Gedichte-Eiland

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Angelika 02.01.2017 08:44

Zwischenstation
 
Die Stadt war etwas klein, verschlafen.
Sogar ihr Name war mir unbekannt.
In Richtung Nord gab’s einen Hafen,
die Äppelkähne schwankten unbemannt.

Der See war groß, mit Himmelsbläue.
Und hinten floss er in die Große Spree,
paar Bäume harrten drum in Treue.
Nach Augenmaß war’s ein perfekter See.

Im Busch der Gasthof schien zu träumen.
Die Wirtin aber, jung und flott, adrett,
vermied mir gegenüber jedes Säumen.
Im Gasthof war es wirklich nett.

Und draußen eine Flotte Schwäne.
Nichts los, sie schwammen bloß so hin und her.
Ich unterdrückte mein Gegähne
und fühlte mich hier beinah familiär.

Ein Pfiff zerriss mir die Idylle.
Der Zug! Ich hatte ihn direkt vergessen!
Der Abschied schwer, dazu in Stille.
Man neigt hier nicht zu größeren Exzessen.

Erich Kykal 02.01.2017 16:25

Hi Angelika!

Schönes Gedicht!

Zwei Kleinigkeiten:

S1Z4 ist um einen Heber zu kurz.

S3Z3 - "Säumen" schreibt man mit Umlaut, soweit ich weiß. Sollte es die NR anders wollen: Würg!

Sehr gern gelesen! :)

LG, eKy

Angelika 02.01.2017 16:58

Danke, Erich. Ja, natürlich "säumen". S1Z4 habe ich wieder nicht gezählt, weil es so gut hinkam. Puh. Danke für den Kommentar.

Angelika

juli 03.01.2017 11:57

Liebe Angelika,
 
Dein Zwischenstopp gefällt mir. Die Szene ist anschaulich beschrieben. Ich lebe ja auf dem Land. Und hier bekomme ich Flair von der Stadt und von einem See. Der Gasthof würde mir auch gefallen.;)

Sehr gerne gelesen.:)

Liebe Grüße sy

:Blume::Blume::Blume:

Angelika 03.01.2017 13:03

Ja, liebe Syranie, mitten ins pralle Leben gegriffen. Wie geht's, was macht das neue Jahr? Dank dir fürs Reinsehen.

Angelika

Chavali 05.01.2017 17:47

Ein nettes Gedicht, Angelika!

So ein bisschen wie die Werke der altvorderen Berliner, die das Leben im alten Berlin oder das
märkische Umfeld beschrieben...;)

Liest sich flott und anschaulich, als hätte man ein Foto vor sich.


Schmunzelnd,
Chavali :)

Kokochanel 05.01.2017 19:14

Guten Abend, Angelika,

dein Werk beschreibt für mich symbolisch eine Auszeit, eine kurze Auszeit vom normalen Leben, Eintauchen in eine Idylle. Vielleicht macht sie einem bewusst, was man vermisst, vielleicht vergisst man sie auch. Nichts Großes- und doch...

der Abschied schwer, warum? War er doch nur ein zufälliger Zwischenstopp. Oder doch mehr?
Das Werk lässt es offen. Das gefällt mir.
Die lakonische Schlußaussage klingt mir bitter. Vielleicht hätte sich LI gewünscht, das jemand es bittet, da zu bleiben...

LG von Koko

Angelika 06.01.2017 06:06

Liebe Chavali, wenn es auf dem Land noch heute so scheint wie damals, diese liebenswürdige Freundlichkeit der Gastwirte, die ums Überleben kämpfen in solchen "vergessenen" Städtchen, die anscheinend unberührte Natur, wo sich der Großstädter aalen könnte, dann zeigt das zumindest, dass sich auf dem Land seit hundert Jahren nicht allzuviel geändert hat, zumindest nicht, was die Verlassenheit so mancher Gegend, die ehrlich-verschlagene Einfachheit der Menschen dort angeht. Bekanntlich sind sehr viele Westdeutsche aufs ostdeutsche Land gezogen, weil sie dort finden, was sie in ihrer Heimat nicht mehr vorfinden. In den letzten zwanzig Jahren habe ich mir Ganzdeutschland mal angesehen, soweit es ging, und muss feststellen: Der Blick des Großstädters aufs Land ist geblieben. Nun bin ich geborene Berlinerin, und man sollte mir den berlinischen Blick nicht allzu übelnehmen, der gehört zu mir, ohne den könnte ich gar nicht schreiben. Das gibt Kolorit und nimmt den Gedichten etwas die doch immer anhaftende Langeweile. Große Maßstäbe ans Literarische sollte man an meine Alltagsgedichte auch nicht anlegen, bei mir gibt es keine griechischen Götter oder sonstige Heroen, ich bleib mit beiden Beinen auf der Erde. Auch die gehört zu mir. Wenn ich pathetisch werde, finde ich mich nämlich selber ein bisschen komisch. Was "ernsthafte" Gedichte angeht - die schreibe ich im freien Vers, aber dafür hat ja hier so richtig kaum einer den Blick. Leider.

Danke für den Kommentar.

Angelika

Liebe Kokochanel, danke für deinen freundlichen Kommentar. Nein, sehe ich nicht so, dass die Conclusio bitter ist, nein, eher wird darin auf die Nüchternheit der Leute auf dem Land angespielt, die Städter (denen sie die Stadt übrigens gleich ansehen) immer ein bisschen verachten und ihnen zeigen müssen, dass hier noch das Leben pulsiert. Und warum der Abschied schwer war, muss Westdeutschen erklärt werden: Auf dem ostdeutschen Land findet man hier und da noch ein bisschen DDR vor, das, was man so allgemein als das "Menschliche" bezeichnet. Das ist mir im Westen so nie begegnet.
Ich habe aber diese Zeile etwas umgeschrieben, das "schwer" kam mir dann doch etwas zu dick vor. Jetzt lautet sie: "Der Abschied dann in aller Herrgottsstille/ man neigt hier nicht zu größeren Exzessen."

Angelika

Kokochanel 06.01.2017 09:21

jou, wenn du das, was sonst über das schwer ankommt, nicht meinst, ist die Veränderung besser.
Frei Prosa, mich interessiert sie. Schreibe im Moment auch mehr davon.
Stell mal was ein, bin neugierig auf dein Ernsthaftes.:)
LG von Koko

Angelika 06.01.2017 10:49

Was meinst du mit "Frei Prosa"? Da stelle ich momentan einen Trivialroman ein. Lass den mal erst ans Ende kommen. Dann sehen wir weiter, Kokochanel.

Gedichte im freien Vers habe ich doch anfangs öfter mal gepostet, fanden aber wenig bis kein Interesse. Ich habe jetzt mal ein kleines Beziehungsgedicht gepostet im freien Vers, unter Liebesträume.

Angelika


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