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Das letzte Abendmahl
Wir saßen alle hier beim Abendmahle -
die Hoffnung, die Verzweiflung und auch ich. Ein jeder aß und trank, und ich bezahle, was immer meine Tage auch verlangen, die uns bedienen. Unterm letzten Strich sind alle ohne einen Dank gegangen. Sie sagten, hier am Tisch wär es zu einsam - die Zeit verginge schöner anderswo. Ein kurzes Weilchen speisten wir gemeinsam, dann haben sie mich ohne Gruß verlassen. Die Tage räumen ab, verlaufen so sich in der Nacht, als würden sie mich hassen. |
Lieber eKy,
in Verbindung zum Titel, der gelesen das Gemälde von da Vinci anbietet, soll man dein Gedicht nicht lesen. Es ist auf eigene Art traurig. Für Hoffnung und Verzweiflung habe ich mir gedanklich reale Personen eingesetzt und diese als "Schurken" und "Schnorrer" betrachtet. Solche sind aber keine echten Hasser, sie nehmen nur und gehen. Also geht es tiefer und um mehr. Das lyr. Ich betrachtet sein eigenes Leben. Es hat gehofft, es war verzweifelt, hat für alles bezahlt und fühlt sich nun vom Leben betrogen. Es ist allein geblieben, freudlos, hoffnungslos und verlassen. Sehr schön die lyrische Sprache in Personifizierung von Gefühlen. Bin gern darin abgetaucht und bereite in Gedanken ein fröhliches Frühstück für meine Lieben oder ein paar Freunde am Sonntag vor.;) Liebe Grüße Dana |
Hi, Dana!
Natürlich ist der Titel eine Anspielung, aber eher bloß als Wortspiel denn als echter Bezug. Auf gewisse Weise ist es ja ein "letztes" Abendmahl: Das letzte, an dem das Lyrich mit Hoffnung und Verzweiflung am Tische saß, also quasi Anteil am Leben nahm, an dessen Höhen wie Tiefen gleichermaßen. Danach ist alle Lebenslust verflogen, die Tage (=Zeit) räumen das Restleben auf und verdünnisieren sich unerlebt, den Eindruck hinterlassend, sie würden das Lyrich hassen (=die Welt will es nicht mehr, es ist überflüssig) - der Mensch hat sich aufgegeben. In dieser Hinsicht ist der Titel zu deuten. Vielen Dank für deine Gedanken! LG, eKy |
Hallo Erich
Es ist vielleicht interessant dass ich den Text beim ersten Lesen bereits stark in der von dir angezeigten Weise gedeutet habe. Ich habe die anderen Teilnehmer des Abendmahls als dem Leben Farbe verleihende Entitäten gesehen die auch auf realen Lebewesen abgebildet sein können (Angehörige des lyrischen Ichs die natürlich ohne Absicht plötzlich aus dem Leben scheiden, stark verändert sind weil Hirn- oder Charaktertot, usw.). Das ist nicht schön, macht aber nichts mehr sobald es egal ist. Grüße Skarak |
Servus Erich,
so ist es im Leben. Menschen und Freunde kommen und sie gehen auch wieder, wenn sich die Interessen nicht langfristig decken oder die gegenseitigen Erwartungen sich nicht erfüllen. Solange es schön oder neu ist, macht es Spaß, aber wenn es dann langweilig oder komplizierter wird, ist niemand mehr bereit, sich weiter damit auseinanderzusetzen, da hat man wahrlich Besseres zu tun. Der Mensch ist einerseits ein Gewohnheitstier und andererseits ein Egoist und wird sich immer das aussuchen, was ihm gerade am besten gefällt oder ihm gut tut. Nur selten ist er bereit, auch wirklich für eine Freundschaft (oder mehr) etwas zu tun, um sie auch wirklich zu erhalten, wenn da nicht eine bestimmte Schnittmenge von Gemeinsamkeiten vorhandenen ist. Es geht also in vielen Fällen gar nicht um die Person, sondern um das, was diese darstellt. Und mit diesen kannst du getrost zum letzten Abendmahl schreiten, auch wenn es manchmal schwer fällt und sehr traurig ist. In diesem Sinne gerne gelesen und kommentiert...:) Liebe Grüße Bis bald Falderwald |
Hi, Lordschaft! Hi, Faldi!
Hier ging es weniger um reale Freunde, als um die Personifikationen von Hoffnung und Verzweiflung. Wenn einen die verlassen, empfindet man gar nichts mehr - das Leben wird "egal", man funktioniert nur noch. So gesehen ist es eher ein Gedicht, das einen veritablen Burnout beschreibt. Vielen Dank für eure Gedanken! LG, eKy |
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