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-   -   Rinde an Rinde, Haut an Haut (http://www.gedichte-eiland.de/showthread.php?t=5835)

a.c.larin 09.07.2010 10:53

Rinde an Rinde, Haut an Haut
 
Wie deine Risse, deine Schrunden
vom Leben künden, das du spürst,
und wie das Harz aus deinen Wunden
nur Gold ist, in dem eingebunden
du banges Hoffen weiterführst -

so atmet mir dein ganzes Wesen
Erkenntnis aus und Innesein,
lässt von der Unrast mich genesen.
Im grünen Blatt hab ichs gelesen:
Das Große macht sich gerne klein!

Es fließt durch alle Winzigkeiten
in Demut und Bescheidenheit.
So manches mag uns Schmerz bereiten,
doch steigt aus den Unendlichkeiten
stets neuer Sinn ins Mark der Zeit.

Galapapa 09.07.2010 12:03

Hallo larin,
ein wunderschönes Gedicht, das von tiefer Ehrfurcht zeugt, Ehrfurcht vor dem Leben, das in einem Baum steckt.
Auch ich habe großen Respekt vor dieser wundervollen und teilweise mächtigen Form des Lebens, und es tut mir weh, wenn ich sehe, wie oft damit umgegangen wird.
Das hat mir sehr gefallen!
Das "Manches" in der letzten Strophe schreibt man, glaube ich, groß.
Herzlichen Gruß!
Galapapa

Cimex 13.07.2010 08:29

Hallo a.c.larin!

Allem voran darf ich mich herzlich bei dir vorstellen.
Ich bin neu hier und freue mich sehr auf konstruktive Dialoge und schöne Stunden.

Nun darf ich dein wundervolles Gedicht kommentieren:

Die Zeichen, welche uns das Leben und die Zeit in Gesicht, Körper und Wesen schreiben, lassen ein wenig von unserer Seele nach außen gekehrt sein.
Dein werk spricht einen Baum an - dieser ist zugleich auch eine treffliche Metapher für einen erfahrenen Menschen.

Das Thema und deine Umsetzung ergeben vortreffliche Lyrik für mich und Lesegenuß vom Feinsten - ich darf dir aufrichtig gratulieren!
Besonders gefällt mir dieser Vers:
Zitat:

so atmet mir dein ganzes Wesen
Erkenntnis aus und Innesein,
lässt alle Unrast dran genesen.
Ich bedanke mich!

Gruß, Cimex


PS: Fast wage ich nicht, einen kleinen Tippfehler anzumerken,
der du wohl überlesen hast in S2Z4:

In grünem Blatt... oder
Im grünen Blatt...

a.c.larin 18.07.2010 14:12

hallo galapapa,

es freut mich, dass dir mein gedicht gefallen hat - eigentlich hat es mir der baum persönlich in die feder diktiert: ich hab ihn umarmt und dabei seine "energien" gespürt....da musste ich gar nicht mehr viel nachdenken, einfach nur drauflos schreiben.

"manches" hab ich im duden ( von 2006) nachgeschlagen. dort steht es noch klein.
aber vielleicht wurde das ja mittlerweile wieder geändert...?



hallo cimex,
danke für deine ganz persönliche vorstellung - das ist beziehungskultur vom feinsten.:)
tipp- grammatik- sinn- und andere fehler darfst/ sollst du natürlich immer anmerken, denn wozu wäre sonst ein forum gut?
ich überlese immer wieder mal was.
ich ergänze und variere auch etwas, wenn es mir richtig erscheint.
wer nicht weiß, dass er irrt, irrt doch am allermeisten!

ja - ich denke auch, dass menschen und bäume gar nicht so verschieden sind:
so mancher rückschnitt bringt uns weiter, wir trotzem dem wetter, wir schlagen gerne wurzeln, tragen schwer an unseren früchten, treiben lange wie flugsamen im wind, stellen einige in den schatten und schützen dafür andere, und: im herbst des lebens werden manche von uns kahl, andere wiederum behalten ihre spitzen nadeln....:eek:

so kann sich eins im anderen wieder erkennen - und mit den menschen ist das genauso.
auf die konstruktiven dialoge werde ich gerne zurückkommen! :)

lg, larin

Onkie IIV 06.08.2010 09:35

Huhu alter Dichter :),

Rinde an Rinde, Haut an Haut

Wie deine Risse, deine Schrunden
vom Leben sagen, das du spürst,
und wie das Harz aus deinen Wunden
nur Gold ist, in dem eingebunden
du banges Hoffen weiterführst -

//Vorschlag: "vom Leben reden" Oder meinst du das im anderen Sinn?

so atmet mir dein ganzes Wesen
Erkenntnis aus und Innesein,
lässt alle Unrast dran genesen.
In grünem Blatt hab ichs gelesen:
Das Große macht sich gerne klein!

// "lässt alle Unrast dran genesen." Kann Unrast genesen?
Ohne das Komma am Ende von Vers 2 fände ich es spannender. :)

//Vorschlag: In grünem Blatt hab ichs gelesen --> Im grünen Blatt hab ich gelesen:

Es fließt durch alle Winzigkeiten
in Demut und Bescheidenheit.
So manches mag uns Schmerz bereiten,
doch steigt aus den Unendlichkeiten
stets neuer Sinn ins Mark der Zeit.

Insgesamt ein wirklich sehr schönes Gedicht. :)
Mehr davon. ;)

Lg
Onkie

a.c.larin 07.08.2010 07:22

hallo onkie IIV,

na,na, was soll denn das mit "alter dichter"?
bei einer dame spricht man doch nicht übers alter.....:mad:
(ich bin noch einigermaßen faltenfrei - auch ohne morgendliches aufbügeln! ;) )

deine anregungen ließ ich mir durch den kopf gehen , da "sagen" und "reden"
ja gleichermaßen schlicht formuliert ist, habe ich mich für das poetischere "künden" entschieden,

ich glaube doch, dass "Unrast genesen" kann, zumindest kann man "von
der Unrast" genesen - hoffe, das kommt jetzt besser rüber.

freut mich sehr, dass dir das gedicht gefallen hat.

mit der seele baumelnde grüße,:)
larin

Onkie IIV 25.08.2010 11:15

entschuldigen se, junge frau :p
künden gefällt mir.
vers 3 der zweiten, noch nicht gänzlich ;)
ein sehr sehr gutes gedicht :)
lg

Herbstblatt 29.08.2010 10:19

Liebe Larin,
ist ist doch gut, immer mal wieder abseits der ausgetretenen Pfade herumzustreifen, wenn es die Zeit erlaubt, sonst übersieht man z.B. solch tief anrührenden Zeilen wie dieses Gedicht.
Der Baum als Stellvertreter für die Größe der Natur, neben der man selber zum Sandkorn wird.

liebe Grüße vom Herbstblatt

a.c.larin 19.09.2010 08:05

hallo onkie,
na - keine ursache! die "mittelalterliche" dame "verzeiht" dem edlen ritter! :)
(taschentuch zuwerf)
magst du das wort "unrast" als soches nicht?

man könnte vielleicht noch so variieren: " lässt alle unbill dran genesen"

hallo herbstblatt,
kein wunder, dass dich der baum magisch angezogen hat: du bist doch auch ein teil von ihm....:)

liebe grüße an beide!
larin


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