Gedichte-Eiland

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Erich Kykal 17.10.2016 17:51

Blattlos
 
Vom Himmel weggekrümmt wie unter Schmerzen,
verdorrt, verhungert und mit welker Geste
in sich verdreht, als ob das halb Verweste
zerronnen wäre wie verbrauchte Kerzen -

so hängt erstarrt, wie alles überstehend,
ein letztes Blatt entrückt am kahlen Zweige,
als ob es bebend schon die Richtung zeige,
in die es fallen wird, im Wind verwehend,

wenn letzte Bande widerstrebend brechen,
die über seine Zeit hinaus behalten,
was nicht mehr leben soll und sich entfalten,

und einer Brise wisperndes Versprechen
erzählt ihm von den wirbelnden Gestalten,
darin es eins wird mit Naturgewalten.

Dana 23.10.2016 16:50

Lieber eKy,

ein erschütterndes herbstliches Sonett.:(
Noch sehe ich Blätter aus meinem Fenster, doch schon bald werde ich sicherlich das eine entdecken und dann lese ich Dein Werk erneut.:)
Möge sich jener Kreis schnell schließen - kann den März kaum erwarten. :D

Liebe Grüße
Dana

Erich Kykal 23.10.2016 20:11

Hi Dana!

Ach, es ergeht mir wie dir!

Auch ich weine stets dem Sommer nach! Ab Ende Oktober könnte es - wenn es nach mir ginge - gleich wieder Frühling werden! Wenn ich reich wäre, hätte ich ein weiteres Haus in Neuseeland und würde immer zum jeweils anderen reisen, wenn es kalt und nass wird! So könnte ich immer in Frühling und Sommer leben!

Vielen Dank für deine freundlichen Zeilen! :)

LG, eKy

juli 08.11.2016 10:42

Hallo eKy,

Dieses Gedicht ist mir aufgefallen, weil es das Trübe und die Ausweglosigkeit, das es Winter wird wunderbar geschrieben wiedergibt. Man möchte meinen alles ist zu Ende, und das Kahle hat für immer die Oberhand gewonnen. Es ist sentimental, aber auf keinen Fall kitschig! Es ist ein Kykal und trotz November ( ich weiß, du hast es wohl im Oktober geschrieben) ein wunderbarer Lichtblick in der Landschaft der Lyrik.

Allergernst gelesen:):Blume:, und juchuu! Hier schneit es!:D

Liebe Grüße sy

:Blume::Blume::Blume:

Kokochanel 08.11.2016 11:33

Guten Morgen,Erich,

ich schließe mich Syranie an. Spach- und bildgewaltig bedrängt uns das Sonett fast mit seiner Stimmung.
Ich weine dem Sommer nicht nach, er ist ein Blender.

Der Herbst ist ehrlich und zeigt uns unsere Grenzen auf. So verstehe ich dein Werk für mich.
Selbst das letzte Blatt ist nicht umsonst. Es düngt die Erde und gibt ihr Kraft , Neues zu erschaffen.
Es ist so wie mit unseren Kindern. in ihnen leben wir weiter. Bei meinem kleinen Enkel sehe ich so viele Menschen in seinen Genen, die ich liebte und die nicht mehr sind. So ist ein Leben niemals sinnlos. Wie auch das letzte Blatt nicht sinnlos war.
Ein schönes Gedicht,Erich, das mich inspiriert...
LG von Koko

Erich Kykal 08.11.2016 19:18

Hi Sy, Koko!

Eigentlich hatte ich hier wieder ein philosophisches Gleichnis geplant: Das Blatt steht für den Menschen, der auch irgendwann verdorrt und sich dann noch weit über seine Zeit ans Leben klammert. Der Brise wisperndes Versprechen stünde entsprechend für die Einflüsterungen der Religionen über Nachleben und Einswerden mit dem Kosmos.

Aber es kann auch gern allein als Herbststimmungsgedicht gelten! Allerdings weine ich dem Sommer jederzeit nach - bis auf die Hitzerekorde, wo es für mich dicken alten Kerl einfach schon drinnen kühler ist - der Winter, vor allem die Schmuddelzeit davor, oft währenddessen und danach ist mir ein besonderer Graus! :rolleyes::mad:

Vielen Dank für eure Lobesworte! :)

LG, eKy


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