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Dana 30.03.2015 17:32

Lebensreise
 
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Erinnerungen tauchen auf und zeigen
in Bildern nur die einstigen Geschehen;
weil Emotionen mit der Zeit verwehen,
versinken tief und tiefer sie im Schweigen,

als gelte es, Vergangnes zu begraben.
Vielleicht jedoch ersinnen ganze Welten
ihr eignes Universum und vergelten
den Sinn und Unsinn im Gesamtguthaben.

Bewältigung besteht nicht im Erkennen,
denn sie agiert in vorgegebnen Räumen;
sie wird von einer Sonnenreise träumen
und auf dem Wege samt Gepäck verbrennen.
.
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Erich Kykal 31.03.2015 11:40

Hi, Dana!

Ein sehr gelungenes Gedicht, wie ich finde. Sprachlich sehr melodisch und flüssig erschließt sich dem Leser die Strophenfolge.

S2Z2 - würde ich umschreiben: "Vielleicht jedoch bewegen darin Welten"
Aber mir ist nicht ganz klar, wie Welten ihr eigenes Universum bewegen können sollten - es müsste anders herum sein. Altern.:
"vielleicht jedoch ersinnen ganze Welten
ihr eignes Universum und vergelten"

In S3Z2 und 3 ist mir nicht ganz klar, auf wen sich das "sie" bezieht: Ist "die" Bewältigung aus Z1 gemeint - oder eine "Seele", die zuvor bedauerlicherweise nie Erwähnung fand, weshalb das "sie" nun quasi in der Luft hängt?
Sollte sich das "sie" auf etwas aus den Vorstrophen beziehen, so funktioniert das gewiss nicht, weil sich diese Klammer einfach zu weit spannte!
Ich wüsste aber auch nicht, worauf sich das "sie" sonst noch beziehen könnte:
"Erinnerungen", "Bilder" und "Emotionen" fallen aus, da Plural...
Andererseits die "Bewältigung" so weit zu personifizieren, dass sie von Sonnenreisen träumt, empfinde ich im Rahmen dieses Gedichtes als reichlich weit hergeholt - deshalb auch fand ich für das "sie" erst mal keinen logischen Bezug und begann zu suchen.
Und sollte es doch die "Bewältigung" sein, so stellt sich die nächste Frage: Warum muss sie in "vorgegebenen Räumen" agieren? Und für das lyrische Feuer der beiden letzten (wunderschönen!) Zeilen erscheint mir die "Bewältigung" als ein gar zu prosaischer, sprachlich nüchterner Ausgangspunkt.
Am einfachsten wäre es, stattdessen dort ein anderes Wort zu setzen - eines, das den Folgezeilen gerechter wird!


Sehr gern gelesen!:):Blume:

LG, eKy

Chavali 31.03.2015 11:56

Liebe Dana,

einen sehr nachdenklichen Text stellst du uns hier vor;
in umarmendem Reim geschrieben,
was sehr gut zum Inhalt passt, der mich allerdings an manchen Stellen doch ziemlich grübeln lässt,
vor allem, weil ich die Gesamtaussage nicht unbedingt in Finstere Nacht eingestellt
gesehen hätte, sondern eher in der Denkerklause.

Das Leben als Reise zu benennen und seinen Weg nachzuzeichnen ist dir dennoch sehr gelungen!

Tragisch ist allerdings die Erkenntnis, dass Schweigen die Gefühle begräbt - welcher Art
sie auch sein mögen.


Lieben Gruß,
Chavi





juli 02.04.2015 11:21

Liebe Dana:)
 
"Es ist schwer über seinen eigenen Schatten zu springen",
oder "Keiner kann aus seiner Haut." Das sind Sprichwörter, die mir zu deinem Gedicht einfallen.

Das Leben an sich ist schon einmalig, jeder hat so seinen eigenen Schmelztiegel, was wichtig ist und was nicht. Die Vergangenheit, wird manchmal verklärt und manchmal verdammt, aber auch auch manchmal nur schlicht und ergreifend verdrängt. Es hat immer seinen allzumenschlichen Grund. Kein Mensch ist ohne sie, und die Lebensreise, ist so einmalig wie jeder Mensch.

Dein Gedicht steht hier in : "Finstere Nacht", also geht es um eine nicht erledigte Bewältigung, es dreht sich um Schatten, die auf der Seele liegen.

So würde ich das hier interpretieren.:)
Deine Worte schmiegen sich aneinander und es ist ein harmonisches Gedicht, auf jeden Fall regt es zum Nachdenken an!:Blume::Blume::Blume:

Sehr gerne gelesen und darüber nachgedacht.

Liebe Grüße sy

Dana 06.07.2015 20:27

Lieber eKy, liebe Chavali und liebe syranie,

hier kann ich mich nicht einmal mit meinen "Rippenbrüchen" entschuldigen.:(
Auch nicht, dass ich die Kommentare übersehen habe. Ich antworte einfach später und bitte um Nachsehen.

eKy:

:), wenn du gelungen und gern gelesen schreibst, dann fühle ich mich, als hätte Rilke mir "zugeprostet".:cool:
Die vorgeschlagene Änderung in S2Z2 übernehme ich gern und überzeugt.
In S3 bezieht sich das "sie" auf die Bewältigung.
Damit meinte ich, dass sobald wir in das (ein) Leben hineingeboren werden, nicht uneingeschränkt alle Möglichkeiten zur Veränderung mitbekommen. Wir können sie erdenken, erträumen aber wir bleiben umgeben von Zwängen, die wir nicht bewerten sollten. Man "ist in vorgegebnen Räumen" und meist fern der Freiheit (zumindest zeitlich gesehen), sich zu offenbaren.
Wir leben nicht ausschließlich in Lösungen.
Eine andere, bessere Lösung fällt mir nicht ein. Vielleicht dir"

Chavali:

darum in "Trauer und Düsteres", weil wir im Schweigen eingeübter sind, als in Aussprechen.;)
Du hast wunderbar kommentiert, ganz besonders im Begraben der Gefühle. Dafür danke ich dir.;)

syranie:

die Sprichwörter passen.;) Wir können nicht aus unserer Haut, weil wir nur die eine haben. Über den eigenen Schatten springen können wir auch nicht. Das passt und genau das ist es.;)
Lyrisch erfassen und "bewältigen" wir manchmal Dinge, die wir nur annähernd erlebt haben. Das leisten wir uns.
Jene "Schatten" reimen wir nachträglich. Die Schatten selbst bleiben in ihrer Länge und Größe immer relativ oder ganz eigen.
Ich fühle mich bei deinem Kommentar verstanden.

Ich danke Euch,
liebe Grüße
Dana

Erich Kykal 07.07.2015 15:12

Hi nochmal!

S2Z2 - Den Bindestrich zwischen "Vielleicht" und "jedoch" auf jeden Fall entfernen: Dort gehört er auf keinen Fall hinm das ist eine Phrase!

Erneut gern gelesen - sogar "sehr"!;):Kuss

LG, eKy


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