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a.c.larin 13.11.2011 08:28

Spätherbstabend
 
Zärtlich lässt ein Sonnenfließen
Hügelkuppen golden glänzen -
lichtgestromtes Farbenwunder!
Wenn in Pirouettentänzen
Blätterwolken launig purzeln,
senkt sich, schimmernd an den Wurzeln,
moosgrün nieder Reif und Tau.

Mächtig ragen dunkle Wipfel.
Werden scharfe Grate runder?
In der Ferne wagen Gipfel,
nebelseiden eingesponnen,
in verhaltnes Licht geronnen,
ihre erste Innenschau.

Schwarzgrau windet sich die Straße,
schattenschwer und strauchumsäumt,
durch die erntesatten Fluren:
Menschenwerk, du ließest Spuren
auf den leergekämmten Feldern!
Leise rauscht es in den Wäldern -
dann nur Stille! Alles träumt

tief im Herzen noch vom Leben,
heiter sich nun hinzugeben
aller Lust in dunkler Trance:
Vogelschwärme ziehn gen Süden
und die Sonne, am Ermüden,
schenkt die letzte Farbnuance.

Stimme der Zeit 14.11.2011 19:30

Guten Abend, larin,

was für ein schönes Herbstgedicht! :) Ich freue mich direkt, hier als Erste kommentieren zu können. Wunderbar, deine Fähigkeit, mit Metaphern zu arbeiten, wirklich. Ich weiß gar nicht, was ich da "heraussuchen" soll:

"Sonnenfließen", "lichtgestromtes Farbenwunder",

Zitat:

Wenn in Pirouettentänzen
Blätterwolken launig purzeln,
"nebelseiden eingesponnen",

Zitat:

schattenschwer und strauchumsäumt,
einfach sagenhaft, ich könnte das ganze Gedicht zitieren. :o

Das Gedicht macht für mich den Herbst nicht nur "farbig", sondern geradezu "lebendig".

Liebe larin, hier hast du ein "Herbstgemälde" gemalt! Es fehlt kein "Detail": Bäume (Blätter, Wurzeln), Hügel, Berge, Nebel, Straßen, Sträucher, Fluren und Felder, Wälder, Vogelschwärme und die Sonne.

Golden, moosgrün, schwarzgrau - und die "angedeuteten" Farben.

Das Reimschema finde ich faszinierend komplex, es "klingt" sehr gut. Umarmende Reime, Paarreime, Waisen, Körner, in der letzten Strophe ein Schweifreim - großes Lob, das ist gekonnt, denn es wirkt sehr stimmig! :)

Ich habe die "menschlichen Spuren" ;) nicht "übersehen", auch die Frage in Strophe 2

Zitat:

Werden scharfe Grate runder?
bemerkte ich. Das lässt mich eine "zweite Ebene" finden, in der die Metaphern wohl auch auf das Leben hindeuten.

Hier passt der Trochäus wirklich gut. Kraftvoll und lebendig - der Herbst muss nicht "träge, langsam, düster" sein.

Sehr schön, wirklich. Ich habe das Lesen genossen und gerne kommentiert. :)

Liebe Grüße

Stimme http://www.smilies.4-user.de/include..._devil_006.gif

Dana 15.11.2011 18:43

Liebe Larin,

mit deiner Betrachtung in Wort und Klang fange ich noch an den Herbst zu mögen - hier fast zu lieben. :)

Stimme hat schon alles gesagt - ich kann mich der Begeisterung und dem Lob nur anschließen.
Werde es noch viele Male lesen.

Liebe Grüße
Dana

Ich wollte eine Zauberstrophe hervorheben und konnte mich nicht entscheiden, weil das ganze Gedicht verzaubert.

a.c.larin 04.12.2011 09:11

bevor der spätherbst vom herannahenden winter verschlungen wird,
sag ich euch beiden noch mal rasch "danke" für die zustimmenden kommentare!

lg, larin


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