kerzenschein erhellte uns die Fenster,
den roten Mond, der durch die Wolken bricht.

Die grauen Steine fangen meine Tränen,
sie saugen rau und gierig Leben auf,
und ich - muss ich das wirklich noch erwähnen -
ich trockne aus im Mauerschlussverkauf.



Dana 24.03.2010 19:58

Liebe Chavali,

ich ahne oder fühle, dass es hier nicht um eine Partnerbeziehung geht.
Es ist eine andere Liebe, über die man in Liebe nicht mehr sprechen darf. Eine Liebe die von außen oder besser durch äußere sich türmende Umstände beendet wurde. Vielleicht ein Ende, an dem man durchaus überzeugt mitgewirkt hat - und doch ist tief im Inneren etwas geblieben, was man für sich fühlt, denn ...

Jetzt, beim Nachdenken, sehe ich, dass man durchaus auch eine Partnerschaft hineininterpretieren kann, dennoch bleibe ich bei alten Türen, Häusern und Orten. Eine Liebe, in der man die Kinderzeit, Jugend oder ein ganzes Leben gelebt und unendlich viele Momente, Zeiten geliebt hat.

Der Schlussvers berührt und sagt eigentlich alles.

Der in den Brunnen geworfene Schlüssel spricht mich besonders an.
(Irgendwie trage ich eine ähnliche Geschichte in mir.)

Aber:

Zitat:

Zitat von Chavali
Niemals kann ich die alten Türen öffnen,
vor Jahren sperrte ich sie selber zu,
ich ließ den Schlüssel in den Brunnen fallen
und ahnte, diese Zone ist tabu.

Hier krittele ich ein wenig hinein, weil es mir vom Klang her nicht ganz eingeht.

Ich werde niemals mehr die alten Türen öffnen,
vor Jahren schloss ich alle selber zu.
Die Schlüssel ließ ich in den Brunnen fallen
und wusste, diese Zone bleibt tabu.
:confused:


Vielleicht noch: "Mein neues Haus hat andre Türen"

Die übrigen Strophen sind wunderbar melancholisch und gehen mir tief ein.

Liebe Grüße
Dana

Chavali 25.03.2010 15:17

Liebe Dana,
Zitat:

dass man durchaus auch eine Partnerschaft hineininterpretieren kann, dennoch bleibe ich bei alten Türen,
Häusern und Orten. Eine Liebe, in der man die Kinderzeit, Jugend oder ein ganzes Leben gelebt und unendlich viele Momente, Zeiten geliebt hat.
du hast eine sehr schöne Interpretation des Gedichtes gegeben.
Ich habe es so gehalten, dass man beides herauslesen kann

Was deine Krittelei an S 1 betrifft, werde ich sie mir noch durch den Kopf gehen lassen.
Könnte sein, dass ich das eine oder andere Wort austausche :)
Zitat:

Die übrigen Strophen sind wunderbar melancholisch und gehen mir tief ein.
Danke dir!

Liebe Grüße,
Chavali

Lena 25.03.2010 16:03

Liebe Katzi.

Die tiefe Trauer und auch das Sehnen nach dem verlorenen (Glück?) scheinen mir hier sehr deutlich zu sein.

Doch ich vermiss die alten Türen,

Ich habe dein Gedicht mehrmals gelesen..und mir überlegt, ob es interessant wäre ..Doch ich vermisse meine alten Türen zu schreiben.Denn das LI selbst hat sie geschlossen..

Das wären dann auch 10 Silben, genau wie die anderen drei Zeilen der Strophe.

Das neue Haus, die neuen Türen (vielleicht Beziehung) erscheinen wie ein goldener Käfig.

Doch die Sehnsucht nach dem alten bleibt.

Mauerschlussverkauf.

Ist fast ein bissel Humoristisch und dennoch schön.

Liebe Grüße an dich Katzi

Lena :)

Chavali 01.04.2010 08:25

Zitat:

Zitat von Lena
Ich habe dein Gedicht mehrmals gelesen..und mir überlegt, ob es interessant wäre ..
Doch ich vermisse meine alten Türen zu schreiben

Liebe Lena,
wenn ich das nach deinem Vorschlag umändere, geht der Lesefluss verloren:
Doch ich vermisse meine alten Türen
xXxXxXxXxXx
Doch ich vermiss die alten Türen
xXxXxXxXx --> 2 Silben weniger, das fügt sich besser in die Geamtstrophe ein, auch wenn sie kürzer ist
(ist einfach mein Bauchgefühl - kann es nicht besser erklären)
Zitat:

Die tiefe Trauer und auch das Sehnen nach dem verlorenen (Glück?) scheinen mir hier sehr deutlich zu sein.
Mag sein, dass das so scheint.
Hier ist aber im konkreten Fall nicht unbedingt das partnerschaftliche Glück gemeint,
sondern eher ein Heimatgefühl.

Hab Dank für deine Überlegungen!
Liebe Grüße,
katzi :)



ruhelos 09.04.2010 15:35

hallo chavali,

ein melanchonisches leicht verschlüsseltes Gedicht hast du uns hier geschenkt. Es liest sich leicht und flüssig und klingt doch voller Wehmut. Es lässt viel Freiraum für Interpretationen, sei es eine beendete Partnerschaft, oder vielleicht auch nur das Vermissen der Heimat usw. Gern und nachdenklich gelesen.

Viele Grüße
ruhelos

Chavali 14.04.2010 22:21

Liebe ruhelos,

schön, dass du mit mir das verlorene Paradies angeschaut hast.
Über deine lobenden Worte hab ich mich sehr gefreut!
Vielen Dank!
Ja, der Text hat einigen Interpretationsspielraum.

Liebe Grüße,
Chavali


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