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Laie 02.01.2018 15:02

Morgen in Berchtesgaden
 
Es wehen Wolkenfahnen von den Flanken
der Berge und ein Regenvorhang hängt
noch vor dem Morgen, der sich nur in schwanken
und grauen Schemen aus dem Dunkel zwängt.

An finstre Wälder kauernd angeschmiegt
und matt und traurig harren alle Wiesen;
und eine Klage hält sich über diesen,
als ob ein Herbst mit tausend stummen Krisen
schon tief versteckt in allen Dingen liegt.


Neue Fassung:

Es wehen Wolkenfahnen von den Flanken
der Berge und ein Regenvorhang hängt
noch vor dem Morgen, der sich nur in schwanken
und grauen Schemen aus dem Dunkel zwängt.

An finstre Wälder kauernd angeschmiegt
und blass und traurig harren alle Matten;
und Schwermut will dem Tag kein Licht gestatten,
fast so, als ob ein Herbst mit tausend Schatten
schon tief versteckt in allen Dingen liegt.

Erich Kykal 02.01.2018 18:01

Hi Laie!

Wie immer stilsicher und souverän geschrieben.

Einziger Kritikpunkt von meiner Seite: Der Reim "Wiesen/Krisen". Vor allem letzterer Ausdruck scheint mir eher in ein Wirtschaftsblatt zu passen denn in eine gehobene Lyrikzeile zur Landschaftsbeschreibung. Der Begriff erscheint mir zu "modern" für das damit Beschriebene.
Zusätzlich wirkt der "schrille" "i"-Vokal der sanften Sprachmelodie für so eine verinnerlichende Beschreibung entgegen. Zusammen mit der Härte des Wortes (vor allem der Beginn auf "Kr") würgt diese Wortwahl - zumindest für mich - die zuvor augbebaute kontemplative Versenkung in die Szene zumindest teilweise quasi ab.

Meine Alternative:

An finstre Wälder kauernd angeschmiegt
und matt und traurig harren alle Matten;
und eine Klage hält sich über diesen,
als ob ein Herbst mit tausend stummen Schatten
schon tief versteckt in allen Dingen liegt.

Das hier gebrauchte "a" passt viel besser in das allgemeinene "Klangbild" deiner Verse hier - soweit meine natürlich rein subjektive Ansicht. Das "matt" eingangs S2Z2 müsstest du durch ein anderes Wort ersetzen, wenn du meinem Vorschlag folgst (Vorschlag: "trist", das passt gut zu "traurig", oder: "müd", "blass", "bleich", ...).

Allergernst gelesen - wie alles aus deiner Feder! :)

LG, eKy

Laie 02.01.2018 18:30

Hi eKy,

vielen Dank für deine Rückmeldung! Bei “Krise“ dachte ich persönlich an seelische Krisen. Aber du hast ganz klar recht, die Wirtschaftskrise kommt mir beim Lesen jetzt auch sofort in den Sinn. Deinen Vorschlag werde ich übernehmen, sobald ich eine passende Formulierung für den Vers dazwischen gefunden habe :)


Gruß,
Laie

Erich Kykal 02.01.2018 21:17

Hi Laie!

Ach - diese Reimzeile hatte ich übersehen! Sorry.

Möglich wäre:

"die mit leise Klagendem sich gatten,"

"die mit Klagendem sich seltsam gatten,"

Oder so ... ;)

LG, eKy

Laie 03.01.2018 12:25

Hi eKy,

viele Dank für die Vorschläge. Das Wort "gatten" war mir bis jetzt unbekannt, auch dafür meinen Dank :)
Habe mich jetzt für eine andere Variante entschieden. Die Urfassung lasse ich aber auch mal stehen, da ich sie irgendwie noch nicht gänzlich verwerfen kann :D


Gruß,
Laie

juli 03.01.2018 14:39

Hallo Laie,

Ich habe beide Fassungen gelesen, und mir ist zu "Krisen" nicht die "Wirtschaft(skrise)" eingefallen. Von daher finde ich diese Fassung auch gut. "Matten" ist hier im Norden ein unbekannter Begriff. Das Wort"Wiesen" ist viel geläufiger.:)

Egal, ich finde Beide Fassungen Superb:Blume:

Sehr gerne gelsen von sy

:Blume::Blume::Blume:

Laie 03.01.2018 19:56

Hi sy,

ich kann mich bisher auch noch für keine Fassung entscheiden. Schön ist es daher, dass dir beide gefallen :)

Hab vielen Dank!


Gruß,
Laie


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