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Richard von Lenzano 28.02.2009 00:17

Aus meinem Zyklus: Ich bin... Ich bin ein Kind
 
Aus meinem Zyklus: Ich bin…

Ich bin ein Kind




Ich kann mich noch genau an den
Zeitpunkt meiner Geburt erinnern.
Es war ein Sonntag und es war
fast genau viertel vor zwölf.
Erst war mein Vater da und sagte:
„Was für ein schönes Kind,
es hat Ähnlichkeit mit seiner Mutter,
ein hübsches Mädchen“.

Ich grämte mich, und alle meine noch
vorhanden Runzeln und Falten
liefen dunkelrot-bläulich an,
meine Händchen ballten sich zu Fäusten.

Dann kamen Tanten und Onkel in
riesiger Anzahl herbei.
Keiner hatte sie gerufen – nein, sie kamen
unaufgefordert und ganz von alleine.
„Was für ein hübsches Mädchen, es kommt
auf alle Fälle nach seiner Großmutter“.
„Nein, meine Lieben, es schlägt ganz eindeutig
in die Linie von Tante Ilse und Tante Martha.“

Ich fing fürchterlich an zu schreien
und protestierte damit gegen das
ganze dumme Gerede, mit wem
ich wohl Ähnlichkeit hätte.

„Ach, das Kind ist ja so niedlich und sieht
so rosig süß aus, es ist ein
wunderschönes Mädchen.“
Hat das Kind denn schon einen Namen?
Ja, es soll in vier Wochen bereits
getauft werden.
Oh wie schön, wir kommen alle zur Taufe
Eures Mädchens.

Da platzte mir endlich der Kragen.
Ich schrie sie alle lauthals an
und brüllte ihnen zu, was ich von
ihnen halten würde.
Scheinbar haben sie mich aber
nicht richtig verstanden –
mit großen und aufgerissenen Augen
schauten sie mich an:
Ich konnte direkt die Frage
von ihren Lippen ablesen:
„Was wollte die Kleine uns sagen“?

Ich wollte doch nur sagen:
„Ich bin ein Junge und heiße Alfred“,
aber – ich hatte vergessen,
dass ich noch nicht reden konnte.




Richard von Lenzano
© 02-2009





Klatschmohn 28.02.2009 03:46

Lieber Richard,
ach was mußt Du niedlich ausgesehen haben, da mußt Du doch nicht greinen, ist doch eine Ehre für ein Mädchen gehalten zu werden. Nun ja, es können ja nicht alle Mädchen sein, das hast ganz gut erkannt und Dich gleich für die männliche Rolle entschieden.
Jedenfalls gibt es hier eine völlig neue Perspektive, wieso Babys brüllen. Jetzt weiß ich es, weil sie nicht verstanden werden, - aber nein, eigentlich wußte ich das auch schon vorher.
Eine nette Idee hast Du hier verarbeitet und lustig aufgearbeitet,
Übrigens: Hast Du immer noch so schöne blonde Locken, rote Wänglein und himmelblaue Äuglein? fragt ganz keck, ein Klatschmohn.

Mit liebe Grüßen,
Klatschmohn

Richard von Lenzano 28.02.2009 14:14

Hallo Klatschmohn,


danke für Lob und Kommentar.

Nein, heute bin ich nur noch ein alter Knacker von 64 Jahren, rote Wangen von der Kälte,
blaue Augen die nur noch triefen, es ist halt schon so lange her..... grs



liebe Grüße


ric
:):):):)


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