Gedichte-Eiland

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Erich Kykal 26.07.2014 10:11

Der Träumer
 
Sein Leben folgte stetig fremden Spuren,
verlief sich blind in regellosen Räumen
von Labyrinthen andrer Intellekte -
doch mit der Gier und dem Instinkt von Huren
erschuf er sich aus ungelebten Träumen
ein eigen Reich, das sich darin versteckte,

sich wohl verbarg in fremden Ambitionen,
als sei es Teil nur eines größern Ganzen,
das er gehorsam in die Welt verstreute -
als wäre dieser Raum, den wir bewohnen,
nur Schattenreich, wo Illusionen tanzen,
doch seine Fantasie das Hier und Heute.

Chavali 27.07.2014 22:28

Servus Erich,


ganz schön verschwurbelt :D
Aber du hast es hinbekommen, einen einzigen aussagekräftigen nachdenklichen Satz in 2 Strophen
zu je 6 Zeilen zu kreieren!

Dein Protagonist hat sich seine eigene Welt erschaffen, die fern jeder vernünftigen Realität ist,
was er selbst aber nicht so sieht und nicht erkennt.

War es Schwäche oder war es Unvermögen, dass er sich eine Welt baute, die wahrscheinlich unbemerkt
von außen gesteuert wurde?


Interessanter Text - nicht ganz leicht beim ersten Mal lesen zu erfassen ;)


Lieben Gruß,
Chavi


Erich Kykal 28.07.2014 13:00

HI, Chavi!

"- nicht ganz leicht beim ersten Mal lesen zu erfassen"

Haste aber gut hingekriegt!;):Kuss:D

LG, eKy

Untergrund 28.07.2014 13:20

Hört auf zu träumen. Das hier ist die beste Begründung die ich jemals gelesen habe, bzw. lesen werde. Mehr davon um nicht unnötiges Leid anhand geplatzter Seifenblasen zu kreieren. Bitte konzentriert euch auf die in allem nachzuvollziehende Realität mit ihren lohnenswerten Zielen und Aufgaben.

LG RS

Falderwald 29.07.2014 19:33

Servus Erich,

starrt nicht jeder irgendwie durch sein eigenes Fenster auf die Welt da draußen?

Ich glaube, viele Menschen leben einen Teil ihres Lebens in ihrer Fantasie und träumen von "besseren" Tagen, wie auch immer diese individuell aussehen mögen.

Den meisten dienen dazu die Gedanken anderer, denn es ist einfacher, sich dieser zu bedienen, als eigene zu entwickeln, was vielleicht auch an den eigenen intellektuellen Fähigkeiten liegen mag.

Zudem ist es schwer, sich aus alteingefahrenen Gleisen zu befreien, wenn man diese schon von Kindesbeinen an gezwungenermaßen besteigen musste.
Dazu gehört dann auch eine Portion Mut und die Bereitschaft, Konsequenzen und Sanktionen in Kauf zu nehmen.

Andere hingegen hatten solche Gleise nicht und sind von daher leicht verführbar für fremde Gedanken und Träume einer "besseren" Welt.

Der Mittelweg ist daher sehr schwer und kann nicht von allen beschritten werden. Zudem ist es eine Charakterfrage, denn gegen Träume an sich kann man schwerlich etwas einwenden, nur eben wie damit umgegangen wird.

Ohne Träume und ähnliche Vorstellungen hätte es auch niemals einen wissenschaftlichen Fortschritt gegeben, eine Entwicklung wäre von daher unmöglich gewesen.

Leider ist es so, dass die große Masse sich eben immer wieder von gezielten Träumen beeinflussen lässt, die von außen gesteuert werden, so dass sie gar nicht merken, welcher Beeinflussung sie unterliegen.

Und ich denke, das ist der Knackpunkt, um den sich dein Text eigentlich dreht.

Doch wie willst du der Dummheit damit Herr werden? Das verstehen sie sowieso nicht. ;)


In diesem Sinne gerne gelesen und kommentiert...:)


Liebe Grüße

Bis bald

Falderwald


@Glasfeder

Zitat:

Hört auf zu träumen. Das hier ist die beste Begründung die ich jemals gelesen habe, bzw. lesen werde. Mehr davon um nicht unnötiges Leid anhand geplatzter Seifenblasen zu kreieren. Bitte konzentriert euch auf die in allem nachzuvollziehende Realität mit ihren lohnenswerten Zielen und Aufgaben.
Was ist denn bitte die "in allem nachzuvollziehnde Realität"?
Welche Realität meinst du denn? Deine, meine oder die von Erich?
Das sind schon drei Realitäten.

Ich glaube nicht, dass Träume daran schuld sind, wenn unnötiges Leid anhand neuer Seifenblasen kreiert wird.
Nein, das ist die nüchterne Realität eines menschenverachtenden, absurden und völlig bewusst angewandten Systems, was dieses in Kauf nimmt.

Und wenn du Träume mit ideologischen Vorstellungen gleichsetzt, dann wären dies höchstens die missbrauchten Träume.

Ich für meinen Teil träume mich manchmal gerne in eine andere Welt. Aber ich bin mir dessen bewusst, das diese Vorstellung immer das bleiben wird, was sie sind, nämlich Träume.

Wem sollte dies schaden? :)

LG

Falderwald

Erich Kykal 29.07.2014 22:08

Hi, Faldi!

Hier ein paar Antworten von mir zu diesem Gedicht aus einem anderen Forum:

Hi, +++!

Danke für eure Gedanken! "Schmarotzer" ist das falsche Wort, er arbeitet ja für anderer Leute Ziele, seien ökonomischer oder politischer Natur. Das ist aber für ihn nicht bedeutsam oder wesentlich, da sich sein eigentliches Leben in der Fantasie abspielt. Er arbeitet, um den Körper zu erhalten, wofür, ist ihm weitgehend egal. Es ist für ihn ebenso unausweichlich wie der Gang zur Toilette - er nimmt keinen emotionalen Anteil an der realen Welt.
Inwieweit so eine Lebensführung feige und verwerflich oder aber gesegnet und beneidenswert sei, obliegt der Deutung durch verschiedene kulturelle Hintergründe und Wahrnehmungsfilter. Der Typ "Macher" wird angeekelt den Kopf schütteln, für ihn ist nur ein "realer" Erfolg erstrebenswert, er definiert sich darüber, wie sehr er wieviele direkt beeinflußt und manipuliert. Ein Buddhist, für den ohnehin alles Irdische nur eine zu überwindende Illusion ist, wird mehr Verständnis aufbringen.

Mein Träumer ist also kein Schmarotzer, aber er prostituiert sich natürlich, um den leichtesten Weg gehen zu können. Wem er sich andient, spielt keine Rolle, es geht ihm nur darum, möglichst unbehindert träumen zu können. Eine so auf sich geladene Schuld würde er in Abrede stellen, da er sich gar nicht als zur Welt gehörig betrachtet. Diese gewollte Kurzsichtigkeit bezüglich der Implikationen seiner Weltferne ist typisch für solche Traumtänzer.

Hi, +++!

Ich wollte einen Charakter beschreiben, der so wenig Anteil an der Welt nimmt, dass ihm die sozialen Implikationen seines Tuns egal sind. Er macht sich unhinterfragt zum Erfüllungsgehilfen fremder Interessen, Hauptsache, er verdient damit genug, den Leib zu erhalten, damit er in seiner Traumwelt leben kann. Computerfreaks sind ein schönes Beispiel oder Comic-con-Nerds. Bei denen tritt die Traumwelt offen zutage. Natürlich gibt es verborgenere Varianten.

Auch diese Deutung wäre zulässig: Ein naiver Geist, der sich leicht beeinflussen und manipulieren lässt und so willfährig jeglicher Idee folgt, die ihm eingeredet wurde. Er lebt für die Interessen dieser Idee, die einer Traumwelt gleichkommt. In diesen Weltenplan legt er all sein Wirken, weiht sein Leben dieser Sache. Einseitig und immer potentiell gefährlich. Sektenjünger, politisch Verhetzte, religiöse oder politische Extremisten sind gute Beispiele dafür.

Hi, +++!

Wenn du die Vorkommentare liest, erkennst du, worauf ich hinauswollte. Aber du hast zum Teil recht: Ich arbeite - ohne Freude - als Lehrer, um meine Brötchen zu verdienen, so gesehen erfülle ich nicht meine Interessen. Daheim erträume ich Fantasiewelten oder lasse mich in solche fallen mittels Kino, Fernsehen oder Büchern. So gesehen bin auch ich - ist wahrscheinlich ein Stück weit jeder - wie im Gedicht beschrieben. Allerdings kann ich versichern, dass ich mich niemals in anderer Leute Ideen verfangen habe oder mir habe etwas einreden lassen. Ich war immer ein ausgespochener Skeptiker, selbstanalytisch und vorsichtig, was meine Schnittpunkte mit der Umwelt anging. Ich würde niemals mit einer politischen, religiösen (Würg!) oder sozialen "Botschaft" hausieren gehen - ich bin zum einen nicht affin für solche abstrusen Welterklärungsmodelle, zum anderen empfände ich es als beleidigend, den Menschen so offensichtlich keine eigenständigen Gedanken zuzutrauen.
Natürlich wissen wir, dass es - leider - genug Schwache und Dumme gibt, die immer irgendeinem Traum nachlaufen werden, weil er ihr ansonsten leeres Leben ausfüllt, aber damit missionieren zu gehen oder - am allerschlimmsten - diese Idee zu benutzen, um andere mit Gewalt zu "überzeugen" und zu unterdrücken, das empfinde ich als höchst verwerflich. Aber mach das mal diesen politischen und religiösen "Sendboten des einzig Wahren und allen Heils" klar - diese Spinner glauben zT allen Ernstes, sie würden der Menschheit damit etwas Gutes tun!

Ich hoffe, das beleuchtet die obigen Zeilen ausreichend hinsichtlich meiner Intention.

LG, eKy

Untergrund 30.07.2014 15:07

Realität als subjektiv darzustellen ist wirklich bravourös. Sie wird doch von allen gemacht und äußert sich in den Details die unser Leben beeinflussen. Wenn man versucht, damit Träume zu entschuldigen, ist das doch genau die Unmündigkeit welche der Staat will.

LG RS

Falderwald 31.07.2014 16:50

Servus Erich,

interessante Antworten sind das. :)

Und was antwortest du mir? :D


Liebe Grüße

Falderwald


Hallo Glasfeder,

wenn man sich in einem Faden unter mehreren unterhält, wäre es hilfreich, einen kurzen Hinweis auf den Adressat der Aussage zu bekommen.

Ich nehme das jetzt einfach mal auf:

Zitat:

Realität als subjektiv darzustellen ist wirklich bravourös.
Sie ist die einzig richtige Art der Darstellung. Jeder lebt in der ihm eigenen Umwelt und bekommt seine individuellen Eindrücke davon.

Zitat:

Sie wird doch von allen gemacht und äußert sich in den Details die unser Leben beeinflussen.
Das ist nur die menschliche Sicht der Dinge. Die Realität, sofern es eine solche überhaupt gibt, kann vom Menschen lediglich im Kleinen verändert werden und das bleibt auch noch auf einen winzigen Punkt im Universum beschränkt. Der ganze Rest dieser angenommenen Realität bleibt davon unberührt.

Zitat:

Wenn man versucht, damit Träume zu entschuldigen, ist das doch genau die Unmündigkeit welche der Staat will.
Träume müssen nicht entschuldigt werden, denn sie sind ganz einfach vorhanden und somit auch Teile einer angenommenen Realität.
Außerdem hinkt dieser Vergleich ganz gewaltig, denn man sollte zwischen Träumen an sich und bewussten Manipulationen, die Wunschträume erzeugen können, unterscheiden.
Was hat der Traum von einer persönlichen Glückseligkeit mit der von einem Staat gewollten Unmündigkeit zu tun?
Das bleibt ganz allein eine Frage des persönlichen Charakters.

LG

Falderwald

Untergrund 01.08.2014 20:29

Vom Staat vorgegebene Zwischenebenen beherrschst du gut. Mal ist es subjektiv, mal zu klein und dann wieder das Gegenteil. Auch der Gebrauch von müssen hat diktatorische Züge, wie es überall zur Gewohnheit geworden ist.

LG RS

Falderwald 01.08.2014 20:54

Hallo Glasfeder,

ja, ich verstehe. Ich hatte auch mal einen Schrank, bei dem eine Schublade klemmte.

LG

Falderwald


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