Gedichte-Eiland

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Erich Kykal 01.11.2013 22:41

BildHaft
 
Tiefer rauschen meine Bäche
unter einer Oberfläche,
die mich in Verschweigen kleidet.
Drinnen weiß ich um Gedichte
rund um eine Weltgeschichte,
die mein stummes Bild erleidet.

Eingeschlossen in die Züge
mancher stillen Lebenslüge
flutet warm ein Lied der Lieder,
schenkt der müden Außenhülle
Atem, und der Lebenswille
ihrer Augen regt sich wieder.

Leise Gesten deuten munter
durch die Starre, und darunter
fließen neue Zärtlichkeiten.
Altes Glück reicht junge Hände,
mit dem Strom zu gutem Ende
durch den Bildersturm zu schreiten.

Dana 02.11.2013 21:23

Lieber eKy,

gerade schrieb ich einen Kommentar zu deinem Gedicht "Schatten der Wahrheit" und darin, dass wir Gefangene unserer Zeit sind.

Hier gerate ich als Leser in eine (deine) Haft, die "wohltuend schmerzt" und gut verstanden wird.:)

Gedichte entstehen durch "erlebte, gesehene Bilder" und geben diese, gut verdichtet, an den Leser weiter. Wie oft wird kommentiert: "Ich habe Bilder gesehen..."

Schreite und schreibe - dir gelingt es immer wieder.:)

Liebe Grüße
Dana

Erich Kykal 02.11.2013 21:37

Hi, Dana!

Danke für den Kommi!

Das Thema hier, die Erstarrung des äußeren Lebens in "komponierten", oft selbstgenerierten Bildern des Selbst und die Lösung von diesen Schablonen durch emotionale Kartharsis, beschäftigt mich oft und intensiv. In letzter Zeit kreisen meine Gedanken fast ausschließlich um diese Gedanken und spinnen immer neue Facetten eines möglichen Umgangs damit.

LG, eKy

Chavali 11.11.2013 18:28

Hallo Erich,

bin auch mal wieder da :)

Ich las eure Kommentare zu dem Text und finde es immer wieder berührend,
wie Dana tief eintaucht in deine Zeilen und sie versteht.

Ich lausche mehr dem Klang deiner Worte und erahne dahinter eine tiefe Sehnsucht
nach nie enden wollender Schreib- und Dichtkreativität, die Gefühle und Empfinden wie kaum ein anderer Dichter
in Worte zu kleiden vermag.

LG Chavali

Erich Kykal 11.11.2013 19:46

Hi, Chavi!

Da ich sehr auf Klang und Fluss meiner Zeilen zu achten versuche, freut mich auch dieses!:)

Vielen Dank für das tolle Kompliment! "Kaum ein anderer Dichter" halte ich allerdings für übertrieben.:cool:

LG, eKy

Dana 15.11.2013 19:09

Lieber eKy,
nein, Chavali übertreibt nicht.:)

Deine Gedichte sagen aus, spielen, berühren und bleiben bleibend.

Zitat:

Zitat von Erich Kykal
Altes Glück reicht junge Hände,
mit dem Strom zu gutem Ende
durch den Bildersturm zu schreiten.

Der Bilderstrom mag länger dauern, als wir ihm wohlwollend begegnen. Er holt sich von selbst wieder ein.
Nicht um des Einzelnen wegen, sondern um des Ganzen wegen - das Neues sucht und in Erfahrung, Bestätigung findet. Wessen Erfahrung es ist, mag dahin gestellt sein. Es geht immer um diese, die wir leben.:)

Liebe Grüße
Dana

Erich Kykal 15.11.2013 19:57

Hi, Dana!

Bilderstrom? Da habe ich möglicherweise das gewollte Bild nicht ausreichend verdeutlicht:

Das Ich ist gefangen in nach außen erstarrten Bildern, kalten Masken sozusagen, die es der Welt von sich zu zeigen gelernt hat.
Im Innen ein Weiches, Fließendes voller Wärme, ein "Lied der Lieder", die wahre Seelenmelodie.
Und letztlich - wird die Kruste der Bilder aufgebrochen, das wahre, ständig im Werden begriffene, quasi flüssige Wesen muss sich nicht mehr verbergen, bricht hervor und stürmt die starren Bilder. Daher: "mit dem Strom zu gutem Ende // durch den Bildersturm zu schreiten."
Eine Mischung aus quasireligiösen Zügen (evangelischer Bildersturm) und dem lyrischen Bild eines Vulkanausbruchs.
Dieser Zyklus begegnet uns nicht nur im einzelnen Menschen, sondern auch in allen Zivilisationen der Menschheitsgeschichte, ja sogar in der Geschichte der Evolution selbst immer wieder! Das zutage tretende Neue oder Weiche erstarrt mit der Zeit zu selbstgefälliger Härte und Kälte - dann muss sich das Gefühl erneut Bahn brechen, eine Kartharsis einleiten, um sich neu zu gestalten und zu definieren. Was für ein Leben hätten wir sonst - oder was wäre das Leben selbst ohne das!?

LG, eKy

Narvik 22.05.2014 06:10

Hallo Erich Kykal,

der Titel ist zweideutig, bestätigt sich aber nach dem Lesen des Gedichtes.
Zum einen nimmt das Bild den Leser in Haft, zum anderen den Erzähler selbst.
Es ist geradezu eine Bilderflut, die hier entsteht und Einblick in eine Gefühlswelt zeigt, wie sie intensiver gar nicht hätte sein können.
Von Lebenslügen, der äußeren Hülle, von Atem, aber auch vom Lebenswillen die Rede.
So gesehen hätte der Titel auch "Lebensbilder" heißen können.
Mich jedenfalls haben diese Bilder sehr berührt und, wie schon erwähnt, in Haft genommen.

Herzliche Inselgrüße

Narvik

Erich Kykal 22.05.2014 17:20

HI, Narvik!

Danke für dein Staunen und zugleich für das Beleben dieses alten Fadens!:)

LG, eKy


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