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Das tote Haus
Die Pforte kreischt wie einst in fernen Tagen,
die alten Bäume schauen vorwurfsvoll herab. Wie gerne würde ich „Verzeihung“ sagen, doch längst vergangen ist der armen Eltern Grab. Den schmalen Weg bedecken grüne Ranken, ist es tatsächlich schon so viele Jahre her? Ich war so oft daheim in den Gedanken, jetzt hier zu stehen, fällt mir unwahrscheinlich schwer. Das leere Haus stiert stumpf aus seinen Fenstern, die ohne ihre Scheiben blinde Augen sind. Wie bleiche Totenhemden von Gespenstern, wehn Reste von Gardinen träg im Abendwind. Die Sonne sinkt und zeichnet finstre Schatten, Wie damals, als die Flinte unverschlossen stand. Ich schoss wie blind, wie auf zwei feige Ratten, noch heut sehe ich ihr Blut an weißer Wand. Ich knie mich nieder und kann kaum die Tränen halten, seit heute Morgen bin ich endlich wieder frei. Weil Stolz und Starrsinn stürmisch aufeinanderprallten, warn mir die Folgen meines Wütens einerlei. Was einst geschah, darf in mir niemals Ruhe geben, ich bin verzweifelt und für immer ganz allein. Noch einmal werd ich frevelnd meine Hand erheben - und bald für immer, liebe Eltern, bei euch sein. |
Lieber Sidgrani,
das ist wirklich eine sehr düstere Geschichte, die da nach und nach aus den Zeilen hervortritt und mit dem angedeuteten Selbstmord ihren konsequent-schrecklichen Abschluss findet. der Ausdruck "unwahrscheinlich schwer" stört mich etwas. Wäre es nicht besser "unvorstellbar schwer" zu sagen, oder etwas ähnliches? Liebe Grüße Thomas |
Moin Sid,
uh, das ist ja wirklich ein schauriger Text. Der Protagonist kehrt zurück in sein Elternhaus, das zugleich der Ort für (s)eine schreckliche Tat gewesen ist. Diese Tat, der Elternmord, hat ihm keine Ruhe gelassen und ihn nun zurückgeführt. Die Beschreibung der Szenerie wirkt sehr plastisch und real, ja fast schon bedrückend, ebenso wie die Selbstreflektion in den darauf folgenden Zeilen. Wahrscheinlich ist der angekündigte Suizid die einzige Lösung, um die Schuld zu sühnen, die der Täter auf sich geladen hat. Viele Worte kann man dazu gar nicht verlieren, den Text muss man wohl einfach so stehen und wirken lassen. :( Auf jeden Fall ist er sehr gut geschrieben und in diesem Sinne habe ich ihn auch gerne gelesen und kommentiert...:) Liebe Grüße Bis bald Falderwald |
Hallo Sidgrani,
dieses Gedicht gefällt mir im traurigen Sinne sehr gut, erzählt es doch die Geschichte eines Selbstmörders, der reuig an den Ort seiner Tat zurückkehrt, um das zu vollenden, was ihn nicht mehr loslassen will. Vielleicht ist das die einzige Möglichkeit für ihn, sich von der Schuld zu befreien, indem er seinen einstigen Opfern nachfolgt. Die Motive für die Tat bleiben in deinem Gedicht ungeklärt, aber sie scheinen mir auch nebensächlich zu sein, was zählt waren und sind die Absichten. Deine Zeilen bauen eine düstere Atmosphäre auf, in denen ich als Leser versinken konnte. Herzliche Inselgrüße Narvik |
Hei hei Sid :) |
Hei Thomas,
danke fürs Lesen und deine Anregung. Ob ich etwas ändern werde, ist mir noch nicht ganz klar, ich brüte noch. Lieben Gruß Sid Hei Falderwald, ich freue mich über deine positiven Gedanken - einfach wirken lassen, ist gut. Lieben Gruß Sid Hei Narvik, in der Tat, die Motive für die Tat spielen hier keine Rolle, es geht allein um das Danach. Schön, das der Text dich berühren konnte. Lieben Gruß Sid Hei Chavali, dein "Altes Haus" hat mich auf die Idee gebracht, wobei ich schon mal ein ähnliches Gedicht geschrieben habe. Demnächst stelle ich es ein. Schön, dass dir dieses hier gefällt. Lieben Gruß Sid |
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