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Erich Kykal 04.04.2010 14:38

Schweig, um zu hören!
 
So ist das Leben: Lautes Lärmen an den Türen,
durch die das leise Unbekannte uns betritt.
Und das ist Glauben: Hoffen, dass woher sie führen,
ein Trost auf jeden wartet, welcher schweigend litt.

Und so sind Menschen: Ewig treibende Verstörte
im Überlauten, wo ihr Lebensgieren brüllt.
Nur der ist ganz bei sich, der auf die Stille hörte,
die sein Erleben reinigt und mit Kraft erfüllt.

Denn so ist Schweigen: Unser Ruhen in den Dingen,
die jenen Punkt umwachsen, der zuletzt verbleibt,
wenn dieser Erde großes, urbeseeltes Singen
das Sterbliche aus allen Lebenszielen treibt.

a.c.larin 05.04.2010 08:06

hallo erich,

diese gedicht musste ich schon mehrmals lesen, um hinter alles zu kommen.
sprachlich, wie immer, ohne makel, kann ich mich daher nur inhaltlich einhaken an manchen stellen.
z.b.hier:
Zitat:

Hoffen dass, woher sie führen,
auch nach mehrmaligen lesen versteh ich nicht, worauf sich dieses "sie" bezieht. auf menschen? auf deren spuren? (vielleicht hattest du ja beim schreiben zuvor eines dieser worte in den oberen versen drin, dann umgestellt und nun steht das "sie" gewissermaßen herrenlos drin...
so was kenn ich von mir selber, das pasisert , wennn man sehr konzentriert weiterdenkt.

in der zweiten strophe habe ich nur eine winzigkleinen einwand (aber der ist philosophioscher natur).
Zitat:

Nur der ist ganz, der auf die Stille hörte,
ich zähle mich selber zu den eher introvertierten - aber nach vielen jahren des lernens möchte ich den eher extroviertierten, die mit "Stille" nur wenig anfangen können, nicht mehr vorab die "ganzheit" in abrede stellen.
da gibt es es doch sehr, sehr viele unterschiedliche wege zur ganzheit und ganzwerdung....

hier sind meine lieblingszeilen:
Zitat:

Denn so ist Schweigen: Ruhen in den Dingen,
die jenen Punkt umwachsen, der verbleibt,
:
mmmm! wie ein sahnehäubcnen auf dem marzipankuchen!

die schlusszeilen musste ich dreimal lesen, um sie einmal zu verstehen.
die sind wirklich sehr "verdichtet" - kompliment!

grundsätzlich hätte ich zum schweigen auch noch eine andere idee:
man könnte ja auch mal still sein, ohne gleich zu leiden!
leiden kommt immer aus einer art seelischer unordnung.
sobald sich im inneren etwas klärt ( das kann durch schweigen geschehen , aber manchmal noch viel besser durch REDEN, sich aussprechen) endet das leid und man ist niemals mehr "außer sich" , gleich , ob man redet oder schweigt.
ich denke, wir können ja auch nicht alle wie die säulenheiligen uns von der welt zurückziehen. es muss auch menschen geben, die zupacken, sich mitten hineinwerfen ins gewühl - natürlich wärs gut, wenn die ab und an auch mal innehalten und darüber reflektieren könnten.....
und was der welt vor allen dingen abgeht: menschen , die zwischen unterschiedlichen standpunkten und positionen vermitteln können, menschen die erklären können , was gerade so abgeht (lehrer, politische beobachter,
redaktuere,soziologen....?)
da wird reflexion alleine nicht genügen. da müssen dann auch taten folgen!
(nur vom nachdenken übers rezept wurde ja auch noch nie ein anständiger kuchen gebacken......)

so - nun ist der philosoph und psychologe wieder mit mir durchgegangen!
verzeih, wenn du kannst -. aber wenn ich deine gedichte lese, ist das wie mit einem stein, den man ins wasser fällt: da ziehen in mir immer weitere und weitere kreise.....

schweigekreise sind was feines.
gesprächskreise aber auch!

quod erat demonstrandum,
lg, larin

Erich Kykal 07.04.2010 12:40

Hi, larin!

Das "sie" bezieht sich auf die zuvor erwähnten TÜREN! Woher also die Türen führen...

Und, hey, das ist nur 'n Gedicht, okay?

Natürlich gibt es viele Wege der Sinnfindung und auch der Meditation, oder was auch immer, und natürlich muss es auch jene geben, die zupacken und etwas verändern, und, und, und...

Ich wollte das alles ja auch nicht ausschließen, nur einen Aspekt vertiefend beschreiben - die Stille, die Ruhe eben, als Gegengewicht zur modernen Hektik und Akzeleration. "Entschleunigung" eben...

Vielen Dank für dein Lob!

LG, eKy

Dana 08.04.2010 11:48

Lieber eKy,

wenn hier "nur Gedichtchen" stünden, würde es genügen das Leserinteresse an den Klicks abzulesen.
Deine gehören aber meist in eine andere Kategorie. Entweder man labt sich und will diese Labsal mitteilen oder man wird von einer Philosophie erdrückt, der man standhalten möchte.
Ich bin froh, dass Larin sich auf diesen "Kraftakt" eingelassen hat.
Was du "nur" wolltest, ist dir gänzlich gelungen, in Wort und Sinn.

Ohne gegen Taten und laute Töne zu tönen - in der Stille liegt die Kraft.

Gern gelesen (diesmal mehrmals, samt larins Kommentar) und eher mit einem "Schweiganteil" kommentiert, ok?

Liebe Grüße
Dana

Erich Kykal 08.04.2010 18:40

Hi, Dana!

Lass mehr von deiner Stille hören - du schweigst so schön!

LG, eKy

LyTau 27.01.2011 18:15

Lieber Erich,
ich freue mich, dass ich dieses Juwel gefunden habe, es ist so wunderschön, aus welchem Gesichtspunkt man dein Gedicht auch betrachtet:
sprachlich, inhaltlich, bildhaft, philosophisch. Dein Gedicht, obwohl introvertiert, reflektiert eine reiche Erfahrung, Tiefe und Betrachtung.
Ich bin begeistert. Es ist ein echtes Lesevergnügen, wenn man in deine Zeilen eintaucht.

liebe Grüße
LyTau

Erich Kykal 03.02.2011 11:05

Hi, LyTau!

Nein, nein - ICH bin begeistert, wenn ich so viel des Lobes lese! Obwohl ich nie so ganz sicher bin, es in solchem Umfange auch zu verdienen...

Bei diesem Gedicht war ich vom "Trubel des Weltengetriebes" wieder mal angefressen und machte mir dementsprechend Luft.

LG, eKy


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