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Freihammer 26.01.2021 03:02

Kinderlied
 
Kinderlied

Dem Kleinen gibt der Herr ein Schaf,
dem Großen drei Kamele.
Der Kleine denkt bei sich ganz brav,
ob ich ihm eines stehle?

Der Große ist jedoch zu schlau,
nimmt ihm das Schaf weg und die Frau.
Ihm bleiben zwei Gebete,
eins früh und eines späte.

Mit Weinen fällt er in den Schlaf.
Es muss ihn furchtbar quälen.
Nachts träumt er nur von seinem Schaf,
manchmal vom Schafezählen.

Das Schaf, das lässt ein andrer schern.
Die Frau vermag sich nicht zu wehrn.
Ob sie sich überhaupt bemüht?
Das ist das Ende von dem Lied.

Lightning 26.01.2021 21:20

Moin Freihammer!

Uff.. also ich finde das Lied sehr schön.. aber einige meine Interpretationen wären sicher nicht für Kinder geeignet :p

Wem wird die Frau geklaut? Dem "kleinen", oder dem "Herrn"? Darf das Schaf auch als Frau betrachtet werden, oder andersrum? War der Wein gut, oder brachte er ihn zum Weinen? Zählt man mit Wein mehr als ein Schaf? Wer schert jetzt die Frau? Mag sie das?

Ich weiß ja nicht, ob du auf einige Antworten auf diese Fragen gezielt hast :D
Finde es jedenfalls nett, wie weit man hier verschieden interpretieren könnte.
Lässt sich auch gut singen. Bin mir aber nicht ganz sicher, ob Frau und Schaf
hier eine gute Kombination sind. *g*

Ich nehme mal an, dass auch 3 "Dummheiten" vorhanden sind, die am Ende "aufgebraucht" wurden?
Da suche ich irgendwie noch. Sind es nur 3? x)

Liebe Grüße,
Stefan

Freihammer 27.01.2021 16:19

Kinderlied
 
Hallo Stefan,

zunächst zum Herrn. Den habe ich (als Atheist) als übergeordnetes Organ den anderen handelnden Personen bzw. Wesen vorgesetzt.
Dem gehört entweder alles oder nichts.
Daraus folgt, dass der Kleine an Besitz über das Schaf hinaus nur das ihm zugestandene Recht des Zusammenlebens mit seiner Frau (angetraut oder auch nicht) zusteht.

Die Hoffnung, diesen Besitz durch den Diebstahl eines Kamel zu erweitern, wird ihm vom Großen, der Begriff steht für Mächtigen, in Tateinheit mit der Aberkennung der Rechte an seinem bisherigen Besitzstand zunichte gemacht.
Dass sich der Kleine nun jeweils am Morgen und Abend per Gebet an sein übergeordnetes Organ wendet, zeitigt keinerlei Wirkung.

Seine Traurigkeit bringt er durch Tränenfluss, auch Weinen genannt, zum Ausdruck. Alkohol kann er sich offenbar nicht leisten.
Dass er die Nächte nicht traumlos übersteht, ist folgerichtig. Es müssen schon Alpträume von besonderer Schwere sein.

Dass das Schaf seine Wolle verlieren muss, ist unter Schafzüchtern ein notwendiger Vorgang, der mit modernen Enthaarungsprozeduren der Neuzeit jedoch nichts zu tun hat, vor allem auch deswegen nicht, weil der Vorgang einen Nutzen nach sich zieht, während die Prozedur eine mehr fragwürdige Modeerscheinung darstellt, die aus Sicht der Natur abzulehnen ist.

Was die Frage nach der Singbarkeit angeht, ist zu verlautbaren, dass ich den Text genau zu diesem Behufe geschrieben habe.
Derzeit sehe ich jedoch aus stimmlichen Gründen von Interpretationsversuchen im mittleren Maßstab ab.

Ich danke dir für die Fragen und hoffe, sie geklärt zu haben.
Viele Grüße sendet dir Freihammer.

Lightning 27.01.2021 18:27

Huhu Freihammer :)

Ja, so ähnlich sah eine Interpretation ohne größere Dummheiten bei mir auch aus. Wollte nur darauf hinweisen, dass man manche Dinge evtl. "unanständig" Interpretieren könnte. Dass du in diese Richtung eher nicht im Sinn hattest, war mir fast klar.. daher hatte ich sie nicht vollständig interpretiert.

"Der Große ist jedoch zu schlau,
nimmt ihm das Schaf weg und die Frau.
Ihm bleiben zwei Gebete,
eins früh und eines späte."

Da musste ich z.B. grübeln.. und war mir erst nicht sicher, ob dem Großen noch zwei Gebete bleiben.. oder dem Kleinen aus S1. Rein vom grammatikalischen Bezug her, eher dem Großen. Und wenn dann die Frau und das Schaf zu 2 Gebeten werden.. eins für den Morgen, eins für den Abend.. naja. Dann würde ich diese Verbindung nochmal überdenken. Evtl. "Klein bleiben zwei Gebete"?.. Keine Ahnung.. ich denke, du weißt, worauf ich anspiele. Glaub damit wäre der "unanständige" Bezug bereits übers ganze Gedicht hinweg gelöst, weil dann ganz klar da steht, dass die Gebete zum Kleinen gehören, und alle Folgezeilen auch. Dann macht das ganze ohne groß zu überlegen Sinn.

"Mit Weinen fällt er in den Schlaf",

ist auch eine zweideutige Schreibweise, die seltsam interpretiert werden kann. Gerade mit der anderen "Verbindung", bzw. auf den Großen bezogen (was mit der Aufklärung des Bezuges ja gelöst wäre, dann wäre das Weinen auch relativ egal). Wäre aber z.B. mit "Tränen" wieder anders. Kommt eben darauf an, ob du die Mehrdeutigkeit so willst. Will sie nur aufzeigen, falls du sie nicht so geplant hast.. nicht, dass hier am Ende noch ein betrunkener Tierliebhaber Schafe zählt, und du das nicht wolltest ;)

"Gebete" ließen dann eben auch den "Herr" anders betrachten. Aber gut. Das wäre ja relativ egal, oder sogar gut, weil man so mehr interpretieren kann (ohne unanständig zu werden). Die Zeilen finde ich übrigens wieder super, nicht dass du das falsch verstehst. Nur diesen Bezug eben nicht so ganz. Zumindest passt er nicht zu dem Gedicht. Wäre eher schwarzer Humor ^^

Liebe Grüße,
Stefan

Freihammer 27.01.2021 19:37

Als Weinliebhaber setze ich voraus, dass man selbst in traurigeren Fällen nicht so sehr viele Sorten durcheinander trinkt, falls man denn überhaupt eine einzige zur Verfügung hat. Zum Wohl denn!

Lightning 28.01.2021 02:41

Hehe.. ja hatte wohl auch eine zu viel. Da ja bei der zitierten Stelle vorm Schaf noch ein "ihm" steht, dass sich auf den Kleinen bezieht.. womit sich das nächste ihm dann auf das ihm beziehen sollte, das sich auf den Kleinen bezieht. Das habe ich irgendwie mehrmals nicht wirklich bemerkt, und somit die Folgezeilen erstmal auf den Großen bezogen, weil ich das zweite ihm auf den Großen bezog. Da wird es dann kritisch. Ist aber auch viel ihm Bezug.. ich finde es an der Stelle noch immer verwirrend *prost* :)

LG, Stefan

Freihammer 28.01.2021 10:15

Ich muss direkt mal nachsehen, wann ich das letzte Trinklied geschrieben habe.
Wenn ich das finde und einstelle, wird es mit dir brenzlig.
Wenn, dann möge es nützen!

LG von Freihammer.


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