Gedichte-Eiland

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Panzerknacker 15.03.2009 10:40

Der arme Poet
 
Kein Bett besitzt der Schreiberling,
er sitzt auf so nem alten Ding,
das durchgelegen und verschmutzt,
von niemand sonst wird mehr benutzt.

Wenn durch das Fenster schweift sein Blick,
sieht er, der Schnee liegt daumendick,
auf den Zweigen, die sich biegen
und auf allen Dächern liegen.

Ein Regenschirm schützt ihn im Bett,
weil er es gerne trocken hätt.
Das Feuer im Kamin brennt nimmer,
drum Kälte zieht durchs ganze Zimmer.

Die kann den guten Mann nicht schrecken,
er liegt ja unter Kissen, Decken.
Trägt eine Schlafmütz auf dem Kopf,
am dünnen Rock, da fehlt ein Knopf.

Ein Manuskript, das hält er links
und rechts ein unbekanntes Dings.
Ne Feder hat er jederzeit,
zwischen den Lippen griffbereit.

Neben seiner Liegestätte,
steht ein Tintenglas, ich wette,
das ist wahrscheinlich ziemlich leer,
das zu erraten fällt nicht schwer.

Des nachts, für etwas schummrig Licht,
sorgt eine Kerze, für mehr nicht.
Ne Waschschüssel, ne richtig kleine,
sein Handtuch hängt noch an der Leine.

Zylinder und der Ausgehrock,
in einer Ecke steht ein Stock.
Dies alles sieht man auf dem Bild,
und Bücher liegen wirr und wild.

Fehlt unserm Dichter auf der Welt,
vor allem was er braucht, das Geld,
ist er zufrieden, man sieht wie,
er hat ja seine Poesie.

Leier 15.03.2009 10:45

Oh, Panzerknacker,

ich sehe den Spitzweg vor mir!
Herrlich hast Du ihn bedichtet!
Ein Sonntagmorgen-Genuß....

Lieben Gruß
von
cyparis

Medusa 15.03.2009 11:47

Lieber Panzerknacker,

da hast Du aber seeehr genau hingeschaut, toll!

Ein einziger kleiner Hopser ist mir aufgefallen:

Ein Regenschirm schützt ihn im Bett,
weil er`s gerne trocken hätt.
"es" käme metrisch besser
Das Feuer im Kamin brennt nimmer,
drum Kälte zieht durchs ganze Zimmer.


Ein Manuskript, das hält er links
und rechts ein urkomisches Dings.
Ein "unbekanntes" wäre wohl besser, siehe unten.
Ne Feder hat er jederzeit,
zwischen den Lippen griffbereit.


Manche Betrachter erkennen in seiner linken Hand eine Wanze oder einen Floh, aber es ist Winter - gibt es auch im Winter Flöhe und Wanzen? Andere meinen, er zitiere gerade aus seinem Manuskript und unterstreiche seine Worte mit der Geste. Das scheint bis heute Spitzwegs Geheimnis zu sein. Darum halte ich "unbekannt" für besser.

Ein wirklich rundum gelungenes Gedicht, leicht zu lesen und sehr flott. Auch die Beschreibung ist Dir ganz hervorragend gelungen! Hat richtig Spaß gemacht.

Liebe Sonntagsgrüße,
Medusa.

http://www.smileygarden.de/smilie/X-Maennchen/hallo.gif

Chavali 15.03.2009 15:30

Hui Knacki,

hast dir das Bild genau betrachtet, gell?
Ich habe auch eine Kopie davon, ein Druck natürlich :)

Gefällt mir gut und ich bewundere immer wieder deine Ideen!

Schönen Sonntag noch und liebe Grüße,
katzi

Klatschmohn 16.03.2009 13:08

Zufrieden ist der Herr Poet,
wenns Tintenfass grad leere geht?
Lass uns für den Poeten sammeln,
(er darf im Bette ruhig weitergammeln)
für Tinte und genug Papier,
ein Krüglein Wein, ein Fläschen Bier,
ne Wurst, ein Brot, auch etwas Butter,
sind fürs Gehirn Gedankenfutter.
Das sind des Dichters kleine Spesen
bald können wir`s Ergebnis lesen.


Lieber Knacki,
sehr schön hast Du den armen Poeten beschrieben, ich habe es gerne gelesen.

Liebe Grüße,
Klatschmohn

Panzerknacker 16.03.2009 18:09

Der arme Poet
 
Grüß dich Cypa,
war eigentlich ein bisserl schwierig, wo ich doch den
ganzen Blödsinn weglassen musste. Aber mir gefällt
auch was ich draus gemacht habe.

Hallo Medusa,
das unbekannte ist schon richtig gut. Habe es drum
sofort übernommen. Danke!

Danke Katzi,
mei Ideen sind fei das Salz in der Suppe. Ideen hätte ich
ja genug, kann sie leider nicht immer umsetzen.

Und nun zu dir, meine liebe Heidi,
wenn ich ein Gedicht auf ein Gedicht bekomme, dann ist
das immer etwas besonderes. Ich danke dir dafür.

So und nun einen schön verstreuten Gruß quer durch die Republik,

der Michael


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