Gedichte-Eiland

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Walther 14.02.2010 18:08

Es gibt im Internet viel Mist
 
Es gibt im Internet viel Mist
Von manchem, der kein Dichter ist,
Sich aber lautstark dafür hält.
Es gibt auch das, was schon gefällt,

Von dem, der denkt, dass er nichts ist.
Doch wie gesagt, bei all dem Mist,
Geht Vieles unter, oft auch dies.
Man wünschte, dass es mancher ließ’,

Von dem, was er so schreibt und treibt,
Zu posten, dass mehr Zeit verbleibt,
Solch ein Gedicht, bevor’s versinkt,
Zu finden, ehe es ertrinkt

Im riesengroßen Pixelmeer.
Ach, bliebe mancher Faden leer
Und mancher Mumpitz ungedichtet,
Würd auf den Unsinn ganz verzichtet,

Den bloß sein Autor hält für Kunst,
Ach, blieb die Sprache unverhunzt,
Man hätte für das Lesen Zeit,
Wär für den Edelstein bereit,

Der, in die Weiten eingewebt,
Dort still für die Entdeckung lebt.
Hört auf mit Eurem Versestuss:
Ihr stört uns nur beim Kunstgenuss!

Corazon 14.02.2010 18:23

Lieber Walther,

eine solch elitäre Einstellung kann eigentlich niemand nachvollziehen.

Du bekommst beim Lesen meiner Kunstwerke möglicherweise Brechreiz, andererseits schrieb mir neulich ein junges Mädchen: "Ich bin ein grosser Fan deiner Gedichte, sie haben mir beim Lesen so viel gebracht."

Wer will also beurteilen, ob ein Gedicht, ein Text, Platz- und Zeitverschwendung ist? Oder eine Zielgruppe hat. Du?

Wenn man deine Gedanken konsequent weiterverfolgt kommt man wieder zur Bücherverbrennung.

Anstatt andere Werke in den Dreck zu ziehen, bemühe ich mich, jungen Menschen Mut zum Schreiben zu machen. Auch wenn ihre ersten Versuche dich wohl nur an den Mülleimer denken lassen würden.

Ich würde an deiner Stelle mal versuchen etwas bescheidener zu sein.

Herzlicher Gruss

Corazon

Walther 14.02.2010 18:36

Lb. Corazon,

die Kunst des Lebens ist es, zu keinem Zeitpunkt andere persönlich zu attackieren. Zum Einen bellen am Ende nur getroffene Hunde. Zum Anderen habe ich einen allgemein bekannten und beklagten Zustand beschrieben, ohne jemanden damit persönlich anzugreifen oder auch nur im Gedächtnis zu haben.

Zum Dritten würde ich so etwas nie schreiben oder auch nur denken:
Zitat:

Du bekommst beim Lesen meiner Kunstwerke möglicherweise Brechreiz
Das nennt man, unter Freunden, eine bösartige Unterstellung. Viertens: Auch das würde ich so nie formulieren:
Zitat:

Wer will also beurteilen, ob ein Gedicht, ein Text Platz- und Zeitverschwendung ist. Oder eine Zielgruppe hat. Du?

Wenn man deine Gedanken konsequent weiterverfolgt kommt man wieder zur Bücherverbrennung.

Anstatt andere Werke in den Dreck zu ziehen, bemühe ich mich, jungen Menschen Mut zum Schreiben zu machen. Auch wenn ihre ersten Versuche dich wohl nur an den Mülleimer denken lassen würden.
Dies ist nicht nur eine bösartige Unterstellung, das ist eine Verunglimpfung. Ich habe noch nie jemandem gesagt, seine "Werke" seien Müll. Noch habe ich - als Urdemokrat - jemals mir sagen lassen, ich wäre für die Bücherverbrennung. Damit hast Du mich in die Nähe der Nazis gerückt, und das ist ein ungeheuerlicher, durch nichts zu rechtfertigender Vorwurf.

Du siehst mir sicherlich nach, daß ich angesichts dieses Eintrags die Forenleitung bemühen werde. Dieser Stil ist völlig unannehmbar.

Lieber Gruß W.

Falderwald 14.02.2010 19:29

Hallo Corazon,

dieser Text ist völlig allgemein gehalten und lässt in keinem Wort den Bezug auf eine bestimmte Person zu.

Umso unverständlicher ist deine Reaktion darauf.

Völlig daneben gegriffen ist der Vergleich mit der Bücherverbrennung, die den Autor in die Nähe der rechtsradikalen Szene rückt.

Bitte unterlasse solche Anspielungen.

Man kann durchaus anderer Meinung als der Autor sein, jedoch sollte der Austausch darüber auf sachlicher Basis erfolgen.


i.A. der Moderation

Falderwald

Corazon 14.02.2010 19:41

Zitat:

Zitat von Falderwald (Beitrag 41415)
dieser Text ist völlig allgemein gehalten und lässt in keinem Wort den Bezug auf eine bestimmte Person zu.

Hallo Falderwald, hallo Walther,

ich nannte meine Texte als Beispiel, ich schrieb möglicherweise, ich bezog das Gedicht nicht auf mich.

Zitat:

Zitat von Falderwald (Beitrag 41415)
Völlig daneben gegriffen ist der Vergleich mit der Bücherverbrennung, die den Autor in die Nähe der rechtsradikalen Szene rückt.

Ich habe mit keinem Wort Nazis oder die rechtsradikale Szene erwähnt. Meine Erinnerungen reichen weiter zurück:

Quelle Deutsche Welle:

"Bücherverbrennungen waren und sind keine deutsche Erfindung. Die Bibliothek von Alexandria, gegründet 288 vor Christus unter Ptolemaios dem Ersten, steht für die Systematisierung des Wissens. Hier, in Ägypten, hat auch die Bücherverbrennung ihren Ursprungsort: 47 vor Christus geht während des Römischen Bürgerkrieges die antike Alexandrinische Bibliothek erstmals in Flammen auf – zusammen mit ihren vermutlich knapp 500.000 Schriftrollen.

Römische Kaiser ließen die Schriften der Christen verbrennen. Im Mittelalter wurden vermeintlich ketzerische Bücher durch die Inquisition auf die Scheiterhaufen geworfen. In China, in Frankreich, in Italien, in Spanien, in England, in den USA, in Russland, Indonesien Chile und Sri Lanka, ob in der ersten, zweiten oder dritten Welt – von Muslimen wie Christen, in armen und reichen Ländern - überall wurden Bücher verbrannt."


Auch ich bin für sachliche Diskussionen. Wenn mein Beitrag von der Moderation als unsachlich und unangemessen angesehen wird muss ich das hinnehmen, ob ich es nun so sehe oder nicht.

Ich wiederum halte Walthers Reaktion für völlig überzogen. Ich bitte darum, auch meine Meinung hinzunehmen.

MFG

Corazon

Falderwald 14.02.2010 20:26

Hallo Corazon,

der Begriff "Bücherverbrennung" ist gleichzusetzen mit "Biblioklasmus" = Bücherszertörung.

Diese erfolgten meist aus politischen Motiven und die für die deutsche Geschichte auschlaggebende Begebenheit dieser Art ist nun mal die Bücherverbrennung von 1933, die ihren Höhepunkt am 10. Mai diesen Jahres auf dem Berliner Opernplatz fand und nicht der Brand der alexandrinischen Bibliothek von vor über 2000 Jahren.

Das gibt Walthers Text auf gar keinen Fall her, er ist auch kein Aufruf zu einer solchen.

Eine Diskussion über die Definition von Kunst ist durchaus erwünscht, auch Meinungen dazu, doch dabei ist sich entweder am Text zu orientieren oder aber eine sachliche Ebene einzunehmen.

Einen solchen Gedanken in dieser Weise weiterzuführen, bedeutet eine unhaltbare Spekulation und ist hier nicht erwünscht.

Bitte halte dich daran.

i.A. der Moderation

Falderwald

Chavali 15.02.2010 10:11

Hallo Walther,
Zitat:

Es gibt im Internet viel Mist
Da kann ich dir nur beipflichten und nicht nur, was unsere Schreibversuche angeht ;)
Da gibt es die schrägsten und skurillsten Dinge zu lesen und man fragt sich manchmal, wozu das alles.
Du nimmst allerdings Bezug auf Gedichteschreiberei, was man aber nicht so eng sehen sollte, meine ich.
Es ist noch kein Meister vom Himmel gefallen und gerade durch die Erst- und Zweitversuche (:D)
mancher Schreiber/innen erkennt man zwischendurch die wahren und glänzenden Perlen der Poesie.

Deine Zeilen sind, so glaube ich, auch ein bisschen von Ärger durchsetzt, was man alles so zu lesen bekommt und sich Lyrik nennt.
Doch alles ist relativ und vom Geschmack abhängig, auch ein bisschen von der Mode.
Ich z.B. mag Erich Fried überhaupt nicht, für andere ist er der moderne Dichtergott...


Liebe Grüße,
Chavali

Walther 15.02.2010 13:05

Lb. Chavali,

der Zustand, den ich beschreibe, ist völlig unspezifisch diagnostiziert. Da ich viele Gedichte im Internet lese und kommentiere, habe ich auch selbst einen ordentlichen Ausschnitt zu sehen bekommen. Warum ich das tue, kann man hier nachlesen:http://www.gedichte-eiland.de/showthread.php?t=5175 Dabei gewinnt man, vor allem, wenn man mehrere Foren durchsucht, einen gewissen Überblick.

Zusätzlich beschäftige ich mich noch mit ca. 100 - 150 Gedichten jährlich, die mir im Rahmen meiner Funktion als Lyrikredakteur der Asphaltspuren vor die Augen kommen. Mehr hier: http://www.gedichte-eiland.de/showthread.php?t=5176 Die Gedichte, die dort erscheinen, wähle ich aus und schlage dann der Redaktion vor, welche es in die engere Wahl schaffen, daraus werden dann die gemeinsam herausgepickt, die in die Printausgabe kommen. Nachdem wir die 13. Ausgabe vor uns haben, ist leicht nachzuvollziehen, wieviele Gedichte ich nur für diese Aufgabe in den letzten Jahren gelesen habe. Nimmt man die Lyrikrezensionen hinzu, läßt sich diese Zahl ohne Schwierigkeiten verdreifachen. Ich bin auf die Ziel 1.000 in den letzten 5 Jahren im Durchschnitt gekommen.

Daher weiß ich auch, daß Kunst viel mit "Gefallen" zu tun hat. Was häufig übersehen wird, ist der Aspekt der objektiv nachvollziehbaren Qualität. Wenn sich ein Autor ohne jedes Gefühl für Form und Rhythmus, mit immer den gleichen Sujets, immer den gleichen abgenutzten Versatzstücken bemüht, sich lyrisch zu betätigen, dann ist das keine gute Dichtung, Gefallen hin oder her.

Erich Fried sagt mir natürlich etwas, und nicht nur ich finde, daß er sehr überschätzt wird. Das hat zum Einen mit seinem Herkommen und seiner Biographie zu tun und zum anderen mit der Zeit, der er ebenso geprägt hat wie sie ihn. Er ist sehr politisch gewesen; Betroffenheit, der gerechte Zorn, die aufgestaute Wut sind nicht immer, wenn nicht aus der Distanz mit kühlem Herzen bewältigt und dann erst in Sprache gegossen, gute Ratgeber und eine tragfähige Basis für große Kunst.

Allerdings muß man ehrlich zugeben, daß es von ihm durchaus Werke gibt, die alles andere, was er geschaffen hat, überstrahlen und die richtig große deutschsprachige Lyrik sind. Da er, wie Goethe auch, ein notorischer Vielschreiber war, werden viele seiner Werke sicherlich in Vergessenheit geraten. Es wird aber keine ernstzunehmende Anthologie der deutschen Lyrik nach dem 2. Weltkrieg geben, in der er nicht Platz finden würde.

Natürlich muß man, bei uns Amateur- und Gelegenheitsdichtern besonders, generell bei Lyrikversuchen erst einmal Gnade vor Recht ergehen lassen. Es gibt aber den sich häufenden Umstand, daß gerade die schlechteren unter den Schreiberlingen, ihre Texte mit dem Brustton der Überzeugung, völlig beratungs- und kritikresistent, als höchste Form der Sprachkunst verkaufen. Ebenso behandeln sie jeden Kritik als persönliche Attacke auf sich und fühlen sich eo ipso und per se "unverstanden".

Diese völlige Fehleinschätzung, die damit verbunden ist, keinerlei formale Regeln gegen sich gelten zu lassen, die dichterische Tradition als nicht mehr relevant zu bezeichnen und das Üben als nutzlos zu titulieren, weil Dichter ja bekanntlich vom Himmel fallen, ist eine grassierende Entwicklung. Es versteht sich von selbst, daß bei einer solchen Sicht der Dinge nur die Perpetuierung des eigenen Unvermögens auf unabsehbare Zeit die Folge sein kann. Diese "Maßlosigkeit" ist es, die - neben der Tatsache, daß sich sinn- und qualitätsfrei umbrochene Sprachschnitzel sehr schnell in die Tasten donnern und dann ins Weltweitweb dumpen lassen - diesen gewaltigen Haufen an "Mist" produziert.

Die Bescheidenheit fehlt also weniger beim Kritiker als beim Autor. Das kommt schwer an, ich weiß. Aber um Tatsachen kann man sich auf die Dauer nicht drücken. Und wer seine Augen ein wenig offen hält, sieht genau diesen Zustand sich immer stärker ausbreiten, mit dem Ergebnis, daß irgendwann die Nadel im Heuhaufen keine Chance mehr hat, entdeckt zu werden.

LG W.

fee 15.02.2010 14:10

ja, walther,


manchmal ist es halt noch schwerer als sonst zu ertragen, wenn das eigene niveau nur von wenigen geteilt wird.


bedauernder gruß,

fee

Walther 15.02.2010 14:32

Lb. fee,

das eigene Niveau ist nie Ausgangspunkt solcher Betrachtungen. Sich selbst beurteilt man, wie jeder weiß, am "schlechtesten". :D Der Kritiker, der seine eigenen Versuche fair (= gerecht) einordnet, der muß erst noch geboren werden. ;)

LG W.

PS.: Walther heißt er beispielsweise nicht, auch nicht als Wiedergänger. :)

PPS.: Ich bezeichne mich selbst als "Gelegenheitsdichter" oder auch als "qualifizierten Dilettanten". :D


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