Du mein Leben
Sei du mein einzig wahres, tiefstes Bild,
an dem ich betend meine Glut erhalte und führe meine Seele, wenn ich wild mein Brennen atme und zuletzt erkalte. Sei du mein Halt in jeder dunklen Stunde, da uns die Schöpfung stirnend überragt und gib mir Trost aus deinem sanften Munde, an dem ich mich erhalte, bis es tagt. Sei du mein Tod, in den ich lächelnd gleite, wenn mich mein leises Danken nicht mehr trägt. Sei du die Ewigkeit an meiner Seite, die zärtlich mir die letzte Wunde schlägt. Und bin ich fort, verstreue mein Gedächtnis in jeden roten Sonnenuntergang, und nur der letzte Ton sei mein Vermächtnis, den dir ein ferner Vogel dabei sang... |
Lieber eKy,
eine wunderschöne Hommage an das Leben. Eine "Liebeserklärung", die sich wie ein Gebet in Dankbarkeit liest. Eine schöne Idee in schöner Lyrik. Liebe Grüße Dana |
Hi, Dana!
Danke für deine Gedanken! Das Schöne hier ist, dass man sowohl Titel als auch Text durchaus auch auf eine leibliche Person beziehen könnte - sozusagen eine Zweideutigkeit, oder - aus der anderen Richtung - eine Metaebene der Naturverehrung in einem schlichten Liebesgedicht.:D LG, eKy |
Servus Erich,
na ja, man könnte auch sagen, dass der Protagonist dieses Gedichtes das Paradebeispiel eines exzentrischen Egomanen darstellt, denn auch in der Mehrdeutigkeit tritt das ausschließlich Selbstbezogene klar zu Tage. Egal auf welcher Metaebene du dich befindest, steht immer die eigene Person als Zentrum allen Geschehens in der Betrachtung und alles in Bezug auf die eigene Person beurteilend und eine entsprechende Haltung erkennen lassend.
Also ich würde meiner Liebsten das so nicht sagen können. Der Tod ist das Ziel im Leben und damit enden alle Leiden. Das Leiden ist immer ein Merkmal des Lebens und wenn jemand stirbt, dann löst er in den Lebenden Trauer aus. Und diese Trauer möchte ich ihr ersparen und das Leiden für sie tragen. Aber es ist ja gut, dass wir nicht wissen, wie und wann es kommen wird und somit hat mir das Gedicht sehr gut gefallen, auch wenn ich es nicht als Liebeserklärung an eine andere Person lesen möchte. Es ist, wie es ist und so ist es wunderschön lyrisch-romantisch und vor allen Dingen überhaupt nicht schmalzig. :) Gerne gelesen und kommentiert...:) Liebe Grüße Bis bald Falderwald |
Hi, Faldi!
So negativ wie du das klingen lässt, würde ich es nicht ausdrücken, auch wenn ich jederzeit damit übereinstimmen würde, selbst ein exzentrischer Egomane zu sein. Bei einer Beziehung geht es nun mal um zwei, sprich das geliebte Wesen und den Liebenden, und darum, was sie füreinander darstellen, wie sie beziehungstechnisch interagieren, was hier aus der Sicht eines LyrIch poetisch beschrieben wird. Von flurbereinigter, selbstloser Anschmachtung halte ich nicht viel, da fehlt mir der direkte Bezug, der Griff ins Eingemachte, da fehlen mir die Kristallisationspunkte des Identifizierens des Lesers mit dem Liebenden! Zugegeben, ich habe auch hier mit der Ambivalenz der Deutungsmöglichkeiten gespielt: Es könnte an eine Person gerichtet sein, an die Natur, ja selbst der Monolog eines Selbstverliebten ist denkbar. Ich wehre ich aber gegen das von dir obig indirekt unterstellte Postulat, ein "wahres" Liebesgedicht dürfe nicht auch ichbezogen sein und müsse den Gegenstand der Liebe quasi selbstvergessen anbetend beschreiben. Nein - zur Liebe gehören immer (mindestens) zwei - und wenn es keine Erzählungsform ist, in der über ein Pärchen berichtet wird, dann ist einer der beiden eben das LyrIch!:D LG, eKy |
Servus Erich,
ich glaube, ich habe mich missverständlich ausgedrückt, so dass es bei dir vielleicht negativ angekommen ist. Vielleicht hätte ich einen Grinsesmiley (:D) hinter den einleitenden Satz stellen sollen. Es war quasi als leicht spöttelnde Aussage auf deine Antwort an Dana gedacht: Zitat:
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Alles ist gut...:) Liebe Grüße Falderwald |
Hi, Faldi!
Ich war nie beleidigt, ich wollte nur meinen anderen Denkansatz klarstellen - zudem bezog sich mein letzter Kommi auf die ersten beiden Absätze des deinigen davor. LG, eKy |
Hallo Erich Kykal,
ich muss immer wieder staunen, wie leicht und fließend deine Gedichte zu lesen sind. Ich habe schon viel über diese Dinge nachgedacht, die hier angesprochen werden, das bringt das Alter mit sich. Auch höre ich diesen Vogel schon lange singen. Allerdings verscheuche ich ihn nicht, sondern füttere ihn regelmäßig. Denn solange ich ihn noch singen höre, ist der letzte Ton noch nicht verklungen. Ein schönes Liebesgedicht an das Leben. Herzliche Inselgrüße Narvik |
Hi, Narvik!
Auf Sprachmelodie lege ich immer den allergrößten Wert. Natürlich müssen Metrik, sprich Takt und Reimschema auch stimmen, aber ich finde, die wahre Poesie der Sprache, ihre Macht über den Lauschenden, ihre innerste Magie lebt im Timbre der gewählten Klänge, in der Andeutung der Lautmalereien, den feinen Details der richtigen Vokale und Konsonanten. Ein Beispiel: Vermeide bei getragener Stimmung alle schroffen oder hellen, schrillen Klänge. Also möglichst keine Worte mit vielen "i"s, keine harten Verschlußlaute (t,k,p,..), keine Zischlaute. Dagegen verwende möglichst viele Worte mit "a", "o" oder "u", weiche Klänge mit vielen Konsonanten wie "d", "g" oder "b". Achte auch auf die übergeordnete Melodie: Gleiten die gewählten Worte sacht ineinander über? Wichtig ist ein obstruktionsfreier Verlauf der Sprache. In den Sätzen müssen die richtigen Begriffe an der richtigen Stelle Betonung finden, um Stimmung und Dramatik sowohl von Sprachklang wie auch Inhalt perfekt zu koordinieren, ja - zu orchestrieren. Rilke ist der Großmeister dieser Kunst - mein ewiges, unerreichbares Vorbild! Vielen Dank für dein Interesse! LG, eKy |
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