Gedichte-Eiland

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a.c.larin 26.06.2013 10:57

Buntherum
 
Ich male mir das Leben bunt
in Sonnengelb und Blautürkis,
die Farbe ist mir Wurzelgrund
der Hoffnung, die mich strömen ließ.

Ich male mir das Leben froh
mit jeder Linie, jedem Strich,
und bin im Schattengrünen so
zuhause wie im eignen Ich!

Ich male mir die Seele frei
in erdbeerroter Glücksnuance,
bin selbstvergessen, ganz dabei,
als wärs ein Tanz in Liebestrance.

Ich male mir das Leben bunt
und rufe Bilder aus dem Sinn,
als schürfte ich in tiefstem Grund
des Daseins, wo ich ewig bin.

Erich Kykal 27.06.2013 08:50

Hi, Larin!

Eine wundervolle, hochlyrische, melodische Hommage an das Seligsein und die pure Lebensfreude! Ich hoffe natürlich, das Lyrich ist hier mit dem Autor identisch und bemüht sich auch mittels dieser Zeilen nicht verzweifelt, sich etwas "schönzudichten"...;)

Einzig mit S3 habe ich leichte Probleme! Zum einen der Fremdwörterreim "-trance/-nuance", der mich als deutschaffinen Poeten doch irgendwie irritiert, zum anderen klingt mir "erdbeerrote Glücksnuance" doch schon etwas gar dick aufgetragen - das klingt schon kitschig in meinen Ohren.:rolleyes:
Auch klingt mir das "ganz dabei" als Einschub in Z3 etwas zu allgemeinsprachlich/flapsig, um in den gediegenen Rahmen dieser ansonsten herrlich sich wiegenden Zeilen zu passen - das ist aber natürlich bloß ein subjektiver Eindruck meinerseits.:o

Sehr gern gelesen und bequatscht!:D

LG, eKy

Falderwald 27.06.2013 11:11

Servus larin,

ich möchte Erich zustimmen, das ist sehr lyrisch.

Allerdings kann ich mir den Inhalt nicht ganz zueigen machen, da das Leben eben nicht immer bunt ist.
Und ich mag auch die grauen und schwarzen Seiten, weil sie dazu gehören und letztendlich die Relationen bestimmen.

Wenn ich mir etwas bunt male, was gar nicht bunt ist, so weiß ich das und kann daran eigentlich gar keine rechte Freude finden, denn es ist nur Tünche, die das wahre Wesen verdecken soll.

Ich nehme also die bunten Seiten so, wie sie von selbst kommen, weil ich keinen Sinn darin sehe, in einer Scheinwelt zu leben, die gar nicht so ist, wie ich sie gerne sehen möchte.

So etwas nenne ich aufgesetzte Freude und wenn mir solche Menschen im wahren Leben begegnen, dann weiß ich oft, dass diese eine Larve tragen, hinter der es meist ganz anders aussieht.
Sie wollen etwas scheinen, was sie nicht sind.

Als lyrischen und fröhlichen Text finde ich dein Gedicht sehr schön, als Lebensphilosophie geht er nicht ein, zumindest bei mir nicht, denn für mich bleibt die Frage offen, wo denn dieser tiefste Grund des Daseins wohl zu finden sein mag, ohne auf eine spirituelle Welt mit höheren Wesen zu zielen.

Es sei denn, wir betrachten das philosophisch, wo das Wirkliche als geistig oder als Erscheinungsform des Geistes in Erscheinung tritt.

Aber auch diese Sichtweise ändert nichts daran, dass wir nur Geister in einer materiellen Welt wären.

Leider vergehen diese Geister auch mit der materiellen Existenz, so dass am Ende nur das Nichts bleibt.

Und das ist nicht bunt, auch nicht schwarzweiß, es ist einfach nichts. ;)


Gerne gelesen und kommentiert...:)


Liebe Grüße

Bis bald

Falderwald

Thomas 28.06.2013 09:24

Hallo larin,

schön von dir zu hören. Das Gedicht gefällt mir gut. Ich finde das aktive "Bunten" des Lebens als positiv. Was macht Poesie anderes? Auch ist es ja von dir als aktive und selbstbewusste Handlung beschrieben, d.h als gewähltes Mittel sich aus einer offensichtlich gar nicht so bunten Lebenssituation zu erheben.

Die von Erich und Falderwald geäußerte Kritik bezüglich der 3 Strophe ist meiner Meinung nach nicht von der Hand zu weisen, auch ich empfinde sie etwas unnatürlich, vor allem im Vergleich zu den übrigen schönen Strophen. Mein Vorschlag wäre, die Strophe einfach zu streichen.

Liebe Grüße
Thomas

Chavali 28.06.2013 18:03

Liebe larin,
Zitat:

Zitat von Thomas
Mein Vorschlag wäre, die Strophe einfach zu streichen.

das dachte ich auch beim Lesen, denn sie ist gar nicht notwendig,
um dieses hübsche lyrische Lied vom Buntmalen des Lebens zu verstehen.
Die Fremdwörter - und da gebe ich Erich recht - wirken deplatziert :o

Faldis Einwände kann ich in diesem Zusammenhang nicht nachvollziehen:
Hier wird ja eine Traumwelt beschrieben, vielleicht wie man trotz allen Ernst des Lebens sich
seinen Optimismus bewahren kann und sollte.
Es ist ein lyrisches Jubellied und keine Lebensphilosophie, denke ich.

Gern gelesen und darüber nachgedacht hat mit lieben Grüßen
Chavali



a.c.larin 30.06.2013 06:25

hi erich,

lyrIch und autor sind hier ganz identisch, das gedicht ist, könnte man sagen, richtig autobiografisch: ich bin tatsächlich seit einiger zeit mit dem pinsel statt mit dem schreibstift unterwegs. ( was meine langen abwesenheit hier mitbegründet)

daher, lieber falderwald,
ist das "buntmalen" bei mir derzeit weniger lebensphilosphie denn gelebte lebenspraxis. ( das gedicht schrieb ich umringt von etwa 4 - 5 bildern der letzten zeit: ich saß zwischen ihnen wie das mariechen auf der blumenwiese und war einfach nur glücklich.)

ein bisschen muss ich dir daher widersprechen:
man muss sich nicht mit grauschwarz begnügen, wenn einen das nicht mehr glücklich macht.
mit dem pinsel und der malerei konnte ich mir die buntheit zurückholen. :)

illegitime methode ? schönfärberei?
ist dieser vorwurf nicht vielleicht doch nur "neid der besitzlosen"? :D

ich denke, auch das heranrückende alter mit all seinen malaisen berechtigt dazu, methoden zu entwickeln, wie man dem unvermeidbar grauen, greulichen (und gräulichen ) noch jede menge buntheit abringt.
tanzen? singen? malen? dichten? spaß haben?

warum nicht?

(und das bedeutet noch lange nicht, dass man nicht imstande wäre, die schattenseiten des lebens zu erkennen! ich persönlich hab einfach nur keine lust mehr, mich davon aufessen zu lassen.)

daher: ich male mir das leben bunt! im wahrsten wortsinn - und in jedem anderen auch.
(notfalls sogar unter zuhilfenahme von erdbeerrot - auch wenn das manchem zu kitschig erscheinen mag. :p. mir tuts gut.)


hi chavali , hi thomas,
die dritte strophe gefällt euch also auch nicht, wegen der "trance/ nuance" sache?
schade. für mich ist sie aber ganz und gar stimmig.
gerade mein letztes bild hatte viel erdbeerrotes. (endlich mal, nach allerhand grünen landschaften)
beim malen wird man sensibel für die vielen abstufungen der farbe und des lichts (ich finde das wort "nuance" sehr, sehr schön! ich kenne kein besseres deutsches)
und auch das mit der "trance" stimmt. ich habe nämlich an mir beobachtet:
wenn ich male, schaltet sich ein ganz anderer gehirnteil ein als beim schreiben: das "denkhirn", in dem die sprache sitzt, beruhigt sich und wird völlig still. einfah herrlich leer. aber es ist eine mit farbe gefüllte leere, gewissermaßen ein "beseeltes nichts":
hmmmm - wie ein voll aufgegupfter eisbecher! :)
(die buddhisten haben auch noch ein wort dafür - das mir aber jetzt nicht einfällt)

malen hat etwas meditatives an sich, insoferne ist man also zugleich "selbstvergessen" wie auch "ganz dabei". ( flow- effekt würden es die psychologen nennen).
und genau so geht glücklich - sein: aufgehen in einer tätigkeit und im moment des vollzuges derselben! (manche versuchen, denselben effekt zu zweit in der horizontalen herzustellen. auch das ist eine möglichkeit - nur mangelt es da oft am kongenialen zweiten. :rolleyes: )

mehr ewigkeit haben wir jedenfalls nicht - aber diese ewigkeit genügt.
(und es ist keine traumwelt, liebe chavali, es ist eine ganz reale realitität!)
der himmel ist uns nahe - so stehts ja schon in der bibel. :)
quod erat demonstrandum.


ich kann das malen jedenfalls jedem empfehlen, der sich erschöpft und ausgebrannt fühlt!

vielen dank für eure kommentare - ich hab noch ein bild auf der staffeleie....


lg, larin

Falderwald 30.06.2013 06:45

Servus larin,

mein Kommentar war auch nicht ablehnend gemeint, ich konnte aus dem Text heraus nur nicht erschließen, dass es sich hierbei um "richtige" Malerei handelt.

Nimm nur einmal an, jemand steht vor dir und sagt, ich male mir das Leben bunt...

...und du weißt nicht, dass er dies im wahrsten Sinne des Wortes meint, indem er Pinsel, Farbe und Leinwand dafür benutzt.

Ich habe das mehr als "Schönfärberei" aufgefasst.
Es gibt Leute, die die schlichten oder dunklen Seiten des Lebens einfach ignorieren und sich alles so zurecht legen, dass es in "ihr Bild" passt.
Und da werde ich misstrauisch und zwar nicht in dem Sinne, dass ich denjenigen verdächtige, etwas Übles zu tun, sondern dass er sich den Herausforderungen des Lebens einfach nicht stellen will oder stellen kann und stattdessen eine aufgesetzte Fröhlichkeit zur Schau stellt.
Solche Menschen, ewige Frohnaturen, gibt es nämlich auch und jeder weiß, dass das Leben gar nicht so ist.

Jetzt, nachdem ich deine Antwort gelesen habe, verstehe ich das natürlich ganz anders und finde das auch vollkommen in Ordnung so (obwohl es völlig egal ist, ob Falderwald das in Ordnung findet oder nicht, in China fällt täglich ein Sack Reis um ;)).

Bei mir ist das also etwas anders angekommen, als es gemeint war.

Aber deswegen kommunizieren wir ja hier miteinander, um solche Dinge auszuräumen.

Alles ist gut...:)


Liebe Grüße

Bis bald

Falderwald


PS:

Stell doch mal ein paar Fotos von deinen Bildern hier ein, die Möglichkeit ist doch gegeben. :)

a.c.larin 30.06.2013 08:18

hallo falderwald,
auch schon unter den frühaufstehern heute?

nö - ich hab das gar nicht als ablehnung gelesen, allerdings sah ich die notwendigkeit, ein wenig mehr zu erläutern.

malen ist eine tolle methode der psychohygiene.

dass dir die notorischen schönfärber auf den nerv gehen, kann ich nachvollziehen. ich hatte in der jugend eine freundin, die war ziemlich "zuckerlrosa" unterwegs. ( das war damals kaum auszuhalten für mich)
ich hinwiederum bevorzugte es (zwangsweise) dunkelgrau - das war für sie kaum auszuhalten....:rolleyes:
trotz ehrlich gemeinter freundschaft waren wir beide also keine ideale mischung.

versöhnliches fazit ( aus heutiger sicht): jeder hatte seine abwehrmechanismen anderswo sitzen!

das leben ist ein sehr komplexes gebilde - und eigentlich bringt einem keiner bei, wie man damit umgehen soll. ich bin noch aufgewachsen mit: friss vogel - oder stirb!
(die generation meiner eltern war mit dem materiellen wiederaufbau voll beschäftigt - da hat man sich über die art der inneren lebensbewältigung noch kaum gedanken gemacht. und "psycho" hatte überhaupt einen vermaledeiten miss-stempel drauf - und nicht zu unrecht, wenn man bedenkt, was da oft unter "ärztlicher obhut" geschehen ist)

mittlerweile weiß man mehr über schnitzlers "weites land" der seele. die forschung hatte zeit zu forschen, es gibt hilfe, wenn jemand nicht mehr weiter weiß.

es lohnt sich, herauszufinden, wie man das eigene hirnkastel ( und damit verbunden das seelengestrüpp) zum wohlwollenden funktionieren bringt.

"werde glücklich und du wirst gut sein" definierte der erzieher eugene o'neill
(zumindest hat ein glücklicher mensch noch selten wen abgemurkst oder drangsaliert).
das böse entsteht oftmals aus der not heraus - und da heißts für jeden: wehret den anfängen!

gesamtgesellschaftlich ist die politik gefordert, hier obsorge zu halten -
aber in letzter konsequenz ist jeder für sich selbst verantwortlich, ist "seines glückes schmied" -oder henker.

und: hätten wir nicht alle gern mal den zopf des münchhausen, um uns aus dem schlamassel herauszuziehen?
jeder mensch ein glückspilz, der ihn gelegentlich zu fassen kriegt!

in dem sinn: malt euch das leben bunt!
(grau wird es nämlich von selber.)

ganz liebe grüße, larin

Chavali 30.06.2013 10:55

Liebe larin, hallo Ihr :):):)

dass hier eine echte Mal-Leidenschaft dahintersteckt, habe ich auch nicht herausgelesen :o
Da bekommen die Zeilen ja tatsächlich eine ganz andere Bedeutung!
Und man kann nun deine Begeisterung um erdbeerrote Nuancen gut nachvollziehen ;)

Ich hatte auch mal angefangen mit Bleistift und Zeichenblock zu hantieren - ist aber beim Versuch geblieben.
Vielleicht sollte ich noch mal einen Versuch starten...

Eure Diskussion über seelische Befindlichkeiten ist sehr interessant!
Zitat:

ich hab noch ein bild auf der staffeleie..
Ich wünsch dir viel bunten Male-Spaß!

Lieben Gruß,
Chavali


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