Gedichte-Eiland

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Walther 12.01.2017 12:35

Schattenwürfe
 
Schattenwürfe


Es traf am Ende eines Tags ein Abend Schatten
Und ihre Würfe, die sich nicht verloren hatten.
Sie riefen sich zur Ordnung, folgten halben Monden
Und reichten sich die Hände, wie und wo sie wohnten.

Aus Ecken fiepten kleine feine Wanderratten
Und stritten sich um Käsereste, die auf matten –
Im Dunkeln ruhend – alten Tischen sorgsam lagen.
Die Stühle stammten allesamt aus guten Tagen.

Das Brotgerippe gab sich denen, die sich schonten
Und in der Schwärze leicht entkamen, als die Sonden,
Die Finger frühen Lichts, nach warmem Leben fragten.
Sie blieben in der Schwebe, andre aber ragten,

Um sich zu zeigen. Besser wär‘s, im Ungefähren,
Im Schattenwurf zu sein, wo Schutz und Tarnung wären.

Erich Kykal 12.01.2017 13:10

Hi Walther!

Ein wunderbar lyrisches Stimmungsgedicht mit - du wirst es nicht gerne hören - kleinen Schwächen, zumindest aus meiner Sicht (die rein subjektiv ist und keinen Anspruch darauf erhebt, als Tatsache oder Werturteil verstanden zu werden!), die ich hier darlege:

Es traf am Ende eines Tags ein Abend Schatten Klarer verständlich, da nicht so viele "Beteiligte": Es traf das Ende eines Tags auf Abendschatten".
Und ihre Würfe, die sich nicht verloren hatten.
Sie riefen sich zur Ordnung, folgten halben Monden
Und reichten sich die Hände, wie und wo sie wohnten.

Aus Ecken fiepten kleine feine Wanderratten "kleine feine" klingt ein wenig kindlich-naiv. Altern.: "Aus scharzen Ecken fiepten kleine Wanderratten".
Und stritten sich um Käsereste, die auf matten –
Im Dunkeln ruhend – alten Tische sorgsam lagen. Hier würde ich den ersten Bindestrich durchaus an den Beginn der dritten Zeile legen. Damit der Dativ hier mit der gewählten Form "matten, alten" übereinstimmt, ist es unumgänglich, den Plural "Tischen" zu wählen. Die Singularform hieße korrekt: "auf mattem, altem Tische".
Die Stühle stammten allesamt aus guten Tagen.

Das Brotgerippe gab sich denen, die sich schonten
Und in der Schwärze leicht entkamen, als die Sonden, Der Reim "schonten/Sonden" ist unrein, das "o" einmal lang, einmal kurz. Zudem klingt das Wort "Sonden" in diesem Kontext zu nüchtern wissenschaftlich/technisch. Vorschlag: "im Schutz der Finsternisse, die sie zag bewohnten.".
Die Finger frühen Lichts, nach warmem Leben fragten. Natürlich muss hier nun passend umdisponiert werden. Neuer Satz: "Als Finger frühen Lichts nach warmem Leben fragten,".
Sie blieben in der Schwebe, andre aber ragten, "verblieben sie in Schwebe, ...".

Um sich zu zeigen; besser war‘s, im Ungefähren, Wenn du in der letzten Zeile den Konjunktiv beibehalten willst, so muss hier ein "wär's" stehen.
Im Schattenwurf zu sein, wo Schutz und Tarnung wären. Altern.: "im kühlen Schutz des Schattenwurfes sich zu nähren.".

Sehr gern gelesen! :)

LG, eKy

Walther 12.01.2017 17:45

Lb eKy,

danke vielmals für deine ausführliche kritik. ich habe zwei punkte davon umgesetzt. die anderen formulierungen möchte ich einstweilen zu belassen, weil sie durchaus durchdacht und geplant sind. deine veränderungen würden die diktion so verändern - und die bilder, die mir wichtig sind -, daß das nicht mehr der ausgangstext wäre.

ich hoffe auf dein verständnis!

lieber gruß W.

Erich Kykal 12.01.2017 18:18

Hi Walther!

Es ist dein Gedicht, also habe ich ohnehin kein Recht, auf etwas zu bestehen, auch wenn ich davon überzeugt bin, dass es das Werk verbessern würde.

Der Dativfehler in S2Z3 allerdings ist ein eindeutig falsche Sprache, ich dachte, das hätte meine Erläuterung klar gemacht. Wenn du das nicht korrigierst, blamierst du dich ganz eigenverantwortlich. ;)

LG, eKy

ginTon 12.01.2017 18:19

Hi Walther,

interessantes Gedicht finde ich. Die Idee über Schatten zu schreiben ist meines
Erachtens gelungen. Hinzu kommt das ich ein Shakespearsches Sonett schon
sehr lange nicht mehr las. Rein vom inhaltlichen und auch vom Ausdruck her
finde ich den Text gar nicht düster oder traurig. Vielleicht lese ich es aber auch
falsch...

hat mir gefallen, ein lyrisches Stillleben irgendwie....LG gin

Walther 13.01.2017 09:02

Zitat:

Zitat von Erich Kykal (Beitrag 99227)
Hi Walther!

Es ist dein Gedicht, also habe ich ohnehin kein Recht, auf etwas zu bestehen, auch wenn ich davon überzeugt bin, dass es das Werk verbessern würde.

Der Dativfehler in S2Z3 allerdings ist ein eindeutig falsche Sprache, ich dachte, das hätte meine Erläuterung klar gemacht. Wenn du das nicht korrigierst, blamierst du dich ganz eigenverantwortlich. ;)

LG, eKy

stimmt,

lb. eKy,

hier hatte ich, im gegensatz zur datei bei mir, das vergessene "n" nicht eingefügt. das ist übrigens kein dativ- sondern ein flüchtigkeitsfehler, wie man am rest des satzes erkennen kann. ;)

wir haben etwas unterschiedliche auffassungen, wie gedichte klingen sollten. das ist eine tatsache, mit der wir souverän umgehen sollten. du bist ein großer sonettdichter - und das bleibst du für mich auch dann, wenn ich für mich der ansicht bin, daß ich das so nicht schreiben würde. deine diktion und dein stil sind unverkennbar und originell - das ist mehr, als viele von sich sagen können.

lieber gruß W.

Walther 13.01.2017 09:05

Zitat:

Zitat von ginTon (Beitrag 99228)
Hi Walther,

interessantes Gedicht finde ich. Die Idee über Schatten zu schreiben ist meines
Erachtens gelungen. Hinzu kommt das ich ein Shakespearsches Sonett schon
sehr lange nicht mehr las. Rein vom inhaltlichen und auch vom Ausdruck her
finde ich den Text gar nicht düster oder traurig. Vielleicht lese ich es aber auch
falsch...

hat mir gefallen, ein lyrisches Stillleben irgendwie....LG gin

moin ginTon,
in diesem text ist mir wieder dieses doppeldeutige gelungen, das ich sehr mag. daher hast du mit deiner sicht recht - ich möchte gar nicht sagen, was ich dachte, weil das die interpretation einschränkte.
danke fürs lesen und für interessant befinden!
lg W.


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