Gedichte-Eiland

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Erich Kykal 09.04.2013 11:30

Die ehrliche Viertelstunde
 
Der Mond ist in wolkene Laken versunken,
vom Ende der Nacht kündet vage das Licht
am Grunde des Himmels gerade noch nicht.
Die Wälder, sie liegen in Dunkel ertrunken,
die Erde verschweigt sich und wagt kein Gesicht.

Das sind sie, die ehrlichen fünfzehn Minuten,
gerade bevor sich das Zifferblatt neigt
nach neuem Erhellen, das gnadenlos steigt.
Der Augenblick lässt deine Seele verbluten
in jede Erinnerung, die er dir zeigt.

Die Schatten von Schatten verlöschen allmählich,
und Schwärze entsickert in wachsenden Grund.
Mich schaudert vor meiner Gedanken Befund:
Geprüft an der Wahrheit versagten sie schmählich
und scheuen die Brücke zum eigenen Mund.

Falderwald 27.12.2013 17:01

Servus Erich,

hier ist der Amphibrachys konsequent durchgezogen, da gibt es nix zu bemängeln.
Auch schön sind die 5-versigen Strophen, solche haben sowieso ihren eigenen Reiz und wenn das metrische Schema eingehalten wird, dann liest man sich schnell ein und es flutscht nur so.

Inhaltlich hingegen muss ich die Frage stellen, was will uns der Dichter hier sagen?
Zeifelsohne werden hier sehr schöne Bilder vermittelt, jedoch gelingt es mir kaum, sie in einen Zusammenhang mit der letzten Strophe zu bringen.
Ich kann also nur spekulieren.
Vielleicht ist hier die erste Viertelstunde nach dem morgendlichen Aufwachen gemeint?
Aber warum schaudert es dem Protagonisten bei seinem Gedankenbefund?

Da ist irgendwo ein Sprung vorhanden, den ich nicht nachvollziehen kann oder ich habe einen Hinweis überlesen.

Gib mir einen Anhaltspunkt, ohne das Ganze direkt aufzulösen und ich komme gern noch einmal auf den Inhalt zurück.


Gerne gelesen und kommentiert...:)


Liebe Grüße

Bis bald

Falderwald

Erich Kykal 27.12.2013 19:35

Hi, Faldi!

Gemeint ist die letzte Phase der Nacht, kurz vor der Dämmerung, wenn wirklich nur noch diejenigen wach sind, die ernstliche Probleme haben oder wälzen.
Es ist jene Zeit, in der die Masken fallen, auch vor dem eigenen Schiedsgericht: die Zeit der Nabelschau, wenn sich "die Wahrheit herauswürgt", wie es in dem Lied "Zwischen eins und vier" von Reinhard Fendrich heißt, das übrigens, wenn auch an anderem Schauplatz, eine ganz entsprechende Stimmung und Aussage vermittelt und der kreative Ansporn für dieses Gedicht war:

http://www.youtube.com/watch?v=DjxbsqKdyJg

S1 meines Gedichts beschreibt sozusagen den Schauplatz, das Szenenbild.
S2 beschreibt das Eintauchen des LyrIch in die Erinnerung, in Selbstanalyse und Einschau, die diese Szenerie auslöst und bewirkt.
S3 kündet vom Nahen der Dämmerung und wie das LyrIch vor den Erkenntnissen und gefundenen Gedankengängen jener Nacht zurückschreckt und sich scheut, sie in Worte zu kleiden, weil sie offenbar im Morgenlicht, sinnbildlich im Licht der Wahrheit, nicht bestehen können - was gewisse Rückschlüsse über Selbstverleugnung, Schuldverkettung und entsprechende Seelenbefindlichkeit des LyrIch in den Raum stellt.

Vielen Dank für deinen Kommi!:)

LG, eKy

Falderwald 27.12.2013 22:48

Servus Erich,

na toll, ich hätte das gerne selbst aufgelöst.
Du solltest mir lediglich einen Anhaltspunkt geben, damit ich das selbst interpretieren kann.

Das erübrigt sich ja jetzt nun. :D

Aber auf jeden Fall vielen Dank für die Erklärung...:)


Liebe Grüße

Bis bald

Falderwald

Erich Kykal 28.12.2013 03:16

Oh sorry - ich merke es erst jetzt: Deinen letzten Satz oben hatte ich, eilfertig bereit zu antworten, wohl nur noch schlampig überflogen. Ich verstand es so, dass du um Aufklärung batest - tut mir leid!:o

LG, eKy


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