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Sterbegedicht
Dein Taumelherz gewann so viele Schlachten,
beging das Leben wie ein großes Feiern. Das Lied geht aus, die letzten Töne leiern in den Gefühlen, die einst singen machten. Dein Falterkopf entläßt die bunten Flügel, die all die Blütenträume dir erdachten, und den Gedanken, die dein Tun bewachten, entgleiten langsam dieser Seele Zügel. Dein Gleichgewicht erlischt, die Blicke eiern im Zwischenraum der nackten Brillenbügel, und vor der Weite lockt ein letzter Hügel - dann fällt der Vorhang endlich, kalt und bleiern. |
Lieber eKy,
eine seltsame, fast neue Berührung entsteht beim Lesen dieses Gedichtes. Trotz der Rubrik "Trauer und Düsteres" bleibt die Trauer aus, ob der "nüchternen und sachlichen" Feststellung. (Ich weiß es nicht besser zu sagen.) Das Gewesene tröstet in seiner Vergänglichkeit, derer wir uns immer bewusst sind, zumindest sein sollten und müssten. Darin sind Feiern, Flügel und Blütenträume (Kinheit, Jugend), auch Be- und Nachdenken (Reife) und dann folgt ein passendes "Eiern" (Alter mit seinen Gegebenheiten). Für mich eine gänzlich neue und schöne Mischung zwischen Sein und Loslassen - mit Worten, die eine neue lyrische Sprache darbieten. Nicht zuletzt der letzte Hügel. Einfach klasse gemacht, sehr gut. Liebe Grüße Dana |
Hi, Dana!
Vielen Dank für die positive Analyse, die ich für sehr gelungen halte! Ist dir das Reimschema aufgefallen? Es sollte zuerst ja ein Sonett werden, doch noch während des Schreibens hatte ich die Idee, jeden Reim in drei Strophen 4mal zu verwenden, je zweimal umschlingend und zweimal umschlungen. Eine neue Form? - Drei Strophen, drei Reime: ABBA CAAC BCCB :D;):cool: LG, eKy |
Beides, denn beim ersten Lesen habe ich ein Sonett gefühlt.:D
Erst bei der "Versebeschau" erkannt, dass es keines ist.:cool: Ein wahrhaft neues Gefühl für Berührung und Form. (Evtl. nur eine Alterserscheinung.:confused::D - meinerseits, ist doch klar.:cool:) Liebe Grüße Dana |
Hi nochmal!
Auch dies hast du trefflich erkannt! Hierbei bemühte ich mich, abgesehen vom Reimschema, besonders um intensive lyrische Sprachbilder, eine möglichst entrückende wie entrückte Verdichtung: Taumelherz für die wechselnden emotionalen Zustände im Menschenspiel, Falterkopf für die geistige Flatterhaftigkeit der Jugend, bunte Flügel für all die so gern gepflegten keinen Eitelkeiten, Blütenträume für die Sehnsucht nach dem Weiblichen, der Liebe, die eiernden Blicke als Verlust von Beherrschtheit und Willenskraft, der letzte Hügel vor der Weite (=andere Welt, Tod) als ein letztes zu erstrebendes Ziel, das man wenn möglich erreichen will, ehe der letzte Schatten, sprich Vorhang fällt. Offenbar gelungen...das freut mich wirklich sehr! LG, eKy |
Servus Erich,
nun hast du ja leider schon alles selbst erklärt, so dass weder eine Interpretation noch eine Erwähnung des gelungenen Reimschemas noch von Nöten sind. Was bleibt dann noch übrig? Vielleicht noch einmal die Erwähnung der überaus gelungenen Metaphern. Mit dem "Taumelherz" erfolgt direkt ein Einstieg, der den Leser gefangen nimmt und "Falterkopf", "bunte Flügel" und "Blütenträume" erzeugen ebenfalls klare Bilder, welche die Intentionen des Dichters widerspiegeln. Sehr schön ist es bis dorthin und müsste nicht in dieser Rubrik stehen, doch die letzte Strophe, bzw. deren Ende rechtfertigt sie dann doch noch. Denn es ist ja ein ziemlich düsterer Schluss durch den Vorhang, der kalt und bleiern fällt. So ist das Leben und so ist der Tod... In diesem Sinne gerne gelesen und kommentiert...:) Liebe Grüße Bis bald Falderwald |
Hi, Faldi!
Vielen Dank für's Vorbeischauen!:) Möge uns die letzte Strophe noch lange nicht ereilen!:rolleyes: LG, eKy |
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