Gedichte-Eiland

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Friedhelm Götz 14.06.2015 06:50

Bachsonett
 
Ich wandere durch moosiges Gestein
und seh dich, Bach, in lieblichem Gefälle.
Du plätschert in das stille Tal hinein
und bist schon bald ein rauschender Geselle.

Weißt du es noch, wie ich im Abendschein
ein Bad einst nahm an einer tiefen Stelle?
Als ich den Krampf bekam in einem Bein,
erfasste mich auf einmal eine Welle.

»Du schwimmst, mein Sohn, wie eine Bachforelle.«
So hört ich eine Wassernixe scherzen:
»Ich leite dich hinunter zur Kapelle,
bewahre mich fortan in deinem Herzen. «

Das tat ich, wuchs und so wie die Forelle
zieht es auch mich von Zeit zu Zeit zur Quelle.

Vorhergehende Fassung:

Ich wandere durch moosiges Gestein
und seh dich, Bach, im lieblichen Gefälle.
Du plätschert in das stille Tal hinein
und bist schon bald ein rauschender Geselle.

Weißt du es noch, wie ich in durstger Pein,
als Bursche Wasser schöpfte aus der Quelle?
Als ich den Krampf bekam in einem Bein,
erfasste mich auf einmal eine Welle.

Da hört ich eine Wassernixe scherzen:
»Du schwimmst, mein Sohn, wie eine Bachforelle.
Ich leite dich hinab zur Landungsstelle,
bewahrst du mich fortan in deinem Herzen. «

Das tat ich, wuchs und so wie die Forelle
zieht es auch mich von Zeit zu Zeit zur Quelle.

Lailany 14.06.2015 07:13

Lieber Fridolin,
dein Bachsonett gefällt mir ausnehmend gut. Hier ist dir ein schönes Mix gelungen: romantische Naturbeschreibung , verfeinert mit einer zarten Prise von typisch fridolinschem Humor.
Einmal mehr bin ich äußerst angetan von deinem so versatilen Schaffen.
Und noch ein Wort zu deiner neuen Signatur: Sehr tefflich.
Herzliche Grüße aus Downunder von
Lai:Blume:

Erich Kykal 14.06.2015 09:40

Hi, Fridolin!

Ich bin nicht so der Typ fürs humorige Abgleiten ins Mystische (Nixe), aber hier harmoniert es, wie Lailany sagte, gut mit der Naturbeschreibung.

S1Z2 - hier präferiere ich den edleren Casus: "... in lieblichem Gefälle."

S1Z3 - Schönere Wendung: "... plätscherst nach dem stillen Tal hinein."

S2Z1 beginnt betont - aber es scheint hier den allgemeinen Leserhythmus nicht zu stören. Kein Komma am Zeilenende! Die Verkürzung "durstger" finde ich klanglich und stilistisch nicht so schön. Wie wäre es mit "in heißer Pein" oder so?

Zwischen S2Z2 und 3 ist ein logischer Bruch: Gerade noch schöpft er an der Quelle, und plötzlich scheint er unvermittelt viel weiter unten in einem bereits tiefen Bachbett zu schwimmen, wobei er einen Krampf bekommt. Mir fehlt da der inhaltliche Übergang! Ich weiß, die Sonettform zwingt zur Raffung, und hier ist es als Aneinanderreihung von erinnerten Erlebnissen gedacht - doch der Eindruck beim Leser entsteht unwillkürlich so wie von mir beschrieben.


Sonst aber nichts zu mosern! Sehr gern gelesen!:)

LG, eKy

Friedhelm Götz 14.06.2015 13:02

Hi Lai,

vielen Dank für dein uneingeschränktes Lob aus down under. Aber die Einwände von Erich haben mich zu einer neuen Fassung veranlasst.

Erich,

wie findest du die neue Fassung, bei der ich deine Anregungen weitgehend umgesetzt habe.

LG Fridolin

Erich Kykal 14.06.2015 13:49

Hi, Fridolin!

Gefällt mir, obwohl es mir um das schöne Bild vom "Schöpfen aus der Quelle" leid tut! Aber es musste wohl sein, um die Stringenz zu stärken.:rolleyes:

GG, eKy


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