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Falderwald 11.03.2011 22:07

Die Welt in mir
 
Die Welt in mir


Wie trüber Nebel liegt auf dieser Welt
der bleiche Atem der Vergänglichkeit,
dem nichts und niemand sich entgegenstellt,
denn alles Sein ist nur geborgte Zeit.

Momente drängen sich zum Licht empor
im Schattenspiel der alten Sonnenuhr
und fliehen durch das weite Sternentor
zurück zum Ende der Gesamtstruktur.

Ein schwarzes Loch verschlingt Kometenglanz,
der aus dem Licht des roten Riesen schwebt,
Neutronensterne finden sich zum Tanz
der Radiofrequenzen frisch belebt

und Galaxien drehen stetig sich
spiralengleich um einen Mittelpunkt
im Universum, während hier ein Ich
Gedanken in die Hemisphäre funkt.

Wie klein und nichtig ist der Intellekt,
bleibt er in seinem Körper isoliert,
doch unvorstellbar groß, wenn er entdeckt,
daß ohne ihn rein gar nichts existiert.


Falderwald
. .. .


ginTon 12.03.2011 18:16

lieber faldi,

dieses Werk habe ich gestern schon mit sehr viel Freude gelesen und heute
hat sich daran nichts geändert,, kurzum finde ich das Werk sehr gelungen.
ich mag ja sowas, die Sterne etc. sind immer wieder interessant und alles
was damit zusammenhängt..gerne gelesen :)

liebe Grüße gin

a.c.larin 13.03.2011 20:57

hallo falderwald,

eine interessante these: dass es ein bewusstsein braucht, um die existenz von etwas zu entdecken (Motto: cogito - ergo sumt alles andere dann auch.....:p)

in der tat trägt ja jeder einen mikrokosmos in sich - und der mikrokosmos spiegelt in irgendeiner art und weise auch den makrokosmos wider.
"apfelmännchen" überall...........

das staunen über all das viele, das wir "welt" nennen weicht manchmal aber dem sprachlosen entsetzen über die urgewalten, denen wir ausgesetzt sind.
verblüffend, dass in keinem forum, in dem ich lese, bisher in irgendeiner zeile auf die aktuellen ereignisse in japan bezug genommen wurde.

auch ich selber fühle mich sprach -und machtlos, dermaßen ungeheuerliches zu benennen. wir menschen sind nichts weiter als ein ffffft im kosmos - und auch wenn wir meinen, ohne uns existierte nichts - rascher als es uns lieb ist, kann alles ohne uns existieren.....

möge die welt in dir noch lange ihre ungestörten bahnen ziehen!

liebe grüße,
larin

Falderwald 17.03.2011 20:25

Hi gin,

ich freue mich, daß dir der Text gefällt und stimme dir zu, daß das Thema Sterne oder Weltall immer wieder interessant und faszinierend und wohl auch unerschöpflich ist.
Die Sterne sind so unermesslich groß und weit entfernt und ich bin nicht einmal ein winziges Staubkorn, gemessen an ihrer Größe.
Und doch stellen sie nur einen kleinen Teil meiner Vorstellungswelt dar, eben weil sie so unerreichbar sind.
Die Sterne und ich - ein unvorstellbarer Kontrast und doch bin ich...:)


Servus larin,

oh, ich glaube, daß ist mehr als nur eine interessante These.
Ich denke, um die Existenz eines Objekts zu entdecken, bedarf es sehr wohl eines Bewusstseins, denn wer oder was sollte sonst irgendetwas entdecken?
Dazu gehören natürlich auch Sinne, die empirische Erfahrungen ermöglichen.
Stellen wir uns einmal vor, auf unserer Erde gäbe es kein Auge, kein Ohr und keine anderen Sinne, die mit ihrer Umwelt in Kontakt treten könnten, was existierte dann?
Und vor allem für wen?
Das klingt zwar paradox, doch wenn niemand da ist, der etwas erfahren kann, dann existiert das auch für niemanden.
Man könnte jetzt zwar einwenden, und doch existiert es, aber wer weiß das dann?
Und so bliebe die Existenz der Objekte unentdeckt und völlig bedeutungslos.

Was den Mikrokosmos anbelangt, so bleibt dies ziemlich relativ.
Was sagt schon die Größe aus?
Auch diese ergibt sich lediglich aus der Anschauung und der damit verbunden Vorstellung des Betrachters.
Und jedes sich bewusste Wesen befindet sich doch wohl im Mittelpunkt des Universums, zumindest aus seiner Sicht.

Letztendlich ist unsere kleine Erde, von außen betrachtet, doch auch nur ein kleiner Spielball von Naturgewalten, deren Kräfte wir immer noch nicht erklären können.
Wenn ich bedenke, wie diese Kugel von einer zweiten, die ein Viertel ihrer Größe besitzt, umkreist wird und dieses Gebilde dann im Verein mit anderen, zum Teil viel "gewaltigeren" Planeten, im perfekten Gleichgewicht unser "riesiges" Zentralgestirn umkreist und wie sie dabei vielfältigen Gefahren aus dem All augesetzt ist, dann mag ich über die Risiken gar nicht mehr nachdenken.

Örtliche Katastrophen, wie die in Japan, rufen oft ein lähmendes Entsetzen hervor. Viele Menschen sind einfach sprachlos, angesichts dieser Ereignisse und der Tragödien, die sich dort abspielen.
Deshalb kann ich es schon verstehen, daß momentan noch kaum Bezug darauf genommen wird, denn die Folgen sind ja noch gar nicht abzusehen.
Wir können nur abwarten, was anderes bleibt uns kaum übrig.

Auch wenn die Menschen noch nicht einmal kosmische Staubkörnchen sind, so sind es doch sie, die ein Bewusstsein für das Existierende besitzen und wenn sie verschwinden, dann verschwindet auch ihre Welt mit ihnen, weil sie, wenn auch nur ein mikroskopisches, doch ein Teil des Gesamten sind, was in dieser Form nie wieder das sein kann, was es vorher, also mit ihnen, war.
Die Welt hört dann definitiv auf zu existieren, zumindest für die Menschen, denn alle Existenz bliebe (s.o.) bedeutungslos.

Die Welt in mir jedoch, wird ewig ihre Bahnen ziehen.

Sie hat es vor meiner Geburt eine Ewigkeit getan und wird es nach meinem Tod auch tun.
Da bin ich mir sicher, denn es kann gar nicht anders sein, weil nichts jemals verloren gehen kann.
Alles unterliegt einer Wandlung, doch solange Zeit und Raum existieren, bleibt alles Existierende auch erhalten.
Zumindest objektiv, versteht sich...;)


Vielen Dank für eure Kommentare und Gedanken zu diesem Text...:)


Liebe Grüße

Bis bald

Falderwald

Dana 29.03.2011 20:06

Lieber Faldi,

die Welt in mir, dir und in jedem Individium, so klein sie auch scheinen mag, ist in Wahrheit so unendlich, unbegreiflich und bei jedem Schritt paradox.:confused:

Und doch ist alles wie es ist - wir können es wissenschaftlich, lyrisch und stammtischmäßig unendlich diskutieren, bleibt dies, was mir besonders gefällt:

Zitat:

Zitat von Falderwald
und Galaxien drehen stetig sich
spiralengleich um einen Mittelpunkt
im Universum, während hier ein Ich
Gedanken in die Hemisphäre funkt.

Wir funken Gedanken in die Hemisphäre und manche online oder auf ein Blatt Papier.

Dein "Gefunktes" kommt an, spiegelt und bleibt als lyrischer Genuss haften.:)

Eine tiefe Philosophie: Im Körper gefangen entwickeln wir die Fähigkeiten zum Denken, Nachdenken und machen Erfahrungen.
Gefangen fühlt sich unfrei an - und doch nur über diese Unfreiheit zu erlangen.
Ohne einen Körper existiert nichts. Aus unserer jetztigen Sicht stimmig - aber es schließt noch tausend und mehr andere Möglichkeiten nicht aus, oder?

Spannend, interessant und gut.

Liebe Grüße
Dana

Falderwald 30.03.2011 21:23

Liebe Dana,

ist wirklich alles, wie es ist, oder scheint es nur so?

Die Naturwissenschaften freilich stehen auf einem festen Fundament und doch sind auch hier noch viele Fragen offen, was ja auch gut so ist, denn wer weiß wohin es führen würde, könnte der Mensch alles entschlüsseln.

Und da ist ja noch viel mehr, was uns bewegt, nämlich die Sphäre, in die wie nicht vordringen können und welche wir unter dem Begriff der Metaphysik kennen.

Das Grundproblem ist ja, laut Immanuel Kant, daß uns Menschen die Wirklichkeit prinzipiell nur so erscheint, wie dies durch die besondere Struktur unseres Erkenntnisvermögens bedingt ist. Ein Erkenntniszugriff auf die Dinge an sich unabhängig von diesen Erkenntnisbedingungen bleibt daher unmöglich.
Somit bleibt alles spekulativ: Ein Weltganzes, Gott und auch die (unsterbliche) Seele.

Zitat:

Zitat von Immanuel Kant
Die menschliche Vernunft hat das besondere Schicksal in einer Gattung ihrer Erkenntnisse: dass sie durch Fragen belästigt wird, die sie nicht abweisen kann; denn sie sind ihr durch die Natur der Vernunft selbst aufgegeben, die sie aber auch nicht beantworten kann; denn sie übersteigen alles Vermögen der menschlichen Vernunft.

Gefangen sind wir wahscheinlich nur indirekt, denn ich könnte mir vorstellen, natürlich ebenfalls rein spekulativ versteht sich, daß wir dies nur so lange sind, wie wir in unseren Körpern sind - existieren.
Was danach kommt ist wahrscheinlich die Befreiung von allen Fesseln, denn wenn die Sinne erlöschen und damit der Kontakt zur bekannten Welt abbricht, bleibt nur noch eine "innere" Welt. Zumindest könnte ich mir das vorstellen und da Schopenhauer schon schrieb, "die Welt ist meine Vorstellung", habe ich auch das Recht zu dieser, meiner eigenen Vorstellung.

Aber auch das bleibt wohl nur eine Möglichkeit unter unendlich vielen...;)


Vielen Dank für deinen Kommentar und die philosophischen Gedanken. .. .:)


Liebe Grüße

Bis bald

Falderwald


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