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Der Gefallene
Ein armer Geist bin ich, der noch auf Erden
wohl wandelt wie ein trunkener Geselle, dem alle fluchen, wenn sie nüchtern werden nach regellos mit ihm durchwachten Nächten, und reuig fliehen seine klamme Schwelle, als fiele ihnen ein, mit wem sie zechten. Ein armer Narr bin ich, der unter Toren wohl bettelt noch um Liebe und Gefallen und weiß dabei: er war zutiefst verloren, als er versagte, da es wirklich zählte! Seit jener dunklen Stunde muss er fallen, gequält von Augenblicken, die er quälte. Ein armer Mensch bin ich, der unter jenen, die gleiches heißen, nimmer traulich wandeln und aufrecht sich an ihre Herzen lehnen und würdig kann in ihre Augen schauen! Mit Unrat darf ich weiter mich verhandeln und Demut lernen vor dem eignen Grauen. |
Lieber eKy,
tiefer kann man nicht fallen. Es verbleibt keine Ebene mehr, nach der man greifen kann, um Halt zu finden. Der Schlussvers besticht durch bitterste Sicht auf das Sein. Ich spreche von Sicht, denn eine "Einsicht" wäre hier fehl am Platze. Ich gestehe, dass ich mehrmals gelesen habe, besonders die letzte Strophe. Doch gerade deshalb hat das Gedicht diese starke Wirkung. Darin ist nicht ein einziger Lichtblick - man wandelt auch als Leser in totaler Finsternis. Geist und Narr ergeben einen gekonnt umgesetzten Gefallenen - den Menschen. Ich konnte mir zugleich vorstellen, dass es jene Gefallenen gar nicht selten real gibt und empfand ein "Mitgefühl". Du beginnst jede Strophe mit: "Ich armer Geist, Narr und Mensch." Als fehlte jedem nur ein "Fünkchen" von "Verstanden-werden" durch andere. Alle drei haben sich stets mitgeteilt und erfuhren Abwendung. Bin sehr beeindruckt - auch weil ich düstere Lyrik liebe. Liebe Grüße Dana |
Hi Dana!
Ich lese gerade mal wieder "Les Fleurs du Mal" in deutscher Übersetzung. Da geht es ähnlich zu im Duktus ... ;) ;D Der Baudelaire war schon ein traurig-kluger Geselle ... Ich sah einen gebrochenen Menschen vor mir, der irgendwie zutiefst versagte und von der Gesellschaft ausgestoßen lebt, oder zumindest verdammt und gepeinigt vom eigenen Gewissen. Wie ein Geist in der Gesellschaft, wie ein Narr um Freunde buhlend, aber armselig in seinen Bemühungen, da er sich dabei selbst im Wege steht. Vielen Dank für das Lob!:) LG, eKy |
Hallo eKy,
Wie schön ist das! Ich weiß, ich bin hier in der düsteren Abteilung.:):Blume::Blume: Dein Gedicht, die Reimform gefällt mir, strahlt Verzweiflung aus. Die Mutlosigkeit, werden durch die Anfangszeilen unterstrichen. Dana hat Recht, ich bin auch beeindruckt. Ich habe dieses Gedicht schon mehrfach gelesen, und staune über deine Kreativität. :) Du kannst Gefühle transporieren, hier ist es die Verzweiflung eines Außenseiters, der sich seiner selbst bewußt wird, und die letzten zwei Zeilen: Mit Unrat darf ich weiter mich verhandeln und Demut lernen vor dem eignen Grauen. ...diese Zeilen rauben auch noch die letzte Hoffnung. Sehr gerne gelesen, weil ich das "Zutiefst Menschliche" mag. Liebe Grüße sy :Blume::Blume::Blume: PS; von Baudelaire habe ich noch nichts gelesen, aber das kann ich ja ändern;) |
Hi Sy!
Ab und zu muss man wohl den Finger in verschorfte Wunden bohren und zusehen, wie das Blut quillt ... :rolleyes: Vielen Dank für deinen begeisterten Kommi!:Blume: LG, eKy |
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