Gedichte-Eiland

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Leier 27.02.2009 20:42

Erwartung
 
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Uhren hören auf zu schlagen.
Müde schweift mein Blick zum Fenster.
Ferne Lichter seh ich glühn.
Auch in ihnen ahn ich Klagen.
Nachts gehn wieder um Gespenster,
Greifen nach den Träumen. Kühn.
Eifrig wie die Wolkenhunde.

Mutlos lasse ich sie ziehn.
Ich erwarte nur die Stunde
Charons, der als dunkler Schatten
Heim mich holt aus dem Ermatten.

Noch bin ich nicht ganz bereitet:
Abend hält noch einen Hauch...
Chilon! Hast Du mich begleitet?
Heut auch meiner Stunden Brauch?
Treu sei DU der endlich Satten.

Erich Kykal 03.03.2009 12:11

Hi, cypi!

Schiller schaut über'n Rand, um zu sehen, wer da so gut schreibt wie einst er!

Zwei Kleinigkeiten:

"Eifrig wie die Wolkenhunde." würde ich durchaus an den Anfang von S2 stellen. die sinngemäße Weiterführung kapiert jeder Leser sofort, und das Schriftbild wird viel regelmäßiger und harmonischer.

"Heut auch meiner Stunden Brauch." Das verstehe ich nicht so ganz. Ist Gewohnheit gemeint? Vorschlag: Meiner Stunden Rauch, um das Vergängliche zu unterstreichen.
Ach so, Chilon soll deiner Stunden "Brauch" sein! JETZT verstehe ich. Ist etwas missverständlich formuliert. Dem Reim geschuldet.

Das letzte Wort "Begatten" wirkt nach diesem lyrisch sanften Gleiten wie eine schallende Ohrfeige für Geist, Sinn und Ohr. Das klingt so...technisch, so ohne Liebe und Gefühl - ein naturwissenschaftlicher "Akt". Schauder!
Vorschlag: Warum diese letzte Zeile nicht weglassen?
Oder etwas anderes? - Wenn du meinen ersten Rat befolgst, endet die erste Str. auf "Kühn." Die 2. auf "Ermatten". Die 3. kann also für sich selbst stehen, muss sich nicht reimen.

Insgesamt ein sehr stimmiges Werk, wenn auch wieder leicht verdüstert, aber die Eleganz deiner Sprache hilft seligmachend darüber hinweg!

LG, eKy

Leier 03.03.2009 12:24

Lieber Erich Kykal,

ich danke Dir, daß Du mein Gedicht dem Vergessen entrissen hast!
Für den letzten Vers überleg ich mir noch etwas Passendes.
Die Anregungen, die Du mir an die Hand gibts, sind wertvoll.
Aber - wie sag ich's meinem Kinde? - ich kann sie nicht so umsetzen, sonst zerstöre ich mir mein "Gerüst".
"Seligmachend" ist Himmelsklang in meinen Ohren!

Lieben Gruß
von
cyparis

Erich Kykal 03.03.2009 12:34

Oh, hab schon wieder das Übliche übersehen!

Wie wär's mit: Treu sei du mir im Bemühn." Das reimt sich mit dem Ende von S1 (Kühn), und das "Begatten bist du auch los!

LG, eKy

Leier 03.03.2009 12:38

Das Begatten bin ich los, hoffentlich auch in Deinem Sinne.
Von viel Bemühen kann ja keine Rede (mehr) sein.

LG
von
cyparis

Chavali 04.03.2009 09:20

Liebe cypi,

was für ein feines Akrostichon!

UMFANGE MICH, NACHT

Das ist die Erwartung - weil das LI nur in der Nacht seinen Erinnerungen und seinen Träumen nachhängen kann.
Das ist alles still, nichts stört die Gedanken.

Ein wunderbares cypi-Werk, ich kann es nicht anders sagen.
Ich würde nichts ändern wollen, das entspräche nicht mehr deinem Stil.


Lieben Gruß,
katzi

Leier 05.03.2009 09:15

Liebe Supikatzi,

laß Dir danken für das Lob.
Ich werde auch nicht weiter ändern.

Ja, dem LyrI sind Nacht und Dunkelheit gemäßer als Tag und Licht.
Weil nächstens Stille herrscht.

Lieben Gruß
von
cyparis


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