Gedichte-Eiland

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Felix 30.12.2017 00:29

Wie schmeckt der Frühling?
 
(ein Experiment; Ursache: Gestern Süskinds "Parfüm" mit überwiegend olifaktorischen Genüssen gelesen, heute die ersten, bereits 8 cm hohen Tulpenspitzen fotografiert. Ich spürte vorausschmeckend gustatorische Explosionen auf der Zungenspitze)



Wie es duftet und blüht,
wie platzende Knospen krabbelnde Käfer erschrecken,
wie bald die erste Tulpe dunkelrot glüht
und wir die blauen Veilchen entdecken,
das haben schon tausend Gedichte beschrieben.
Doch wie mag der Frühling wohl schmecken?
Das Rätsel zu lösen ist bisher unterblieben.

Karminrote Blütenbüschel des Rotdorns leuchten aus dem Blattgrün, sind uns Kindern aber weniger Augenschmaus als Gaumenfreude. Aufgepasst! Die Dornen sind spitz, aber die Blüten verführen zum Naschen; selbst der gewöhnungsbedürftige Geruch hielt uns nicht davon ab, die Büschel abzuknabbern. Sollen nur Götter Ambrosia naschen?

Im Schatten, da sah er ein Blümchen stehn,
ich glaube fast, es war ein Veilchen.
Wir fanden, die Blümchen duften recht schön
und nach einem kleinen Weilchen
pflückten wir die Blauäuglein,
naschten ihre Blütenblätter -
o ja, der Frühling schmeckte fein,
habt Dank, ihr guten Frühlingsgötter.

Na klar, ein Kinderfäustchen voller strahlendblauer Veilchen, eingehüllt in sattgrüne Blätter,
brachte das Herz der Mutter verlässlich zum Schmelzen, sei es wegen des berauschenden Duftes, sei es wegen der wunderbaren Farbe. Für das mühsame Sammeln entschädigten wir uns mit wohligen Schmatzgeräuschen, auch wenn Mama die Hände über dem Kopf zusammen schlug.


Was lächelt in strahlendem Weiß auf der Wiese,
bescheiden und wahrhaft kein Riese?
Tausendschön, Gänseblümchen und Maßliebchen
nennt man dich, und alle Mädchen und die Bübchen
haben dich zum Fressen gern,
beißen dir dein Köpfchen ab, verlieren
alle Achtung vor dem Wiesenstern,
Mama will Salat mit dir garnieren.

Sie sind die Tapfersten unter den kleinen Wiesenblümchen. Dem Kindesalter entwachsen, durfte ich mit meines Vaters Rasenmäher die Wiese in Facon bringen. Gnadenlos wurden zahllose Gänseblümchen geköpft und - nach einer halben Stunde, mir schien, sie hätten sich abgeduckt, als die rotierende Walze auf sie zukam - standen die Überlebenden samt Nachkommenschaft wieder da wie aufrechte Verteidiger des Lebens.

Zum Muttertag gabs immer wieder
lila oder weißen, in jedem Fall geklauten Flieder.
Die Beschenkten erfreun sich am Duft, an den Farben,
wir pflückten die Blüten, wollten nicht darben,
saugten an den Blütenstängeln
lutschten gleich geflügelten Engeln
die Süße der Blüten, den köstlichen Nektar -
so schmeckt der Frühling in jedem Jahr.

juli 30.12.2017 12:42

Ach, das Gedicht ( Experiment) ist schön
 
Es erinnert an eine Kindheit, die in der Natur stattfand.

Ich habe Gänseblümchen:Blume: gegessen, Löwenzahnblätter:Blume: gekaut, Grashalme:Blume: zermalmt. Mein Mutter hat mir gezeigt, was essbar ist und was nicht.:Blume:

Ich wünsche einen guten Rutsch und einen lieben Gruß sy

:Blume::Blume::Blume:

Felix 30.12.2017 18:34

Liebe Syranie,
ich danke für Deinen liebenswürdigen Kommentar. Ja - Kindheitserinnerungen auf der Geschmacksebene soll es wecken. Ich gestehe: Mit dem Gedicht bin ich noch nicht zufrieden. (Deshalb steht da "Experiment" drüber).
Bei mir war es nicht die Mutter, eher mein Urgroßvater, von dem ich wusste: , Narzissen, Tulpen, Maiglöckchen -
die hauen dich aus den Söckchen.
Veilchen, Maßliebchen, Flieder -
gerne immer wieder.

Vergessen habe ich noch den Schnittlauch auf Salatherzen (meine Mutter streute da immer ein bisschen Zucker drüber) und einige andere pure Genüsse. Mal sehen, ob ich noch ein ordentliches Gedicht zustande bringe.
Liebe Grüße und einen guten Rutsch in ein hoffentlich gutes und gesundes neue Jahr!
Felix


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