Gedichte-Eiland

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Ophelia 30.11.2016 11:00

Die Marterkammern in dem Grab der Nacht
 
Die Marterkammern in dem Grab der Nacht,
wo Traurigkeiten abgrundtief erschallen,
in stummen Tönen schmerzlich widerhallen,
sie werden nicht von kühnem Mut bewacht.

Der laute Trug der Zeit, die mich durchflutet
am tiefen Abgrund jener Grässlichkeiten,
lässt unheilvolle Träume mich durchschreiten
in Dämmerräume - hoffnungslos verblutet.

Auf Wegen, die sich schicksalhaft verzweigen,
ein kalter Hauch, ein trauriges Verstehen,
ein Unheil, das uns matt und wankend fasst.

Welch Sichverirren, dieses tiefe Schweigen,
verloren wieder Auseinandergehen -
und weit entfernt ein Licht, schon fast verblasst!

Erich Kykal 30.11.2016 12:12

Hi Ophelia!

Deine Bilder sind stark und eingängig! Sehr schön verdichtet, das Bedauern über eine verpasste Chance, einen Abschied, der nicht hätte sein sollen - oder doch eher eine Dpression, die vereinsamt und isoliert? Egal, es geht um die Reaktion auf ein Unheil, das uns befällt und zerbricht, und wir fühlen uns wie innerlich gefangen und gefoltert!

Die Tür ins Freie kann uns gezeigt werden, wenn wir sie selbst nicht finden - aber Hindurchgehen müssen wir selbst, und das kann zuweilen schwerer sein, als weiter das Leid zu ertragen, das man mittlerweile gewohnt ist.

Peanuts:

S1Z1 - Ich weiß nicht, ob es andern so geht, aber für mich klingt ein "in dem" nicht wirklich sprachlich elegant. Natürlicherweise nähme man "im". Klar, metrische Gründe - aber schön formuliert erscheint es mir nicht so recht.

S1Z3 - Hier würde ich einen Bindestrich statt des Kommas setzen.

S2 - In Z1 und Z3 bitte das Komma am Zeilenende entfernen.

S4Z2 - Hier könnte man durchaus so schreiben: (Mit Ausrufezeichen am Ende der Vorzeile) "Verloren wieder auseinander gehen -"

S4Z3 - Phonetisch besser wäre zuletzt: "..., das schon verblasst."


Sehr gern gelesen! :)

LG, eKy

Walther 30.11.2016 14:35

Es wallt des Verses dunkle Seelenschwere


Es wallt des Verses dunkle Seelenschwere
Durch alle Strophen - bis zum letzten Ende.
Der Leser hofft noch auf die Besserwende.
Doch tief im Grabe wohnt nur schwarze Leere.

Der Sklave sitzt im Rumpfe der Galeere.
Er rudert, voller Blut die müden Hände.
Sie bräuchten Rast und heilende Verbände,
Doch niemand ist, der diesen Qualen wehre.

Es gibt am Tunnelende keine Lichter:
Dort wartet nur des Elends Konterbande;
Die Schwefelnebel beizen, wabern dichter.

Der Raubzug gilt zuletzt auch dem Verstande:
Die Dunkelwelt kennt keinen edlen Richter;
Gerechtigkeit verläuft in ihr im Sande.

Ophelia 01.12.2016 15:09

Lieber Erich,

vielen Dank für deine Verbesserungsvorschläge und deine Gedanken zu meinem Sonett. Das düstere Novemberwetter hatte mich zu diesen dunklen Versen inspiriert..:).Die Kommas habe ich entfernt.


Ganz liebe Grüße:Kuss

Eva

Kokochanel 02.12.2016 10:00

guten Morgen, Ophelia,

ein sprachlich gekonntes Werk, in dem ich lese von den Gedanken des Tages, die uns nachts oftmals einholen und bedrängen.
Gerne gelesen mit lG von Koko

Angelika 03.12.2016 12:19

Ophelia, ein Sonett, das den Schwerpunkt auf den Klang legt. Vielleicht der Hinweis: Quartett 1 und 2 sollten die gleichen Reime haben. Ich könnte mir vorstellen, dass du dieses Thema unchiffriert und dadurch weniger schwülstig (Grab in der Kammer) abhandeln könntest.

Angelika

Erich Kykal 03.12.2016 12:51

Hi Angelika!

Ohne dich schulmeistern zu wollen, einfach nur als Fakt:

Nach der klassischen Auslegung, da hast du ganz recht, sollten die Sonettquartette gleich reimen, nach moderner Auslegung (seit ca. Rilke und Zeitgenossen) jedoch ist das kein Muss mehr. Aber schöner ist es - nach meinem persönlichen Geschmack - allemal. Allerdings muss ich gestehen, dass ich mir selbst oft genug diesbezüglich nicht die Mühe mache, weil das letztlich sprachlich doch sehr einschränkt, und das ist höchst hinderlich, wenn man etwas Bestimmtes aussagen und lyrisch auf den Punkt bringen will, ohne geschraubt zu wirken, so als hätte man sich den Satz für die Reime zurechtbiegen müssen.

Ebenso ignoriere ich die klassische inhaltliche Aufteilung der Thematik in:
1. Quartett: These - 2. Quartett: Antithese - Terzette: Synthese
Auch das finde ich letztendlich dichterisch zu abschnürend.

Zuletzt ignoriere ich sogar die Regel, nach der sich die letzten beiden Zeilen des letzten Terzetts nicht reimen dürften - den Dichtern des 18. und 19. Jhdts erschien dies wohl als unschön. Beim richtigen Inhalt empfinde ich dies aber durchaus als probates Mittel für eine inhaltlich wie klanglich gelungene Conclusio.

Du siehst, der moderne Dichter kann heute bis zu einem gewissen Grade wählen - und es bleibt dennoch ein Sonett. :)


LG, eKy

Ophelia 03.12.2016 20:55

@ Hi Walther,

wie schön, dass dich meine Verse zu einem Sonett inspiriert haben. Ja, heilende Verbände wären eine wunderbare Lösung und eine Kur vielleicht...;)

Herzliche Grüße

Ophelia



@ Liebe Kokochanel,

danke für dein Lob zu meinem Sonett.:Blume: Ja, Schlafstörungen können einen in finstere Gruften schauen lassen. Da holt einen so mancher Schrecken des Tages wieder ein und wird noch schrecklicher...

Liebe Grüße


Ophelia


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