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Schöne Bescherung
(Aus wolos Erinnerungsalbum)
Ein Singen füllt den Raum, ein Glockenklingen, das Christkind macht sich grade aus dem Staub, der silbern glänzt im immergrünen Laub und auf geheimnisvoll verpackten Dingen. Vom Fenster weht ein Luftzug, eine Spalte verrät, dass wer da eingestiegen ist. Nur Papa kennt schon Mamas kleine List, wir starren in die Nacht hinaus, die kalte. Tatsächlich sehn wir noch ein kurzes Blitzen von Christkinds Krönchen hinterm nächsten Haus. Wie gerne packt ich jetzt Geschenke aus! Doch erst mal heisst es brav und ruhig sitzen. Zum x-ten Mal liest Papa von der Krippe, daneben Ochs und Esel stehen, vor, Geburt von Jesus, Auftritt Hirtensippe, zu guter Letzt kommt Kaspar noch, der Mohr. Die ganze Lesung hab ich die Geschenke nur einen Arm weit weg, direkt im Blick. So sehr ich mir den Hals danach verrenke: Die Großen wollen erst mal noch Musik. Da heisst es singen, spielen, rezitieren. Die Kerzen sind bald ausgebrannt am Baum, dann endlich schweigt das letzte Jubilieren und Rascheln von Papier füllt nun den Raum. |
Hei Wolo,
genau so ist es früher gewesen. Ob das heutzutage in den meisten Familien auch noch der Ablauf am Heiligen Abend ist, darf bezweifelt werden. Schön geschrieben, auch wenn noch November ist. Liebe Grüße Sidgrani |
Hallo sidgrani
Ja, das ist wohl im Zeitalter von Halloween, Santa CLaus und Merry Christmas nicht mehr so das Gewohnte. Auch auf Schweizer Mundart spricht man heute weitherum vom "Wiëhnachtsmaa" statt vom "Wiëhnechtschindli". Und an Heilig Abend stehen Weihnachtsmänner in den Läden. Aber das sind ja alles "unsere Werte" nicht wahr. Solange uns das "der Muslim" nicht kaputt macht, ist alles gut. Nun, mein Blick zurück war kein nostalgischer, sondern reine Lust am Spiel mit Wörtern. Danke, dass du das im November schon akzeptierst. gruss wolo |
Hallo Wolo!
Hab geschmunzelt und mich erinnert, wie das früher bei uns war. So ähnlich jedenfalls. Hoffentlich musste nicht erst das halbe Weihnachtsoratorium von J.S.Bach (Teil I bis III) bei euch vom Plattenteller kommen (siehe S 5, Z 4). Das konnte dann sehr, sehr lang werden. Und mit Jauchzen und Frohlocken wäre es dann wohl auch schnell vorbei gewesen. In S 6, Z 4 würde ich das füllt nun vermeiden und stattdessen erfüllt verwenden. Sehr gern gelesen und kommentiert. Grüße von Sanssouci |
Hallo Sanssouci
Danke fürs Lesen und deinen schmunzelnden Kommentar. Ich halte an meiner Schlusszeile fest, weil ich die erste Zeile damit wieder aufnehmen wollte. Aber Danke für den Vorschlag. Gruss wolo |
Hi wolo,
sehr stimmig und entspricht ganz meiner Erinnerung an Heiligabend in meiner Kindheit. Sanssouci, nein, es muss nicht das halbe Weihnachtsoratorium sein an Heiligabend, aber als Kirchenmusiker (Bassist) gehört das "Transeamus" von Schnabel zum Pflichtprogramm an Weihnachten. LG Fridolin |
Hallo Fridolin
Gibt es vielleicht eine "alemannische Wiehnachtsfest-Tradition"? :) Danke fürs Lesen und bestätigen. wolo |
Hallo wolo,
aus "Erinnerungen" kann ich das Spiel wie auch das wunderbare Gedicht nur positiv bewerten. So war es einst und ich kann nicht beurteilen, ob es in dieser Tradition noch oft stattfindet. Die "Großen" führten Regie und niemand hat sich darum gekümmert, ob es die Kleinen durchgehend glücklich gemacht hat.:cool::confused: Man darf nicht vergessen, dass die Kleinen ganz genau wussten, sich freuen zu müssen. Eine ganz kleine "Ehrlichkeit" (das wussten sie), hätte zum "Weihnachtscrash" führen können und den erinnern sie (wir) auch - wir schreiben aber keine Gedichte darüber.:cool::D In Erinnerung werden die meisten Dinge schön erinnert. Ich erinnere ein Hauptthema im engeren Familienkreis - die Flucht. Es wurde mit leuchtenden Augen von dramatischen Ereignissen berichtet. Erinnerungen, die nicht erlaubten, zu hinterfragen. Es war so! Bei der Flut von globalen Ereignissen (fern jeder Traditionsfeier), frage ich mich, wie in Zukunft "Erinnerungen" verdichtet werden. Trotzdem: "Schöne Bescherung" gehört in unsere vergangene Zeit. Gern gelesen und Gedanken hinterlassen. Liebe Grüße Dana |
Hallo Dana
Die Flucht nach Ägyten und die Tötung aller Neugeborenen sind wohl beim heutigen Weihnachtsfest nicht mehr so ein Thema wie damals, als der noch nicht allzu lang überstandene Schrecken unseren Eltern noch tief in den Gliedern sass. Sollen wir uns ärgern über den amerikanischen "Weihnachtsmann" samt Rentierschlitten voller Geschenke, welcher im Gefolge der Befreier dahergeflogen kam? Oder sollen wir uns freuen, dass noch die Geschenke dominieren, noch die Weihnachtsgeschichte wie ein Märchen vom bösen Wolf klingt? Danke für dein feedback wolo |
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