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Ibiado 23.03.2009 10:48

Triolett
 
Triolett
(aus Frankreich übernommene Strophenform, Achtzeiler, erste Zeile als 4. und vorletzte - gleich oder abgewandelt - wiederholt, zweite als letzte)

Hat da etwa einer and der Uhr gedreht?
Oder ist es wirklich schon so spät?
Eben war es noch so wunderschön im Bett...
Wollt’ wohl einer wissen, ob die Uhr noch geht?
Schande über den, der solches Unheil sät!
Träumte gern, dass ich dich immer bei mir hätt’,
aber einer hat da an der Uhr gedreht –
schade, jetzt ist alles zu spät.

Falderwald 28.03.2009 19:02

Hallo Ibiado,

interessante Strophenform, die mir bis dato volkommen unbekannt war.
Das hast du auch gut umgesetzt, wenn ich deine Vorgaben berücksichtige.

Beim ersten Lesen habe ich natürlich unweigerlich an den rosaroten Panther denken müssen, wer kennt es nicht: Wer hat an der Uhr gedreht? Das Lied lief immer zum Abspann der gleichnamigen Comic-Serie.
Jedoch zielt dein Gedicht wesentlich tiefer.
Die Zeit ist der Faktor, der nicht aufzuhalten ist. Etwas scherzhaft dargestellt durch die Szene des Aufwachens morgens früh.
Das kennt wohl auch jeder. Och, schon aufstehen? Wer hat an der Uhr gedreht, ich könnte doch noch...
Die zweite Ebene zielt nachdenklich tiefer, denn ich lese auch eine Rückbetrachtung. LI hätte gerne jemanden bei sich, doch das ist vergangen und wohl nicht mehr möglich.
Das Bedauern dieser Situation erkennt man in der letzten Zeile.

Ja, so vergeht die Zeit und ist wohl nicht aufzuhalten.

Schöne Aussage in interessanter Gedichtform. Mal was anderes.


Gerne gelesen und kommentiert...:)


Liebe Grüße

Bis bald

Falderwald

Ibiado 31.03.2009 10:31

Hallo Falderwald,
danke, dass du meinem spielerischen Experiment Aufmerksamkeit schenkst. Der kritische Hinschauer wird erkennen, dass ich der eleganten, tänzelnden Triolettform da was Barbarisches angetan habe. So mit der mutwilligen Frage: Geht's nicht auch so? Warum nicht auch mal wuchtig und schwerfällig? Goethe sagt: Denn wer einmal uns versteht, wird uns auch verzeihen.
Lieben Gruß
Ibiado

Medusa 31.03.2009 13:57

Hallo Ibiado,

genau, die Eleganz ist noch nicht da, was aber in unserer Sprache bei einer französischen Vorlage nicht verwunderlich ist.

Zwei kleine Fehlerchen:

Hat da etwa einer and an (ohne "d") der Uhr gedreht?
Oder ist es wirklich schon so spät?
Eben war es noch so wunderschön im Bett...
Wollt’ (kein Apostroph)wohl einer wissen, ob die Uhr noch geht?
Schande über den, der solches Unheil sät!
Träumte gern, dass ich dich immer bei mir hätt’,
aber einer hat da an der Uhr gedreht –
schade, jetzt ist alles zu spät.


Ich mag den Mut, eine eher unbekannte Versformen umzusetzen. Das macht viel Arbeit. Mir gefällt Dein Triolett sehr gut.

Herzliche Grüße,
Medusa.

Ibiado 01.04.2009 00:03

Hallo medusa,
danke, dass du mich auf die beiden Fehler aufmerksam gemacht hast. Das d ist reingerutscht und der Apostroph nicht nötig, aber erlaubt.
Dass die Eleganz "noch" nicht da sei, könnte so ausgelegt werden, als sollte sie noch kommen. Ist aber von vornherein nicht beabsichtigt gewesen. Das klassische Triolett - von den deutschen Romantikern später übernommen - hat ein anderes Versmaß als das von mir benutzte. Jambisch, also jede Zeile mit Auftakt, dabei abwechselnd "männliche" und "weibliche" Zeilenenden, also die letzte Silbe jeder Zeile mal betont, mal eine unbetonte Silbe hinten dran.
Beispiel:
Der erste Tag im Monat Mai
ist mir der glücklichste von allen. (Friedrich Hagedorn (1708-1754)

Mein Versmaß war "un-triolettisch" gewählt, vorne rigoros trochäisch - also jede Zeile mit einer betonten Silbe beginnend - und hinten immer männlich, mit betonter Silbe endend. Das macht den Holzhacker-Effekt aus. Ich wollte mal was machen, das Spaß macht, die alte ehrwürdige Form veräppeln: ...he, du, ich kann dich auch... - so als Triodilettant...
Fällt unter "mit der Form spielen".
Lieben Gruß
Ibiado


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