Gedichte-Eiland

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Chavali 27.10.2013 19:15

Die Münze
 
Die Münze hier in meiner Hand,
ich frage mich, warum ich sie
verschenke an das arme Kind,
verloren blickt's in Apathie.

Man hat zum Betteln es geschickt,
denn Kindern steht die Armut gut,
und wenn ihm der Erfolg geglückt,
wird es gelobt für seinen Mut.

Das Geld jedoch sieht es nie mehr,
der Vater holt es ab für sich,
er gibt es aus allabendlich,
die Tochter schickt er auf den Strich.

Doch dauert mich das Kleine sehr,
ich hoff, es geht ihm nicht so schlecht,
wie sich das sonst vermuten lässt.

Sein Blick versetzt mir einen Stich.
Ich wende mich und schau zurück,
der Junge sieht mich fragend an.

Es ist ein hoffnungsvoller Blick -
so tröst ich mich als Kirchenmann.

ginTon 27.10.2013 19:34

Hi chavilein,,

Schöner stimmger Text in meinen Augen. Oft werden Kinder ausgenutzt,
was hier in deinem Text sehr schön zum Ausdruck kommt... :)

Zitat:

Die Münze da in meiner Hand,
ich frage mich, warum ich sie
verschenke an das arme Kind,
verloren blickt's in Apathie.
Die Strophe finde ich gut so, würde aber statt "da" "hier" nehmen. ;)

Zitat:

Man hat zum Betteln es geschickt,
denn Kindern steht die Armut gut,
und wenn ihm der Erfolg geglückt,
wird es gelobt für seinen Mut.
Gute Strophe, gefällt mir...

Zitat:

Das Geld jedoch sieht es nie mehr,
der Vater holt es ab für sich,
er gibt es aus allabendlich,
die Tochter schickt er auf den Strich.
Harter Inhalt, aber die Strophe ist super...

Zitat:

Doch dauert mich das Kleine sehr,
ich hoff, es geht ihm nicht so schlecht,
wie sich das sonst vermuten lässt.
Einzige manko, "sonst",, würde ich "jetzt" benutzen o.ä "nun" :o

Zitat:

Sein Blick versetzt mir einen Stich.
Ich wende mich und schau zurück,
der Junge sieht mich fragend an.

Es ist ein hoffnungsvoller Blick -
so tröst ich mich als Kirchenmann.
Finde ich auch wieder gut...

insgesamt ein schöner nachdenklicher Text, gefällt mir :)

liebe Grüße ginnie

Chavali 27.10.2013 20:45

Hi ginnie,

Zitat:

Die (erste) Strophe finde ich gut so, würde aber statt "da" "hier" nehmen. ;)
Das ist eine gute Idee, hab ich schon umgesetzt.
Zitat:

(4.Strophe) Einzige manko, "sonst",, würde ich "jetzt" benutzen o.ä "nun" :o
Nö, jetzt passt nicht. Es ist ja keine Zeitangabe, sondern eine Milieustudie.
Deshalb lass ich das mal so.
Zitat:

insgesamt ein schöner nachdenklicher Text, gefällt mir :)
Danke, das freut mich

liebe grüße chavi

wüstenvogel 01.11.2013 18:37

Die Münze
 
Hallo Chavali,

ein toller Text!

Es ist schlimm, was vielen Kindern auf dieser Welt tagtäglich angetan wird.
Kaum geboren - sind viele schon verloren!

Ich bin froh, dass ich fast jeden Tag mit ihnen arbeiten darf.


Viele liebe Grüße

wüstenvogel

Chavali 11.11.2013 20:16

Hallo wüstenvogel,

ich freu mich sehr über deinen Kommentar!
Vielen Dank!

Lieben Gruß,
Chavali


Dana 11.11.2013 20:57

Liebe Chavali,
was an diesem Text berührt und wütend macht, ist seine Direktheit.
Die Dinge werden beim Namen genannt und erinnern an Anfänge, als man davon erfuhr - an das Entsetzen, dass es "nur" gemacht ist, dass man Kinder dafür benutzt. Als ob es nicht genügt über die Tatsache des Bettelnmüssens in Verzweiflung zu geraten.

Weil du es in der Rubrik Stammtsich gepostet hast, habe ich doch eine Frage:
Die zwei letzten Verse verstehe ich als ironisch gemeint, oder?
Der "Münzenreicher" weiß um die Not und um das Verbrechen und sucht einzig für sich selbst einen Trost. Er will dennoch eine gute Tat darin sehen, (die ja auch eine ist - weil vielleicht doch etwas davon dem Kind zu Gute kommt) - wie soll er sonst gedanklich und gefühlt reagieren?

Münzen regieren die Welt, oben und ganz unten.

Von diesem Stammtisch geht man sehr nachdenklich fort - gut gemacht.

Liebe Grüße
Dana

Chavali 12.11.2013 21:32

Liebe Dana,

schön, dich zu lesen :)
Zitat:

Weil du es in der Rubrik Stammtsich gepostet hast, habe ich doch eine Frage:
Die zwei letzten Verse verstehe ich als ironisch gemeint, oder?
Zum Teil - die Empfindungen sind zweigeteilt.
Einmal will der Protagonist wirklich helfen, dem Kind, und zum anderen weiß er doch, dass seine Spende niemals dem Kinde selbst
zugute kommen wird.
Zitat:

Er will dennoch eine gute Tat darin sehen, (die ja auch eine ist - weil vielleicht doch etwas davon dem Kind zu Gute kommt) -
wie soll er sonst gedanklich und gefühlt reagieren?
Ja, die gute Tat ist auch für ihn selber wichtig, ihm und seinem Amt gegenüber und er fühlt sich besser.
Also nicht so ganz uneigennützig!

Solche Handlungen gibt es wohl viele, nicht nur im beschriebenen Fall.
Zitat:

was an diesem Text berührt und wütend macht, ist seine Direktheit.
Danke - so wollte ich ihn auch verstanden wissen.

Lieben Gruß,
Chavi

Falderwald 02.02.2014 09:21

Hi Chavi,

mit Kindern ist gut Geschäft zu machen, wenn man sie richtig ensetzt.

Das funktioniert ganz prima, wenn man sie öffentlich präsentiert, um an das Mitgefühl der Menschen zu appellieren.
Wie schnell ist man geneigt, einem armen zerlumpten und frierenden Kind ein paar Münzen zu schenken, deren Abgabe einem selbst nicht weh tut.
Und das Schlimme dabei ist, du weißt niemals, ob dies nur ein Fake ist oder aus echter Armut heraus geschieht.
In manchen Städten lässt sich damit sicher viel Geld verdienen.

Viele Kinder haben es sehr schwer, auch in Deutschland, man glaubt gar nicht, wieviel persönliche Not und Elend es hier gibt.
Und das ist ja nicht eigentlich die Armut, sondern eben das, was du hier in deinem Text beschrieben hast, dieser Missbrauch seitens der Eltern und Verwandten, um an noch mehr Geld zu kommen, denn wenn wir mal ehrlich sind, gibt es hier ja doch für die allermeisten Menschen eine Grundsicherung.
Natürlich bedeutet dies ein Leben am Existenzminimum, doch ist das oft viel mehr, als es in anderen Ländern üblich ist.
Dazu kommt die Möglichkeit für die Bildung der Kinder, damit diese irgendwann ein eigenverantwortliches Leben führen können.
Doch diesen Kindern wird diese Möglichkeit genommen, denn sie werden von ihren Eltern in einen Teufelskreis gesteckt, aus dem es kein Entkommen gibt.
Wie auch?

Und der brave und biedere Kirchenmann beruhigt sein Gewissen gerne mal mit einer kleinen Spende, so wie es auch die anderen Spießbürger machen.
Man fühlt sich ja wesentlich besser nach einer solch guten Tat und kann dann beruhigt seines Weges ziehen. Man hat ja was getan...

Ja, sehr aufrüttelnd und ernüchternd kommt dieser Text im Stammtisch hier daher.


In diesem Sinne gerne gelesen und kommentiert...:)


Liebe Grüße

Bis bald

Falderwald

Chavali 26.02.2014 19:01

Hallo Faldi,

es wird wohl allerhöchste Zeit, dass ich mich für deinen Kommentar und die Gedanken zu meinem Text bedanke.
Das soll hiermit geschehen sein :)

Das Thema ist nach wie vor aktuell.
Nie zuvor habe ich so viele bettelnde Kinder in Saarbrückens Innenstadt gesehen wie derzeit!
Sie tun einem leid, aber sie werden vorgeschickt. Will man dafür zahlen...?

Lieben Gruß,
Chavali

Falderwald 27.02.2014 20:16

Hi Chavi,

dann kommen wir doch einmal zur aktuellen politischen Lage:

Zitat:

Zitat von Chavali
Nie zuvor habe ich so viele bettelnde Kinder in Saarbrückens Innenstadt gesehen wie derzeit!

Sind das deutsche Kinder oder Kinder mit Migrationshintergund?


Liebe Grüße

Falderwald


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