Scherenschnitt
Dem Schatten gleich seh ich dein Angesicht,Version II |
Hi, Chavi!
Schön und düster zugleich! 2 Peanuts: Der Wechsel des Reimschemas in S2 (kein Fehler, mir gefiele es hier angesichts der Gravitas der Thematik bloß besser, wenn auch S2 ABBA wäre). Der fehlende Heber und der Schreibfehler in der allerletzten Zeile: "als Herbstesstürme euch entzweiten." - Bei Herbstesstürme muss das "n" dran! Um den Reim nicht zu beschädigen, kannst du aber das Subjekt ändern. Daher: "als Herbstgestürme euch entzweite." - Zum nächsten Fehler: Die Zeit! Die ganze Str. ist in Gegenwart, die letzte Zeile in Mitvergangenheit. An sich möglich, bloß das Wörtchen "als", das hier Gleichzeitigkeit impliziert, dürfte nicht hier stehen. Daher: "weil (oder "da") Herbstgestürme euch entzweite." - Das wäre nun zwar richtig formuliert, indes, die Zeile hat einen Heber zu wenig, nur 4 statt der hier nötigen 5! Daher: "weil(da) nacktes Herbstgestürme euch entzweite." (Du kannst natürlich ein anderes Adjektiv wählen, Hauptsache, die Metrik stimmt wieder.) Sehr gern gelesen! LG, eKy |
Scherenschnitt
Hallo Chavali,
der Scherenschnitt impliziert immer Schwarz und Weiß. Das drückt das Gedicht aber nicht aus. Besser wäre hier wohl: Schattenspiele. In S1V3 fehlt unbedingt das Komma (eingeschobener Nebensatz), denn sonst würde sich V 4 auf 2 und 3 beziehen, tut es aber nicht, sondern führt den Hauptsatz von V1 weiter. In S2V4 muss es richtig heißen: "zeichenvollen Spiels" (Genitiv). Hast du Schwierigkeiten mit dem Reim "Sonnenziel" (finde ich nicht besonders geglückt, nebenbei). Und obwohl die Umgangssprache zum Dativ tendiert, würde ich ihn auf keinen Fall literarisch benutzen. Wie ich schon mal schrieb, besitzt die lyrische Sprache eine starke Differenz zur Umgangssprache. In der letzten Verszeile fehlt tatsächlich das Plural-"n" bei entzweite. Hat natürlich keinen Sinn, es wegzulassen um des Reimes willen: Seite - entzweite, wird ja doch bemerkt. Dann geht aber der Reim nicht auf. "Herbstgestürme" wäre in der Tat die einzige Möglichkeit, in jedem Fall Singular. Abgesehen davon, gefällt mir das Gedicht aber. Mit der Einschränkung, dass das alte Gesicht nicht nur vom Verlust gekennzeichnet ist (das würde dem Jugendwahn entgegenkommen), sondern mehr noch von Lebenserfahrung, von Reife, es ist gezeichnet von gelebtem Leben, was eher Plus ist als Minus. Lieben Gruß Antigone |
hallo chavilein, |
Hallo Erich, |
Hi Chavi,
dieses Gedicht gefällt mir trotz oder gerade wegen seiner Düsternis sehr gut. Und deshalb auch vorweg, was mir nicht gefällt: "Herbstessturm". Ich könnte mir vorstellen, daß auch du nicht ganz so glücklich mit dieser Formulierung bist. Aber ich hätte da einen nur unmerklichen Änderungsvorschlag für dich, denn du gerne übernehmen magst, wenn du möchtest: "...seit Herbststurm euch dereinst entzweite." Übrigens ist die fogende Zeile vollkommen korrekt. Lass dir bloß nicht einreden, da gehöre ein Genitiv hin, das ist absoluter Unsinn: ("Du lebst in einer wunderbaren Stille) und in der Taubheit zeichenvollem Spiel." Der Genitiv ist ja schon vorhanden mit "der Taubheit" und ersetzt somit den Artikel zu einem Dativobjekt. Abgespeckt hieße es: Du lebst ... in (einem) zeichenvollen Spiel oder Du lebst ... in zeichenvollem Spiel Und nicht: Du lebst ... in zeichenvollen Spiels. Auch nicht: Du lebst ... in der Taubheit zeichenvollen Spiels. *schauder* :eek: Das ist hier also keine Umgangssprache, sondern ein eindeutiger Dativ und schon mal gar keine Dichterfreiheit, denn alles andere wäre falsch und das hätte Erich schon bemängelt. :rolleyes: Also lass es bitte so stehen. ;) Inhaltlich gesehen kann ich voll mitgehen, denn die eisige Kälte wird zwischen den Zeilen überaus spürbar und beschreibt das Klima "danach" bezeichnend. So bleibt dem / der Angesprochenen wohl wirklich nichts anderes übrig, als sich in das unweigerliche Schicksal zu finden, das die Zeit und somit das Leben für jeden Einzelnen individuell mit sich bringt. Ein Scherenschnit, ja, schwarz und weiß und zudem noch sehr zweideutig, geht es hier ja auch um eine zerschnittene Beziehung. So finde ich also auch den Titel sehr treffend. In diesem Sinne gerne gelesen und kommentiert...:) Liebe Grüße Bis bald Falderwald |
Hallo Faldi, |
Liebe Chavali,
ich lese dein Gedicht als die Beschreibung eines Menschen, der durch den Tod seines Partners vereinsamt ist. Hoffentlich liege ich damit nicht völlig daneben. In deinem Gedicht habe ich die Worte "Spiel" und "Lohn" etwas unpassend gefunden und habe ein wenig gefeilt, um sie hinwegzubekommen. Was hältst du davon? Den Schatten sehe ich in dein Angesicht (verborgen sind Gefühle und Gedanken, die sich um Werden und Vergehen ranken) der von der Endlichkeit des Lebens spricht. Verloren ist der Jugend heitre Fülle, vergessen ist des Sommers Sonnentraum. Du lebst in einer wunderbaren Stille und in der Taubheit zeichenvollem Raum. Nur Winterweiße liegt an deiner Seite, wo kahle Bäume ihre Kronen zeigen. Ein tiefer Kälteatem bleibt - und Schweigen - seit euch der Herbststurm einst entzweite. Liebe Grüße Thomas |
Liebe Chavali,
tiefsinnig, treffend und so unendlich wahr. Wenn man selbst bewusst gelebt hat, jeweils zeitgegeben, erkennt man den Wandel in der Betrachtung. Auch diese wandelt sich!;) Im "Scherenschnitt" hast du es lyrisch und metaphorisch wunderbar dargestellt. Zitat:
Das fühle ich hier heraus. Zitat:
Man ergibt sich ihr, man weiß um sie. Fast wird man zum Beobachter des Seins. Zitat:
Mich hat eine tiefe Traurigkeit erfasst, weil ich als Beobachter weiß, dass es allzu oft "grundlos" so abläuft. Als hätte man sich ausschließlich den vier Jahreszeiten ergeben, ohne zu merken, dass man diese von Geburt an durchlebt und immer wieder leben darf. Kein Herbststurm kann es zerstören, keine Winterweiße für immer erkalten. Du siehst, ich ranke Hoffnungen um eine Traurigkeit.:) Ein schönes, sehr sensibles Gedicht. Es zeigt und fordert auf. Es ist einfach gut. Liebe Grüße Dana |
Hallo lieber Thomas, |
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