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Chavali 22.05.2014 13:58

Zuversicht
 



Wir alle sind geboren, um zu sterben,
wir gehen allesamt den gleichen Weg.
Was bleibt von uns zurück, was ist zu erben?
Es schwankt der letzte schmale Brückensteg.

Von weither grollen grimmig die Kanonen,
sie sind Begrüßung für das Tor zum Tod,
ihr Lied schallt in den Äther der Äonen,
sie warten auf das nahe Himmelsrot.

Wir alle sind geboren, um zu leben,
verzweigt sind all die Wege, die wir gehn.
Wir haben uns noch viel zu viel zu geben,
der Menschen Erde wird noch nicht vergehn.


*

verkürzte Version nach ginTon

Wir alle sind geboren, um zu sterben,
wir gehen alle den gleichen Weg.
Was bleibt von uns, was ist zu erben?
Es schwankt der schmale Brückensteg.


Von weither grollen die Kanonen,
sie sind Begrüßung, Tor zum Tod,
ihr Lied schallt in den Äther der Äonen,
sie warten auf das nahe Himmelsrot.


Wir alle sind geboren, um zu leben,
verzweigt die Wege, die wir gehn.
Wir haben uns noch viel zu geben,
der Menschen Erde wird nicht vergehn.




Erich Kykal 22.05.2014 17:40

Hi, Chavi!

Ein sehr schönes, sprachlich wie inhaltlich gelungenes Werk aus deiner Feder!
Die Verse haben 5 Heber.
Ein paar kleine Problemchen mit der Zeilenlänge sind leich behoben:

Zitat:

Zitat von Chavali (Beitrag 74661)

Wir alle sind geboren, um zu sterben,
wir gehen allesamt den gleichen Weg.
Was bleibt von uns, was ist zu erben? Diese Zeile hat nur 4 Heber. Lösung: "Was bleibt von uns zurück, was ist zu erben?"
Es schwankt der letzte schmale Brückensteg.

Von weither grollen die Kanonen, Auch hier nur 4 Heber: "Von weither grollen grimmig die Kanonen,"
sie sind Begrüßung für das Tor zum Tod,
ihr Lied schallt in den Äther der Äonen,
sie warten auf das nahe Himmelsrot.

Wir alle sind geboren, um zu leben,
verzweigt sind all die Wege, die wir gehn.
Wir haben uns noch viel zu viel zu geben,
die Menschenerde wird noch nicht vergehn. Schöner: "Der Menschen Erde wird noch nicht vergehn."


"Geboren, um zu leben" - das ist doch dieses Lied vom "Grafen"? Hat dich der Song inspiriert? Jedenfalls eine würdige Hommage, sollte dies der Fall sein - und textlich sicherlich um viele Längen besser als die Lyrik dieses Liedes.
(Ich frage mich in den letzten Jahren ohnehin, warum die deutschen Sänger offenbar kaum mehr reimen können (von "Ey alda, isch schwöa"-Texten erst ganz zu schweigen!:mad:)! Im "Haus am See", dem oben erwähnten und ähnlichen Texten diverser Interpreten, die zu "Hits" avancierten, findet sich kaum mehr ein reiner Reim, wenn überhaupt!!! Mangelnde Sprachhabung oder ein gewollter Effekt???)

Sehr gern gelesen!

LG, eKy

Chavali 22.05.2014 18:05

Servus Erich,

ich freu mich, dass du geschaut hast!
Und alle drei Tipps habe ich übernommen - das hat sich gelohnt.
Hm, der Text gefällt mir selber :o

Zitat:

"Geboren, um zu leben" - das ist doch dieses Lied vom "Grafen"? Hat dich der Song inspiriert?
Ja, die Titelzeile gefiel mir und da dachte ich, daraus kannst du doch ein Gedicht machen...

Was die Textschreiber der deutsch gesungenen Songs angeht, bin ich auch manchmal zumindest verwundert.
Nicht nur, dass die Sprache verhunzt wird, es sind oft auch grammatische oder Logikfehler drin :rolleyes:

Danke für deine lobenden Worte, sie sind mir viel wert.
Liebe Grüße,
Chavali


Erich Kykal 22.05.2014 18:21

Hi, Chavi!

Ja - und kaum noch einer kennt oder spielt die wirklich guten Texter: Heinz Rudolf Kunze, Reinhard Mey u.ä.

Diese Verrohung, bzw. Verarmung der Sprache ist mE. ein Zeichen der Zeit. Seichte TV-Unterhaltung (Fallfehler in Werbetexten!!!), Big Brother - Schlüsselloch-TV, fast nur noch Sendungen auf oder sogar unter Proletenniveau von wegen der Scheißqoute!!! Daneben das Idiotengebrabbel in den "social networks" ohne jede Ahnung von Rechtschreibung oder Formulierkunst - von der damit einhergehenden Anglisierung oder diesem unsäglichen Türkendeutsch ganz zu schweigen!
Früher sprach öffentlich nur einer, der dies auch gelernt hatte, geschult war in Sprachhabung und Satzbau, um sein Ansinnen deutlich und zivilisiert zu vermitteln - sonst hätte er sich auch ordentlich blamiert. Heute darf via Twitter, Facebook oder sonstwas jeder seinen Sermon zu allem ablassen, auch wenn es noch so ein sprachlicher wie inhaltlicher Dünnpfiff ist!!!:mad:

(Sorry wegen dieser Nörgelei - gehört eigentlich nicht zum Thema des Fadens.)

Geseufzte Grüße, eKy

Chavali 22.05.2014 19:52

Hi Erich,

deinen Frust kann ich gut verstehen.
Du hast ganz recht, das TV verkommt immer mehr zu Trash.
Das Schlimme ist aber, dass gerade diese Sendungen immer mehr gesehen werden :eek:

Wir selbst können dagegen nix machen - außer vielleicht in solchen Foren wie das unsere
die deutsche Sprache pflegen.

Mitseufz :o
Chavali

ginTon 26.05.2014 21:28

Hi chavilein,,

Ich habe auch das Lied erkannt und würde es sogar mitunter als Zitat markieren. Finde ich inhatlich gut...

Zitat:

Wir alle sind geboren, um zu sterben,
wir gehen allesamt den gleichen Weg.
Was bleibt von uns zurück, was ist zu erben?
Es schwankt der letzte schmale Brückensteg.
Ich hätte in Vers 2 "alle" geschrieben, da mit der Wiederholung eben hervorgehoben wird, dass jeder oder alle eben irgendwann sterben müssen. Die Änderung des Verses 3 hätte ich nicht vollzogen, außer wenn du die inhaltliche Änderung tolerieren kannst. Jetzt geht es mehr darum was wir hinterlassen haben, zuvor um eine Erkenntnis- oder metaphorische Frage.

Wir alle sind geboren, um zu sterben,
wir gehen alle den gleichen Weg.
Was bleibt von uns, was ist zu erben?
Es schwankt der schmale Brückensteg.


mitunter: Wir schwanken auf schmalem Brückensteg
(da der Text eeh sehr viel mit Wiederholungen spielt und hervorhebt)


Zitat:

Von weither grollen grimmig die Kanonen,
sie sind Begrüßung für das Tor zum Tod,
ihr Lied schallt in den Äther der Äonen,
sie warten auf das nahe Himmelsrot.
Das "grimmen" in Zeile 1 ist in meinen Augen Effekthascherei und dies hättest du nicht ändern müssen. Meine Meinung...

Von weither grollen die Kanonen,
sie sind Begrüßung, Tor zum Tod,
ihr Lied schallt in den Äther der Äonen,
sie warten auf das nahe Himmelsrot.


Zitat:

Wir alle sind geboren, um zu leben,
verzweigt sind all die Wege, die wir gehn.
Wir haben uns noch viel zu viel zu geben,
der Menschen Erde wird noch nicht vergehn.
Hier hätte ich die Zeile 2 geändert, "sind" zu wiederholen ist unnötig.

Wir alle sind geboren, um zu leben,
verzweigt die Wege, die wir gehn.
Wir haben uns noch viel zu geben,
der Menschen Erde wird noch nicht vergehn.


mitunter: "der Menschen Erde wird nicht vergehn"
da du ansonsten die Zuversicht in der Überschrift über Bord wirfst,
noch nicht heißt, es wird jetzt noch nicht passieren aber irgendwann schon


musste mal schauen, ob du davon was gebrauchen kannst..ansonste fand ich das Werk gut...gerne mit beschäftigt :)

liebe Grüße ginnie

Chavali 27.05.2014 16:24

Hi ginnie,

du hast mit deinen Vorschlägen alle Zeilen verkürzt.
Das ginge natürlich auch, ist dann aber eine andere, neue Version.
Ich könnte sie oben mit einstellen.

Vielleicht kommt ja noch ein Feedback, was mir sagt, welche von beiden die
schönere, interessantere, poetischere, logischere Version ist.

Dass ich diese und jene Änderung vorgenommen habe, war für mich einleuchtend,
denn es ging ja auch um die Handwerklichkeit in meiner Version,
die durch fehlende Heber eben nicht gegeben war.

Danke fürs Lesen und die Beschäftigung mit dem Text, hab mich gefreut :)


Lieben Gruß,
chavi





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