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Thomas 28.05.2013 10:53

Vergebliche Tage
 
Vergebliche Tage

Der Morgen kam mit einem Hoffnungsschimmer,
der fern am Horizont – du bist so fern –
erschien, fast grüßte, und ich hätte gern,
er sagte mir: "Sie liebt dich ja noch immer!"

Zum Mittag stieg die Sonne dann aufs Neue,
sie wärmte und – wie warst du mir einst nah –
ich glaubte, dass ich halbgeblendet sah –
in Wolkendunst graviert: "Sie hält die Treue!"

Der Abend nahm das Licht aus allen Senken,
es ging mit ihm – mit dir – die Hoffnung fort.
Nur unsre Weide stand am selben Ort
und nickt mir zu: "Sie wird an dich noch denken!"

Die kalte Nacht beginnt herabzuschweben.
Sie wird, was niederliegt, nicht mehr erheben.
Sie bringt den Tag – der nutzlos weilte – um,
doch macht sie die Erinnerung nicht stumm.
Ich will – ich will so nicht mehr leben.




P.S.: Inspiriert durch die in dem Beitrag "Die Welt gewinnt immer" von Hans Beislschmidt verwendete From.

Chavali 28.05.2013 12:00

Lieber Thomas,

das gefällt mir sehr gut!

Aber kann es sein, dass dir einige Flüchtigkeitsfehler unterlaufen sind?
(oder ich verstehe nicht :o)
Zitat:

Der Morgen kam mit einem Hoffnungsschimmer,
der fern am Horizont – du bist so fern –
erschien, fast grüßte, und ich hätte gern--> Komma
er sagte mir: "Sie liebt dich ja noch nimmer!" --> minus n ?
Zitat:

Zum Mittag stieg die Sonne dann aufs Neue,
Sie wärmte und – wie warst du mir einst nah – --> sie klein oder Punkt in Z1
ich glaubte, dass ich halbgeblendet sah –
in Wolkendunst graviert: "Sie hält die Treue!"
Zitat:

Die kalte Nacht beginnt herabzuschweben.
Sie wird, was niederliegt, nicht mehr erheben. --->Komma möglich
Sie bring den Tag – der nutzlos weilte – um, ---> bringt?
doch macht sie die Erinnerung nicht stumm.
Ich will – ich will so nicht mehr leben.
Schönes Gedicht - sagtest du, du hättest keine Ideen im Moment...?;)

Lieben Gruß,
Chavali



Thomas 28.05.2013 13:46

Liebe Chavali,

herzlichen Dank für die Korrekturen und die netten Worte. Ich mache halt immer diese blöden Fehler.

Liebe Grüße
Thomas

Falderwald 25.06.2013 19:37

Hi Thomas,

ein tieftrauriges Gedicht, das Spuren beim Leser hinterlässt, denn es ist emotional nachvollziehbar.

Hier schimmert die Hoffnung auf ein "Leben nach dem Tode" durch, doch überzeugt ist der Protagonist bei Weitem nicht davon, er scheint eher resigniert.

Mit der letzten Zeile hat das Gedicht aber auch die Kurve weg vom Kitsch bekommen, denn wenn nur ein Wörtchen anders gewesen wäre, dann bräche die ganze sorgsam aufgebaute Atmosphäre wie ein Kartenhaus in sich zusammen.

Stände dort "ich kann so nicht mehr leben", dann wäre dies höchst unrealistisch, doch das Wörchen "will" macht dies alles glaubwürdig.
Es ist der Wille, der hier spricht und nicht das Unvermögen, an der Situation nichts ändern zu können, das überzeugt, denn der Wille muss akzeptiert werden.
Das macht die ganze Geschichte erst doppelt traurig.

In diesem Sinne hat mir das Gedicht gut gefallen.


Gerne gelesen und kommentiert...:)


Liebe Grüße

Bis bald

Falderwald

Thomas 28.06.2013 09:13

Hallo Falderwald,

vielen dank für die exakte und treffende Analyse. Es ist immer wieder erstaunlich. Man glaubt exakt zu arbeiten und merkt bei solchen Kommentaren, wie viel man doch aus dem Bauch heraus schreibt.

Viele Dank und liebe Grüße
Thomas


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