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Walther 24.03.2010 19:28

Zu seiner Schlachtbank
 
Zu seiner Schlachtbank sollte man es führen,
Das Osterlamm, so zart und weiß und fein.
Da will ein junges Blut vergossen sein.
Es darf das Sterben, fließend, selig spüren.

Hier liegt es jetzt, ganz tot und still und klein.
Man wird es bald zum Festtagsbraten küren.
Man möchte seine Stirne sanft berühren
Und denkt, das ganze Spiel ist hundsgemein.

Der Sonntag ist ein Wandern in Spalieren,
Die blauen Bänder flattern in dem lauen Wind.
An Ostern werden wir das Lamm verlieren,

Der volle Bauch danach bringt Trost geschwind.
So geht es Lämmern, Menschen wie auch Tieren:
Die Freude kommt, wenn sie gegangen sind.

Chavali 24.03.2010 19:59

Lieber Walther,

stünde dein Gedicht nicht schon in 'Finsteres' - ich hätte dir empfohlen, es dahin zu verschieben.
Mir persönlich verbietet sich eine Interpretation - deine Intention liegt klar auf der Hand.

Ein bitterböses Stück auf des Menschen Grausamkeit, der er sich (scheinbar) nicht bewusst ist.
Man tötet, um zu leben und fühlt sich im Recht und gut dabei.

Auch der metaphorische Aspekt kommt nicht zu kurz, nach dem Motto:

Des Einen Tod, des Andern Brot.

oder


Dem Einen sin Uhl, dem Andern sin Nachtigall.


Zustimmend gelesen!
Deprimierte, betrübte Grüße von
Chavali

Walther 26.03.2010 21:30

Lb. Chavali,

das Thema "Osterlamm" ist in seiner Doppeldeutigkeit einladend - und zeitlich auch passend. Ich habe es aufgenommen, um es gegen den Strich zu bürsten, ohne blasphemisch zu werden. Sollte das geklappt haben, und ich war mir da durchaus unsicher, dann habe ich in die richtige Richtung formuliert.

In der Tat sind Deine abschließenden Volksweisheiten thematisch passend. Sie zeichnen die Lebensklugheit nach, die die Menschen aus dem, was sie erleben und sehen, entwickeln. Manchmal kann es aber vielleicht sinnvoll sein, dieses Erkennen nochmals neu und anders zu beleuchten.

Ich danke für Deine tiefschürfenden Überlegungen. Sie zeigen mir, daß meine Überlegungen so abstrus nun auch nicht sind und daß es mir ein wenig möglich war, das in die angemessene Sprache zu gießen.

LG W.


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