Gedichte-Eiland

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Sidgrani 06.10.2015 18:08

Im Griff des Winters
 
Es trübt sich das Wasser, die Winde sind rau,
die mächtigen Berge versinken im Grau
der hängenden Wolken, vermummt ist das Tal.
Der Winter erhebt sich aus eisiger Gruft,
sein frostiger Atem erobert die Luft
und kriecht durch die Bäume und atmet sie kahl.

In Eiszapfen leuchtet es schemenhaft blau,
auf Pfählen und Zäunen wächst nadliger Tau.
Vorbei sind die Stunden mit herbstlichem Duft,
die Schneide des Winters ist härter als Stahl,
was gestern noch blühte, ihm ist es egal.
Das Schwache muss gehen, zu tief ist die Kluft.

Er herrscht ohne Gnade und sein ist die Nacht,
sie ist ihm zu Diensten, verstärkt seine Macht.
Er hüllt karge Felder in Schneemäntel ein,
zerstört ohne Gnade mit tödlichem Biss,
erloschenes Leben, das ist ihm gewiss.
Sein Zahn spaltet Hölzer und sprengt harten Stein.

Doch fürchtet er einen, der immer gewinnt,
dann leuchten die Farben, es schmeichelt der Wind,
die Sonne scheint wieder mit wärmendem Strahl.
Vergessen sind Kälte und schlafender Wald,
wenn über den Wiesen der Lerchenruf schallt.
Es ist wieder Frühling, vorbei ist die Qual.



Alte Version

Doch fürchtet er einen, der stiehlt ihm die Schau,
dann leuchten die Farben, der Wind schmeichelt lau,
die Sonne scheint wieder mit wärmendem Strahl.
Vergessen sind Kälte und schlafender Wald,
wenn über den Wiesen der Lerchenruf schallt.
Es ist wieder Frühling, schnell weg mit dem Schal.

juli 07.10.2015 19:14

Hallo Sid :)
 
Ganz soweit ist die Natur hier im Norden noch nicht. Der Rhythmus ist gekonnt:)

xXxxXxxXxxX,

und deine Bilder vom sich verabschiedenden Herbst sind malerisch.:Blume:
Für besonders gelungen halte ich diese Stelle!

Er hüllt karge Felder in Schneemäntel ein,
zerstört ohne Gnade mit tödlichem Biss,
erloschenes Leben, das ist ihm gewiss.
Sein Zahn spaltet Hölzer und sprengt harten Stein.

weil mir das Bild mit dem " Zahn "so gefällt.

Die letzte S. kündigt den Frühling an. Du hast den ganzen Winter übergangen!:D Egal ;)

...... wunderschön!
Ich habe dein Gedicht schon mehrfach gelesen und nicke zustimmend.:Blume::Blume::Blume:

Sehr gerne gelesen aus dem herbstlichen, verregneten Schleswig - Holstein.

LIebe Grüße sy

Agneta 07.10.2015 21:09

ein starkes, wortgewandtes Werk,Sid, das mich besonders freut, da man derlei Metrik selten sieht. Anapäst mit Vortakt - schwierig durchzuhalten, doch verlangsamt er und passt darum gut in die Stimmung.
Am Ende wird das Düstere aufgelöst.
da die anderen Verse sehr stark sind, stört mich das mit dem Schal, das etwas , fast flappsig herüberkommt, ein wenig..
ich würde eher noch einmal zurückblicken, und irgendwas mit schal, also abgestanden, nehmen oder ein anderes, stärkeres Bild wählen...-
aber vielleicht Gesachmacksache...
LG von Agneta

Erich Kykal 08.10.2015 17:12

Hi, Sid!

Sehr schön gedichtet!

Zwei Stellen nur haben mich etwas gestört:

S4Z1 - "die Schau stehlen" erscheint mir für diesen lyrischen Stil etwas zu gemeinsprachlich. Da wäre eine edlere Wortwahl angemessen, finde ich.

S4Z6 - Das "schnell weg" ist schwierig, da beide Worte betont sein wollen.
Altern.: "..., hinfort mit dem Schal!"

Sehr gern gelesen!:)

LG, eKy

Sidgrani 09.10.2015 14:40

Liebe sy,

es freut mich, dass dir meine "Wintermalerei" gefällt.

Liebe Grüße ins jetzt hoffentlich etwas sonnige Schleswig - Holstein. :-)

Sid


Hallo Agneta,

völlig richtig, der Schal zum Schluss zerstört den Spannungsbogen. Die Stelle hat mir auch nicht wirklich gefallen, manchmal braucht es einen Knuff von außen, danke.

Liebe Grüße
Sid


Hei eKy,

"hinfort mit dem Schal", ich habe dich beim Wort genommen, er ist weg! ;)
Deine Anregung bezüglich "Schau stehlen" fällt auf fruchtbaren poetischen Boden. :-) Sieh selbst.

Liebe Grüße
Sid


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