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Erich Kykal 26.06.2009 13:23

Chill out
 
Geistlos atmen sie aus leeren Munden,
wie mit keiner wahren Welt verbunden,
ihre Wirrnis in die welken Hände,
so, als fänden sie in ihrem Greifen
weder Anfang noch ein gutes Ende.
Nur das wenige, an dem sie reifen,
wehrt sich leise noch, als wüßte
keines um verbotene Gelüste:
Unverdaulich, gleichsam aufgestoßen
aus dem bittersüßen Seelengrund,
wie vergessen auf den bloßen
Fingern abgelegt, erbrochen und
angeschuldigt von den weiten Augen,
die sich, alles wieder einzusaugen,
aus den Stirnen beugen, weiß und rund.

Blaugold 26.06.2009 16:39

Hallo Erich

Außer dem Titel verstehe ich das Gedicht in der Aussage wenig. Chill out, Anspannung "herauslassen", ausruhen, ok.

Schon der Einstieg in den Text erinnert mich an geistig Minderbemittelte, vielleicht Menschen mit geistiger Behinderung, Autisten, die auch keiner "äußeren Welt" anzugehören scheinen.

Die leeren Münder könnten Sprachlosigkeit, Sprachunfähigkeit vermitteln.

Stereotyp beschäftigen sie sich fast ausschließlich u.a. auch mit eigens erzeugten Hand- und Fingerbewegungen vor den Augen, ähnlich Babys, die sich an der Bewegung vor ihrem Augensinn erfreuen.

In dem Bereich, wo ich auch arbeite, gibt es den sogenannten "Snoezelen- Raum".
das kommt aus dem Holländischen, und bedeutet ungefähr das Selbe, wie dein Titel: Ausruhen, runterkommen, Seele entspannen. Darin kann man entweder angenehme Reize, wie Musik und Lichteffekte anbieten, oder auch zeitweise nur abtrennen von allen Reizen, die im Alltag eventuell nervend sind.

Dein Text ist wie immer von dir gut durchkonstruiert, gut zu lesen, aber sehr aufwendig zu interpretieren, wobei mein Versuch eben auch nur eine Möglichkeit ist.

Was mir daran fraglich erscheint, ist die Interpratation, die Vermutungen im Text, was sich wirklich "innen", im Geist von den Gemeinten abspielt. Unabhängig davon, ob "sie" meinen Interpretationen entsprechen, dass es sich um Menschen mit geistiger Behinderung oder psychischer Krankheit handelt.
Verstehst du, was ich meine?


Blaugold

R.Haselberger 26.06.2009 17:51

Hallo Erich,
interessanter Text, den auch ich nicht recht erklären kann. Aber letztlich sollte es der Schöpfer können.

Die erste Zeile ist nur korrekt zu verstehen im Sinne von armer Geist, wenig oder keinen Verstand.
Esoterisch betrachtet ist selbst ein Bewusstlos kein Geistlos, da in der Hülle bzw. zur Hülle noch eine geistige Nabelschnur besteht.
Sonst wäre die Hülle nur noch eine leblose Hülle und da wäre auch kein Atmen mehr aus leerem Mund!

Was hältst du von den blauen Änderungsvorschlägen?
Durch das "jedoch" klingt für mich die eine Zeile runder.

Ob es den Sinn trifft, weiß ich nicht, da du schreibst " wenige-keines" ?

Gern gelesen, aber schwer zu verstehen!

Gruß R.H.


Zitat:

Zitat von Erich Kykal (Beitrag 20721)
Geistlos atmen sie aus leeren Munden,
wie mit keiner wahren Welt verbunden,
ihre Wirrnis in die welken Hände,
so, als fänden sie in ihrem Greifen
weder Anfang noch ein gutes Ende.
Nur das wenige, an dem sie reifen,
wehrt sich leise noch, jedoch - als wüßte
es nicht um verbotene Gelüste:
Unverdaulich, gleichsam aufgestoßen
aus dem bittersüßen Seelengrund,
wie vergessen auf den bloßen
Fingern abgelegt, erbrochen und
angeschuldigt von den weiten Augen,
die sich, alles wieder einzusaugen,
aus den Stirnen beugen, weiß und rund.


Erich Kykal 29.06.2009 13:47

Hi, Blaugold und R.H.!

Ja, das dachte ich mir schon, dass man da ohne Erklärung strauchelt. Ich hätt's - woanders gelesen - auch nicht gewußt.

Bei diesem Werk stand mir der sog. "Chillroom" einer Raver- oder Technodisco vor Augen, wo die kaputtgetanzten Typen abhängen, keuchend, starrend, versuchend, dennoch irgendwie cool zu wirken, obwohl sie noch auf Extasy sind. Diese Geistesleere wollte ich mit diesen Zeilen einfangen.
Menschen, die lieber an der Oberfläche ihrer selbst bleiben, sich mit übertriebenen Reizen betäuben und sich dann doch plötzlich mit sich selbst wiederfinden, ohne etwas damit anzufangen zu wissen!

Die Änderungsvorschläge lass ich mir noch durch den Kopf gehen. Vielen Dank!

LG, eKy


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