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Thomas 07.04.2016 22:33

Ewiges Licht
 
Ewiges Licht

In leeren Gassen, im Neonlicht
alleingelassen, erkennst du nicht
was in den Spalten der Mauern treibt
und trotz der Kälte erhalten bleibt.
Aus kleinen Samen, man weiß nicht woher
sie hierher kamen, wächst mehr und mehr,
trotz eisigem Hauch, aus kaltem Stein
ein blühender Strauch im Neonschein.
Er duftet herrlich zu dir herein
und unerklärlich erscheint dem Geist
der Himmel helle, und plötzlich reißt
dich eine Quelle in ihrem Lauf
aus leeren Gassen hinauf, hinauf.

Erich Kykal 07.04.2016 23:05

Zitat:

Zitat von Thomas (Beitrag 94040)
Ewiges Licht

In leeren Gassen, im Neonlicht,
wo Ratten hassen, da sieht man nicht
was in den Spalten der Mauern treibt
und trotz der Kälte erhalten bleibt.
Aus kleinen Samen, man weiß nicht woher
sie hierher kamen, wächst mehr und mehr,
trotz eisigem Hauch, aus kaltem Stein
ein blühender Stauch im Neonschein.
Er duftet herrlich zu dir herein
und unerklärlich erscheint dem Geist
der Himmel helle, und plötzlich reißt
dich eine Quelle in ihrem Lauf
aus leeren Gassen hinauf, hinauf.

Hi, Thomas!

Zeile 3 und 4 lassen die Möglichkeit, den Auftakt betont anzulesen, besonders Z4.
In Z8 braucht der "Stauch" noch ein "r"!;)

Sprachmelodisch und sprachrhythmisch optimierte Version (so wie ich es empfinde):

In düsteren Gassen, in künstlichem Licht,
wo Einsame hassen, dort achtet man nicht,
was lautlos aus Ritzen und Spalten treibt,
der Kälte zum Trotze erhalten bleibt.
Aus winzigen Samen, man weiß nicht woher
sie kamen, erwächst immer mehr und mehr,
trotz eisigem Hauche, aus trockenem Stein
ein blühender Strauch unter Neonschein.
Er duftet gar herrlich zu dir herein,
und unerklärlich erscheint deinem Geist
der Himmel so helle, und plötzlich: es reißt
eine Quelle dich mit in belebendem Lauf
aus Gassen, die leer sind, hinauf, hinauf.


Sehr gern mitempfunden, diese Stimmung - hab vor Jahren selbst ein paar Gedichte in dieser Art gemacht!

LG, eKy

anamolie 08.04.2016 00:27

Hm, interessant.

xXxXxxXxX

das ist das Konstrukt. Zumeist. Das der Urheber/Verfasser haben will.

xXxxXxxXxxX

und das ist das Konstrukt, das mein Vor-Kritiker haben will.

Darüber lässt sich nicht streiten.
Zu bedenken sei der Binnenreim, der allerdings nicht immer sauber
"an die Zäsur fällt", falls ichs so benennen darf.

Dass ausgerechnet die Z4 betont begonnen werden kann,
erschliesst sich mir nicht, weil das zweite Wort dafür wesentlich zu stark ist.



Zitat:

sie hierher kamen, wächst mehr und mehr,
xXxXxXXxX

Zitat:

dich eine Quelle in ihrem Lauf
XxxXxXXxX

hierbei böte sich an, "ihrem" in ein zweisilbiges Adjektiv zu ersetzen.

Was ein Stauch ist, wusste ich nicht. Dass es ein Strauch sein soll, hrmpf!

Für ein sehr ambivalentes Konstrukt, und für einen sehr ambivalenten
finalen Gedanken, juckt mich irgendein blöder Strauch am Neonlichtschatten
vorbeigewachsen, einfach null komma null.
Das romantisierte Objekt eines Irdischen, oder Überirdischen,
wurde als Gegenpol zum Neonlicht/Schatten, und Himmelsgedanken,
als banaler Strauch, mE nicht romantisch genug in die Schärfe gearbeitet.

Der wichtige Mittelpart, ist mit Samen > Strauch, zu unromantisch und banal,
und zu prosaisch verquast verfasst. WENN schon irgendetwas, am irdischen
Trauerspiel vorbei empor gewachsen, als Quelle eines Besseren, den
einsam Wandelnden empor reissen soll, sollte es was Krasseres sein,
eine Distel zB, eine schmutzige einsame Rose, IRGENDWAS ANDERES,
als ein nichtssagender, ach so "herrlicher" Strauch, der aber aussagemässig
nix bringt, weil er mir egal ist. - Mir zumindest.

Die Schärfe einer Ausarbeitung im romantisch-verklärten Gegenpol
einer Tragödie zwischen irdischem Tod und überirdischer Freude,
ist mE nicht scharf genug ausgearbeitet worden, dementsprechend ist
das Konstrukt verfehlt, weil die Schärfe des Konstruktes auch die Schärfe
jener Ausarbeitung zwingend benötigt hätte, und somit erschliesst sich die
Crux nicht weit und tief genug, ergo sinkt das gesamte Dings unter
seine Möglichkeiten, leider, mE!

ABER: Äusserst löblicher, und äusserst ambivalenter Versuch! :)

charis 09.04.2016 10:46

Lieber Thomas,

Gefällt mir sehr gut, besonders interessant auch die Form! Ja, es wäre vielleicht eine gute Idee statt des Sammelbegriffes "Strauch" eine bestimmte Pflanze zu nennen. Was wächst denn in Mauerritzen?

Sehr gerne gelesen!

Lieben Gruß
charis

Thomas 10.04.2016 10:45

Lieber Erich, lieber anamolie,

vielen Dank für die Überlegungen, aber nehmt bitte als Versmaß einfach den neuhochdeutschen Knittel an, ich denke es muss nicht regelmäßiger sein. Das ist bekanntlich Geschmacksache. Erich möchte ich besonders für das "r" danken.

Liebe charis,

vielen Dank für deine positiven Worte. Du hast Recht, aber den Strauch bekomme ich nicht weg, ohne zu verschlimmbessern. Ich habe übrigens nicht das Bild eines Mauerblümchens vor Augen, sondern durchaus etwas kräftiges.

Liebe Grüße
Thomas

Dana 10.04.2016 19:31

Lieber Thomas,

gefällt mir sehr, zumal man jene "Wunder" immer wieder bestaunen kann.
Auf einer hohen Mauer in unserer Straße, die durchgehend kahl ist, wächst z.B. ganz oben eine kleine Birke. Sie wird nicht größer, aber sie ist jedes Jahr da.
Auch Efeu rankt nicht nur unendlich. Er bekommt mit der Zeit einen richtigen starken Stamm und entspringt einem Mauerspalt.

Dein Gedicht schafft nicht nur vertraute Bilder. Es erzeugt auch die Freude, die Begeisterung, die man dabei empfindet.
Mach noch bitte aus Stauch Strauch, bevor ein Tippfehler zur Diskussion wird.;))

Gern gelesen und morgen schaue ich gleich nach, ob die Birke wieder da ist.

Liebe Grüße
Dana

Thomas 10.04.2016 19:40

Liebe Dana,

es freut mich, dass es dir gefällt und Danke für das kleine "r".

Liebe Grüße
Thomas


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