Gedichte-Eiland

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Erich Kykal 13.08.2013 12:49

Der Penner
 
Seht ihn reglos sitzen, lieblos eingewandet
in des Rausches unbedingte Illusionen,
die sein Nichtmehrbeisichsein für ihn bewohnen,
während er am Rande seiner selbst versandet.

Hört ihn haltlos murmeln in die stumme Leere,
die den seltsam Unberührbaren umgibt,
weil ihn keiner mehr, und er sich selbst nicht liebt,
da sein Wille stochert wie ins Ungefähre.

Gebt ihm etwas Geld, zusammen mit Verachtung,
die ein Blick in seine blasse Stirne brennt,
denn wer selber Not nicht oder Schicksal kennt,
fühlt nur so bei solchen Jammerbilds Betrachtung.

Dana 16.08.2013 21:11

Lieber eKy,

diese drei Strophen gehörten eher in die Denkerklause. Die Traurigkeit wird dem Leser zwar bewusst, aber wie die letzte Strophe schon sagt:

Zitat:

Zitat von Erich Kykal
Gebt ihm etwas Geld, zusammen mit Verachtung,
die ein Blick in seine blasse Stirne brennt,
denn wer selber Not nicht oder Schicksal kennt,
fühlt nur so bei solchen Jammerbilds Betrachtung.

So fühlt der Mensch bei allem, was er nicht kennt. Er verfällt in Vorurteile, Urteile und Unverständnis. Er vermag nur zu verstehen, was IHN betrifft.
Nicht von ungefähr gibt es die Aussage, dass jedes Übel auch sein Gutes hat; was bedeutet, dass wir daran nicht nur für uns reifen, sondern auch im Verständnis für die anderen. Somit wäre ein glückliches, reiches und gesundes Leben eine oberflächliche Farce.:confused: Alles, was wir vorgäben zu verstehen, wäre gelogen.

"Der Penner" berührt mich zutiefst. Nicht unbedingt die Wahrheit seiner Existenz. Was er wirklich weiß, fühlt und denkt, weiß man nicht und niemand spricht mit ihm.
Nur angenommen, man würde ihn anhören und zu hören bekommen, was er von uns hält - hielten wir es aus?:cool:

Ein sehr gutes Werk. Es beinhaltet viel mehr als auf den ersten Blick sichtbar wird und durch eine sehr gute Umsetzung haftend bleibt, immer wieder.

Liebe Grüße
Dana

Erich Kykal 16.08.2013 21:57

HI, Dana!

Danke für deine einfühlsamen Gedanken! Ja, der Typ könnte auch ein selbstmitleidiges faules Arschloch sein, der letztlich nur bekommen hat, was er verdiente. Darum geht es nicht. Es geht darum, wie - vor allem weniger lebenserfahrene - Menschen auf solches Elend herabsehen, so als müsste es deren eigene Schuld sein, dass sie sich in diesem Zustand befinden.

Aber wer (noch) nicht weiß, wie grausam das Leben spielen kann, und dass unsere Kraft, dem zu widerstehen oder das zu ändern begrenzt sein mag und unter der ständigen Last ausbrennen kann, der begreift einfach nicht, wie respektlos und gemein sein oberflächliches Urteil zum betrachteten Bild ist - egal, wes Geistes Kind nun tatsächlich dahintersteht.

Wie wir miteinander umgehen, schafft die Gesellschaft, die wir verdienen. Das gilt für beide Seiten...

LG, eKy

Angélique Duvier 22.08.2013 01:03

Du hast sicher die Rechtschreibung neu erfunden. Nichtmehrbeisichsein, in einem Wort und dann noch Großgeschrieben!
Tolle Idee!
Wer im Glashaus sitzt.....

Erich Kykal 22.08.2013 11:07

Hi, Angelique!

Eine hauptwörtlich gebrauchte Phrase. Man könnte sie auch mit Bindestrichen zwischen den Wörtern schreiben, muss aber nicht sein:

"sein Nicht-mehr-bei-sich-Sein"

Abgesehen davon ist das keine Erfindung von mir, sondern simpler Sprachgebrauch. Vielleicht ungewohnt heutzutage, da viele kaum noch mit ihrer Sprache umzugehen wissen (das soll jetzt nicht auf dich gemünzt sein, ich meine die sog. "bildungsfernen Schichten"...), weil in den meisten Schulen kaum noch Wert darauf gelegt wird, eine wirklich kultivierte Sprachhabung zu vermitteln.

Mein Glashaus ist aus Sicherheitsglas...(relativ) beschusssicher!;):p:D

LG, eKy


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