Gedichte-Eiland

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wolo von thurland 29.07.2015 09:10

Die Bildnisse, so wunderschön
 
Im Badesee mag heute niemand baden.
Am Zugseil dümpelt still ein Floß, muss warten,
auf schöneres Wetter, auf bessere Tage.

Der blinde See mag mir kein Abbild spiegeln.
Mir tät ein Bild von dir doch schon genügen,
so eins, wie ich‘s überall in mir trage.

Durch Wüsten, über Ozeane trug ich‘s,
auf Wegen, schnurgerade oder kurvig.
Nun trag ich's nicht länger, leg hier mich zur Ruhe.

Dein Spiel ist aus. Ich will dich nicht mehr finden;
ich überlasse jenes Floß am Seil den Kindern.
Leis lächelt der See, als er sieht, was ich tue.

Er ahnt: Gleich wird mich ein Insekt verdriessen,
mich kitzeln, bis ich heftig niese
und schöne Bilder erneut mich verzücken.

Ja, ich will Hunger ohne End verspüren
und lebenslang nach leckren Happen gieren,
genau wie der Fisch, der dort springt, nach den Mücken.

Falderwald 19.09.2015 10:49

Moin wolo,

das hatte ich ja noch gar nicht gesehen und da ist mir eine Perle entgangen.

Diese Bildnisse sind wirklich wunderschön gemalt und beschreiben die tiefe Sehnsucht, die in vielen Menschen steckt.

Ja, das sind menschliche Eigenschaften, die über die normale "tierische Bedürfnisbefriedigung" hinausgehen, weil sie eben auf der geistigen und emotionalen Ebene angesiedelt sind.

Und ich glaube, dies kann auf diese Art und Weise nur ein Lebewesen, welches mit einem Selbstbewusstsein ausgestattet ist, so empfinden.

Das Wissen um die Vergänglichkeit der Dinge und auch um die eigene Endlichkeit wecken den Wunsch nach Wärme und Nähe, die nur von einem gleichfühlenden Wesen erfüllt werden können.

Auffallend an diesem Text ist das Fehlen der sonst bei dir doch oft üblichen Ironie. Stattdessen durchzieht diesen Text ein Hauch von Melancholie, der mich berührt hat.


Gern gelesen und kommentiert...:)


Liebe Grüße

Bis bald

Falderwald



wolo von thurland 28.09.2015 09:28

Hallo Falderwald
Wenn ich das jetzt so lese, könnte ich mir eine hauen, weil alles so hölzern und in wildem stilistischen Überschwang und Durcheinander daherkommt, bzw. untergeht.

Deshalb bin ich dankbar, dass die Bilder doch für dich lesbar waren. Nur werde ich da nochmals drüber müssen, denn der trübe See, das dümpelnde Floss, das Insekt und die Kinder sind an sich eine runde Sache.

Na, ein wenig Ironie (oder ziemlich viel Selbstironie) sehe ich schon in diesen Versen. Aber eigentlich würde die Bühne dem See und dem Floss gehören, da hast du recht.

Ach, es ist so schwierig, wirkliche Dinge zu bedichten.
Dein Kommentar wird mir Motivation sein, es doch wieder zu versuchen.

Schönen Tag
wolo

Falderwald 28.09.2015 19:50

Moin wolo,

gut, im Nachhinein kann man auch die Selbstironie erkennen, die wohl darin liegt, dass das Leben oder das Schicksal, oder wie immer man das nennen mag, mit seinem Protagonisten ja doch das macht, was es "will", ob ihm das nun gefällt oder nicht.
Wie sagt man so schön: c'est la vie

Einigen wir uns darauf, dass diese Ironie dann aber zumindest melancholisch verpackt ist?

Liebe Grüße

Falderwald



wolo von thurland 30.09.2015 18:05

ohne melancholie gäbe es die ironie nicht, keine ihrer abarten. auch im spottenden grossmaul brodelt die schwarze galle.

ich sehe noch, dass ich mich auf die schippe nehme, indem ich einen see und ein insekt meine grossen einsichten und entschlüsse in frage stellen und umstossen lasse.

aber wie schon gesagt: hier steckt mehr guter wile als können drin.

danke aber fürs nachhaken.
schönen abend
wolo


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