Gedichte-Eiland

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Sidgrani 19.05.2014 19:53

Schranken
 
Wie welke Blätter wirbeln die Gedanken
und legen sich mir modernd aufs Gemüt.
Mein wirres Grübeln konstruiert mir Schranken,

der Frohsinn meiner Jugend ist verblüht.
Die Himmelsleitern haben sich verbogen,
das warme Morgenrot ist längst verglüht.

Ich fühle mich getäuscht und dreist betrogen
als Marionette einer wunden Welt.
Vielleicht jedoch hab ich mich selbst belogen

und schielte viel zu sehr nach Gut und Geld.
Vergaß dabei das unbeschwerte Leben
und wurde so zum Hund, der beißt und bellt.

Nur einmal noch möcht ich vor Wonne beben,
mit frühlingshaftem Flattern tief im Bauch.
Ich würde wirklich alles dafür geben -

und meine Schranken wären Schall und Rauch.


Chavali 19.05.2014 22:29

Lieber Sid,

schön melancholisch. Das gefällt mir :)

Das Leben ist viel zu schnelllebig, als junger Mensch kommt man kaum zu Atem, zur Besinnung, will alles mitnehmen,
alles erleben und irgendwann erkennt man, dass die wahren Werte ganz woanders liegen.

Dann ist es oft zu spät, das Leben ist fortgeschritten und es bleibt einem wahrscheinlich nicht mehr viel Zeit.
Allzu oft hat man auch falschen Freunden vertraut, wie sich später heraus stellt.

Und wie das so ist - meist kommt jede Einsicht und jede Reue zu spät.

Schön gedichtet, durch die langen Zeilen wirkt die Tragik des Inhaltes doppelt schwer :)


Sehr gern gelesen, da gut gefallen!

Lieben Gruß,
Chavali

Narvik 20.05.2014 05:57

Hallo Sidgrani,

da bekomme ich am frühen Morgen ein Stückchen wunderbare Lyrik zu lesen.
Ein selbstkritisches Résumé, dass reflektierend die Gegenwart betrachtet, jedoch die Schuld an den Dingen, so wie sind, nicht bei anderen sieht oder durch irgendwelche fremdverschuldeten oder unglücklichen Umstände zu entschuldigen versucht.
Vielleicht ergibt sich ja noch einmal ein neue Chance, wer weiß das schon zu sagen?
Das sind sehr schöne Terzinen, die trotz aller Melancholie eine schwungvolle Hoffnung in sich tragen.

Herzliche Inselgrüße

Narvik

Sidgrani 21.05.2014 15:34

Liebe Chavali,

ich freue mich über deine stimmigen Gedanken zu dem Gedicht. Das Leben lässt sich von unzähligen Seiten aus betrachten, es kommt immer auf die jeweilige Stimmung an.

Danke und lieben Gruß
Sid


Hei Narvik,

auch du hast dich wieder intensiv mit dem Gedicht beschäftigt, das finde ich sehr positiv. Die Terzinenform hat mir geholfen, die melancholische Stimmung perfekt rüberzubringen.

Auch dir danke ich mit liebem Gruß
Sid

Dana 21.05.2014 20:33

Hallo Sidgrani,

Zitat:

Zitat von Sigrani
Nur einmal noch möcht ich vor Wonne beben,
mit frühlingshaftem Flattern tief im Bauch.
Ich würde wirklich alles dafür geben -

und meine Schranken wären Schall und Rauch.

in der richtigen Rubrik den Ton getroffen: Das will ich auch!:)

Ein ansteckendes Gedicht - wenn nicht jetzt, wann dann?:D

Im Gegensatz zu Chavi, sehe ich nur ungern verspätete Einsicht und Reue.;)
Wir sind, wie wir sind - die Hauptsache wir erkennen und retten, was noch zu retten ist.

Gern, angetan gelesen und lobend kommentiert.

Liebe Grüße
Dana

Sidgrani 26.05.2014 09:24

Hei Dana,

den richtigen Ton treffen und in den Menschen die entsprechenden Saiten zum Mitschwingen bringen - das ist das Bestreben von allen Dichtern. Interessant finde ich es, dass du das Gedicht etwas anders als Chavi interpretierst (späte Reue), aber so ist es gut. :)

Wir sind, wie wir sind, wie wahr.

Danke und lieben Gruß
Sid


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