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Falderwald 06.11.2015 20:30

Verdammtes Deutschland
 


Verdammtes Deutschland


Verdammtes Deutschland, du hast es verdient,
die Scheiße soll dir um die Ohren fliegen,
sie ist schon über deinen Hals gestiegen,
den Bruch bekommst du nimmer mehr geschient.

Verdammtes Deutschland, du zeigst dich vermint
von Rammelböcken und von Meckerziegen,
die sich in Krisenzeiten selbst bekriegen,
selbst wenn der Exitus schon blöde grient.

Was dort geschieht im deutschen Bundestag,
erweist sich als Dressurprogramm für Affen,
die Kokosnuss fliegt durch den Glasverschlag.

Hier stehen Laberheinis, dort die Laffen.
Ein Häufchen Elend! Deutscher Schicksalsschlag!
Sagt an, ihr Helden, sagt, wie wir das schaffen!


Falderwald
. .. .



Erich Kykal 07.11.2015 00:19

Hi, Faldi!

Ich bin der letzte, der bestreiten würde, dass Politiker sich in der Krise nicht eben mit Ruhm bekleckern - das Bild ihres Gestreites um lächerliche Positionen und kleingeistige Details ist jämmerlich.
Allerdings immer noch - und jederzeit - besser als die Alternative: Ein neuer "Sieg-Heil-Typ!", der "Nägel mit Köpfen" macht, indem er Nägel in Köpfe stecken lässt, die anderer Meinung sind!
Bei solchen Gedichten wie obigem wird mir immer eine gewisse Zweischneidigkeit bewusst: Einerseits ist es gut, wenn man offensichtliche Missstände kommentiert, andererseits spielt zuviel davon den Antidemokraten in die Hände, da sich immer mehr Angstbürger angewidert abwenden und nach dem neuen "starken Mann" brüllen, der die Welt für sie "in Ordnung bringt".
Man sollte nicht immer auf allem herumhacken, was schief läuft, sondern vielmehr jenes unterstreichen, was gut ist und unser System positiv von jenem der Herzkalten unterscheidet - zB, dass man überhaupt "ungestraft" solche Gedichte schreiben darf!

Trotz solcher Gedanken gerne gelesen - bloß nicht zuviel davon!;)

LG, eKy

wolo von thurland 07.11.2015 10:01

Hallo Faldi

Ist das noch Satire oder bereits Aufschrei des Wutbürgers und Volksdemokraten?
Ich musste mich grade anhand zweier eigener, fragwürdiger Texte mit dieser Frage beschäftigen. (Naja, als Möchtegernpoet stellt man halt alles ins Netz in der Hoffnung, nach dem infinite-monkey-prinzip sei mal eine perle darunter.)

Ich bin mit Erich Kykal, glaube ich, einig, dass ein dermassen ungerichteter Schlag ins Wasser sämtliche Fische trifft. Damit könnte es dann bald kein Schlag ins Wasser mehr sein, sondern dem lauernden Hecht in die Schnauze arbeiten. Für mich ist damit dein Text inhaltlich inakzeptabel, sorry.

Formal stört mich das Schaffen auf den Reim und Wortpaare hin. Das ist nicht per se abzulehnen, Aber es ergeben sich hier Strophen, die auseinanderfallen, weil jede Zeile mehr oder weniger gekonnnt für sich allein dahinklappert.

Gerne gelesen - ungern schlechtgemacht
Schönen Tag
wolo

charis 07.11.2015 10:13

Lieber Faldi,

Da bin ich jetzt auch ein wenig irritiert, vor allem, weil es ja nicht einmal im Satire Zipfel steht.

Es wird zwar hier kaum Schaden anrichten, weil hier - soweit ich das bisher erkennen konnte - hier vernunftbegabte Menschen schreiben. Aber was ist, wenn dir das einer stiehlt, dann könnte man das wunderbar für zweifelhafte Zwecke verwenden!?

Worauf zielt deine Kritik genau? Das ist bei diesem Rundumtiefschlag nicht wirklich erkennbar.

Lieben Gruß
charis

p.s. p.s. Ich möchte noch etwas ergänzen, obwohl es ist vielleicht ein Allgemeinplatz ist: Ich habe immer wieder das Gefühl ihr Deutschen seid absolute Kontrollfreaks und Meister in der Selbstgeißelung, wenn ihr euren hohen Ansprüchen um Perfektion nicht wirklich gerecht werden könnt (das meine in persönlichen Kontakten erkannt zu haben, aber auch wenn ich hier und anderswo - also auch in der Presse - lese), während die Österreicher eher die "Herum(heraus)lavierer" sind, und daher auch nicht so große Schwierigkeiten mit dem Improvisieren haben, selbst wenn uns das Wasser schon bis zum Hals steht. Welche "Talente" man nun braucht, um mit derart schwierigen Situationen vor denen wir im Moment stehen besser zu Recht zu kommen, das will ich nicht wirklich werten; die Wahrheit liegt wohl irgendwo in der Mitte. Aber das opitmistische Mantra: "Wir schaffen das!", kann jedenfalls nicht schaden, weil bei den Deutschen meist auch den Worten auch Taten folgen: "Geht nicht, gibts nicht!" :) Ich könnte mir vorstellen, dass dieses Gedicht aus diesem Perfektionsanspruch heraus entstanden ist.

Falderwald 07.11.2015 12:14

Servus Erich, moin wolo, hi charis,

was da zur Zeit in Berlin abläuft, ist tatsächlich jämmerlich und einer politischen Elite unwürdig. Es wird offensichtlicher Rechtsbruch begangen und dies unter dem Mäntelchen der Humanität versteckt und somit gerechtfertigt.
Doch anstatt Probleme zu lösen, labern sie nur blöde rum und schließen faule Kompromisse und es wird lediglich an der Aufrechterhaltung des eigenen Ansehens festgehalten, weil hier niemand sein Gesicht verlieren will.

Es wird aus (partei)egoistischen (ideologischen) Gründen sogar eine Spaltung Europas in Kauf genommen, eines Europas, das zwar bisher viele Fehler gemacht hat, aber trotzdem die einzige Zukunftschance für die Menschen des alten Kontinents bedeutet.

Es braucht in dieser Krise Ordnung und Regeln, stattdessen herrschen Chaos und Durcheinander und wie gesagt, nicht nur in Deutschland, sondern in ganz Europa, obwohl sich die Menschen nach Sicherheit sehnen.

Was wir benötigen, ist ein modernes Einwanderungsgesetz und zwar sofort, denn Deutschland kann nicht allein jeden Tag 10000 Flüchtlinge aufnehmen.
Das schaffen wir nämlich nicht und niemand spricht darüber, wir werden angelogen und in Sicherheit gewogen, obwohl dies gar nicht stimmt. Es werden Medienberichte geschönt und die vielen negativen Aspekte und Gefahren einfach verschwiegen. Es scheint fast so, als dürfe darüber nicht berichtet werden, was bei vielen Menschen die Ängste und die Wut noch steigert. Da ist es auch kein Wunder, wenn von Lügenpresse die Rede ist.
Es werden alle demokratischen Werte in Frage gestellt, der Gesellschaft wird eine gewaltige Veränderung aufgezwungen, ohne dass sie selbst darüber entscheiden darf, ob sie das überhaupt will und wenn ja, wie sie das denn schaffen soll.
Es entgleiten ihr die Möglichkeiten, in den nächsten Jahrzehnten ihr Schicksal selbst zu bestimmen und das wird sich rächen.

Diese Krise hat ihren Höhenpunkt noch lange nicht erreicht und wenn das so weiter geht, dann endet das in Chaos und Anarchie. Es scheint fast so, als wollten die etablierten Parteien mit Absicht den rechten Menschenfängern in die Hände spielen. Die edlen Motive haben Konjunktur und offenbaren einen schrecklichen Mangel an Realismus und nachhaltigen Strategien. Das ist das erschreckende Bild einer hilf- und orientierungslosen, schwachen Regierung. Und auch wenn es noch nicht so weit ist, es zeichnen sich gewisse Parallelen zur Weimarer Republik ab und wo das hingeführt hat, brauchen wir hier nicht näher zu erörtern.

In ganz Europa ist ein Rechtsruck zu beobachten und das hat seine Gründe. Es ist unverkennbar, dass eine Vielzahl von Menschen mit dieser Art der Politik nicht mehr einverstanden ist.
Wenn unsere Politiker nicht langsam mit dem Umdenken anfangen, dann endet dies in einer humanitären Katastrophe von noch unvorstellbaren Ausmaßen.

Nehmen wir das Beispiel Österreich. Die rechtspopulistische FPÖ erhält immer stärkeren Zulauf. Bei der letzten Landtags- und Gemeinderatswahl in Wien erhielt sie über 30 % der Stimmen.
Warum denn das? Sind plötzlich so viele Österreicher zu Nationalisten geworden?
Das glaube ich kaum. Es ist vielmehr ein Ausdruck von Angst und Sorgen und Hilflosigkeit der Menschen, weil sie überfordert werden.

Und was setzt die österreichische Regierung dem entgegen?
Sie karrt die Flüchtlinge massenweise mit Bussen und Zügen zur deutschen Grenzen um sie dort wie Vieh auf der „Müllhalde Deutschland“ zu entsorgen. Aus den Augen aus dem Sinn. Auch eine Lösung.

Und nein, die „Sieg-Heil-Typen“ sind nicht die einzige Alternative.
Es müssen vernünftige Gesetze und Regelungen geschaffen werden, ein europäischer Konsens muss her, es muss mehr und direktere Demokratie erfolgen, die Menschen müssen an solchen Entscheidungen beteiligt werden, sonst führt dies auf die Dauer zu Gewalt und Anarchie und endet in bürgerkriegsähnlichen Zuständen, weil unsere Politiker aus Gesinnung handeln und jegliche Verantwortungsethik vermissen lassen.
Sie sind als Volksvertreter gewählt worden und wenn sie ihr Volk nicht befragen und solcherweise handeln, dann dürfen sie sich auch nicht darüber echauffieren, wenn sie Volksverräter genannt werden.

Und ich möchte in diesem Zusammenhang eines klarstellen: Nicht die Flüchtlinge und Asylanten tragen die Schuld an dieser Krise. Wer würde an ihrer Stelle nicht genau so handeln?

Es sind die Politiker, allen voran Frau Merkel und Herr Gabriel, die diese Krise zu verantworten haben.
Es ist verantwortungslos, nur das edle Motiv zu sehen und die tatsächlichen Folgen dabei in dieser Art und Weise zu ignorieren.
(Deutschland ist einer der größten Rüstungsexporteure und in aller Welt werden Menschen durch deutsche Waffen abgeschlachtet. Und dann sagt man den Opfern, dass sie alle herkommen könnten, um vor solchen Dingen geschützt zu sein. Das soll humanistisch sein, und ist doch an Zynismus und Menschenverachtung kaum zu überbieten.)

Und es ist auch nicht die deutsche Gesellschaft, die hier in der Kritik steht. Auf ihre Leistung in dieser Krise kann man mit Recht stolz sein, wenn man sieht, was hilfsbereite Menschen alles schaffen können.
Doch wenn das so weiter geht, dann wird dieses enorme Engagement und die Innovationskraft auf die Dauer überstrapaziert und ausgebremst. Durch die Fehler der Politik werden diese Potenziale nicht für realistische gesellschaftliche Ziele genutzt, sondern einfach nur verschlissen.

Wenn die politischen Führungskräfte nicht in der Lage sind, dieser Krise Herr zu werden und auch ihre Fehler einzugestehen, dann sollen sie abtreten und anderen, fähigeren Leuten das Ruder überlassen, bevor sich das besorgte und verunsicherte Volk tatsächlich komplett abwendet und in Scharen den Rechtspopulisten nachläuft.
In den Parteibasen brodelt es schon gewaltig, weil sich sehr viele einfach überfordert und übergangen vorkommen.

Man kann ein Volk nur dann vertreten, wenn man auch weiß, was es will und ein Ohr „auf der Straße“ hat.
Die Stimmung kippt von Tag zu Tag mehr, die kritischen Ansagen werden immer lauter und wenn diese nicht vernommen werden, dann sieht es rabenschwarz für unsere Demokratie und die mühselig errungenen freiheitlichen Grundwerte aus.

Dann wird es nämlich schon bald zappenduster.

Und es ist keine Frage ob, sondern nur noch wann.
Die deutschen Sicherheitsbehörden haben nämlich schon lange signalisiert, dass sie kaum noch in der Lage sein werden, die öffentliche Ordnung langfristig aufrecht zu erhalten.
Was das bedeutet, sollte allen klar sein.

Darüber hinaus kann es nicht sein, dass Deutschland wieder einmal in solch relevanten Dingen den Vorreiter spielt und Tatsachen schafft, auch wenn noch so edle Motive dahinterstecken, ohne sich mit den europäischen Partnern darüber abzustimmen. Was ist das für eine Partnerschaft?
Und jetzt, wo das Kind in den Brunnen gefallen ist, schreien sie nach europäischer Solidarität und nach einer Wertegemeinschaft, die es so niemals gegeben hat.

Entweder stimmt da etwas nicht mit dem europäischen oder aber dem deutschen Bild.

Das mag sich dann jeder selbst aussuchen.
Ich kehre lieber vor der eigenen Haustür.

Und so ist dieser Text auch zu verstehen und zwar als Kritik an all den deutschen, völlig planlosen Laberbacken, die lieber ihrer persönlichen, ideologisch gefärbten Gesinnung nachgehen, als verantwortungsbewusst zu handeln und damit nicht nur den gesellschaftlichen Frieden im eigenen Land gefährden, sondern auch bewusst eine europäische Spaltung in Kauf nehmen.

Die Menschen erwarten Antworten und Lösungsansätze, stattdessen bekommen sie Parteienideologie geboten. Jämmerlich und beschämend ist das.


Vielen Dank für eure Gedanken zum Thema...:)


Liebe Grüße

Bis bald

Falderwald



Erich Kykal 07.11.2015 15:06

Zur "europäischen Wertegemeinschaft":

Ich denke, die meisten anderen Staaten haben schon lange insgeheim einen geheimen Groll gegen Deutschland, weil es im Vergleich so reich und stabil ist und dementsprechend glaubt, in Europa den Ton angeben zu können.
Jetzt denken alle: Sollen die Deutschen nur zusehen, wie sie allein mit den Flüchtlingen zurechtkommen, dann merken sie endlich mal, wie es UNS schon seit Jahren wirtschaftlich so ergeht!
Und die Deutschen, die gedacht hatten, weil sie lange tonangebend waren, wären auch alle automatisch mit ihnen solidarisch gewesen all die Jahre, sehen sich enttäuscht um und bemerken, dass sie weit nicht so beliebt und geachtet waren wie sie dachten - zumindest nicht wegen ihrer "moralischen" Werte, vielmehr auf Grund ihrer pekuniären!;) Saure Trauben!:rolleyes:
Ich bin sicher, die Griechen und andere, die unter der germanischen Strenge so zu leiden haben, lachen sich gerade ins Fäustchen und denken an "höhere Gerechtigkeit" ... :Aua

Es ist schon so: Die Staaten hier benehmen sich nicht anders als Zwölfjährige in einer Klassengemeinschaft. Oberflächlich halten sich alle an die Schulordnung, solang der Lehrer anwesend ist. Aber wenn er abgeht oder seine Autorität einbüßt, kocht jeder sofort wieder sein eigenes Süppchen! Dann geht es um Verwandtschaften, Seilschaften, Dominanz und Faustrecht! Eine aufgezwungene Gemeinschaft ist nun mal keine echte Gemeinschaft. Wie unreife Kinder haben die Völker Europas noch immer nicht begriffen, dass es in ihrem Interesse ist, für ein höheres Ziel zusammenzuarbeiten. Die Regeln sind immer noch verordnet, nicht verinnerlicht!

LG, eKy

charis 07.11.2015 18:41

Lieber Faldi,

Ich kann deine Empörung gut verstehen, ich will mich aber nicht auf eine politische Diskussion einlassen, das hier ist ja ein Poesie-Forum. Ich möchte nur zu denken geben, dass diese unfähigen Politiker aus unserer Mitte stammen. Wir haben sie nicht nur gewählt, sondern wir (Mitglieder dieses Volkes) haben sie auch erzogen.

Ich möchte daher nur eine kleine Geschichte weitererzählen:

Was ist der Unterschied zwischen Himmel und Hölle?

In der Hölle sind die Menschen am verhungern. Der Teufel befiehlt ihnen, sich in einem Kreis hinzusetzen. In die Mitte des Kreises stellt er einen Topf mit herrlichen Speisen.

Der Topf steht so genau zwei Meter von jedem Menschen entfernt und jeder bekommt einen Löffel in genau dieser Länge. Damit können sie die Speisen aus dem Topf löffeln, aber es ist unmöglich den Löffel zum Mund zu führen, und so verhungern die Menschen in der Hölle.

Im Himmel geschieht genau das Gleiche, aber die Menschen verhungern nicht. Sie füttern sich gegenseitig.


Lieben Gruß
charis

wolo von thurland 07.11.2015 20:41

hallo

wenn falderwald so genau weiss, was zu tun ist, dann bin ich sehr dafür, dass er ab morgen frau merkel und herrn gabriel in personal-union ersetzt.
wenn ich aber das obige regierungsprogramm von falderwald lese, kommt es mir vor, als ginge es ihm mehr um eine diskreditierung der zwei genannten und der "politiker" ganz allgemein. bis hin zur gewagten beinah-rechtfertigung der stigmatisierung zu "volksverrätern". und weniger um machbarkeits-analysen.

ich sehe die ganze epistel ist wie auch das gedicht auf einer bedenklichen schiene, wo der zug in richtung dolchstoss-legende fährt.
dass eine demokratisch gewählte und an demokratische gepflogenheiten gebundene regierung schwerfällig bis handlungsunfähig wirkt, liegt in der natur der sache. wer demokratisch denkt, muss da durch. wenn "direkte demokratie", wie wir das in der schweiz haben, daran etwas ändern würde, müsste man sie ernsthaft anzweifeln.
gut, die dinge sind vertrackt. aber das waren sie schon vor dem zustrom über die türkei-route. wer damals wählen ging mit der haltung: die gewählten werden sich um lösung von problemen bemühen, kann nun nicht alexanders schwert zücken und den gordischen knoten lösen, indem er die gewählten in bausch und bogen verdammt. sonst begibt er sich in die gesellschaft jener, welche ihr süppchen auf genau diesem feuerchen kochen.
"rundumtiefschläge", wie charis es nannte, können keine lösung sein
mit eingeständnis, dass ich nicht derjenige bin, der in der sache weiterhelfen kann.

gute nacht
wolo

Thomas 08.11.2015 09:22

Liebe Diskutanten,

Ich wollte zu dem Thema eigentlich schweigen, aber die Geschichte von charis bewegt mich dazu doch etwas zu sagen. Sie ist sehr treffend. Ich möchte einfach nur hinzufügen, dass ohne die Erkenntnis, welche sie vermittelt, in der Kunst (ganz unabhängig vom Inhalt) nichts wirklich Gutes entstehen kann. Schiller sagt an einer Stelle, der Dichter müsse seine Helden lieben (d.h. auch die Verbrecher und Mörder, füge ich hinzu). Das ist Unterschied zwischen poetischer Hölle und Himmel, denke ich.

Liebe Grüße
Thomas

Falderwald 08.11.2015 11:39

Servus Erich,

was den Groll auf Deutschland angeht, stimme ich dir zu, so ist das höchstwahrscheinlich.
Allerdings gebe ich zu bedenken, dass sich diese „grollenden“ Staaten ganz schön ins eigene Fleisch schneiden, wenn sie meinen, dass D es endlich mal am eigenen Leibe erfahren soll, wie es sich anfühlt, wenn es wirtschaftlich nicht mehr so gut und stabil läuft.
Weil nämlich dann von dieser Seite auch wesentlich weniger Gelder in die EU fließen können, denn wenn wir mal ehrlich sind, ist Deutschland doch der tragende Stützpfeiler dieser Union.

Sollen die Griechen sich mal ins Fäustchen lachen, so lange sie noch ein Fäustchen machen können. Das Lachen wird ihnen ganz bestimmt schon früher vergehen, wenn das o. a. Szenario eintritt.

Ich möchte auch in diesem Fall eine Lanze für D brechen, wenn es glaubt in Europa den Ton angeben zu können.
Wenn ein Land wirtschaftliche Stabilität besitzt und als solidarisches Mitglied einer Staatengemeinschaft der Motor derselben ist, dann sollte eigentlich klar sein, dass derjenige, der davon profitieren will, auch bestimmte Regeln einzuhalten hat.
Denn wenn dies nicht geschieht, zieht das alle runter und das kann nicht im Sinne des europäischen Gedankens sein.
Ein Erfolgsmodell bleibt nur so lange ein solches, wie die Bedingungen auch dafür gegeben sind.
Vielleicht sollten das die anderen Staaten erst einmal verinnerlichen.
Dann können wir darüber weiterreden.

Aber so ist es nun mal nicht und deshalb bleibt dieses Land ein „Verdammtes Deutschland“.

Vielen Dank für deine erneute Rückmeldung...:)


Servus Charis,

natürlich sind wir ein Poesie-Forum, aber Stefan Heym hat einmal gesagt, ein Dichter müsse auch politisch sein.
Das kann man natürlich sehr weit auslegen, aber wenn ich z. B. an Heine oder Tucholsky denke, dann trifft diese Aussage wohl eher zu.
Beide haben auch in sogenannten Krisenzeiten gelebt und geschrieben, auch wenn sie nichts ändern konnten.
Kurt Tucholsky hat mir mit seinen Gedichten die Situation in der Weimarer Republik und die Anfänge des Dritten Reichs viel näher gebracht, als es alle Geschichtsbücher vermocht haben.
Um seine Texte vollkommen zu verstehen, musste man sich über die dort benannten Personen informieren.
Ich gebe zu bedenken, dass auch diese Politiker aus der Mitte des Volkes stammten und von ihrer Gesellschaft und der damaligen Zeit erzogen worden sind.
Es hat aber alles nichts genützt und konnte, wie wir heute wissen, die Machtergreifung Hitlers nicht verhindern.
Und ich habe einfach die Befürchtung, dass die Rechten wieder erstarken könnten, zumal auch die derzeitige wirtschaftliche Situation nicht unbedingt als stabil zu bezeichnen ist.
Und wenn es wieder einen Börsencrash wie am schwarzen Freitag (25.10.1929) geben sollte, der eine neuerliche Weltwirtschaftskrise auslöst, dann könnte das übel ausgehen. Die Folgen wären ein starker Rückgang der Industrieproduktion, des Welthandels, der internationalen Finanzströme, eine Deflationsspirale, Schuldendeflation, Bankenkrisen, Zahlungsunfähigkeit vieler Unternehmen und Massenarbeitslosigkeit, was soziales Elend und politische Krisen bewirken würde.
Ob die sogenannte Demokratie vieler Staaten dabei bewahrt werden kann, bleibt zumindest fraglich.
Ich bin der Meinung, dass dies zumindest in Erwägung gezogen werden sollte, denn was eine Destabilisierung der Wirtschaftsmacht Deutschland für Europa bedeutet, sollte jedem klar sein.

Du hast ein sehr schönes Gleichnis über die „Hölle“ hier gebracht, das gefällt mir sehr.
Ich gebe jedoch zu bedenken, dass wenn alles zusammenbricht, und das ist nur noch eine Frage der Zeit, die Hölle in Deutschland liegen wird, denn niemand wird uns hier füttern, weil keiner solch langen Löffel besitzt.
Allerdings habe ich zu Himmel und Hölle auch eine ganz andere Einstellung:

Ein verstorbener Protestant wird an der Himmelspforte von Petrus empfangen. Dieser eskortiert ihn durch einen langen Gang.
An dessen Ende gibt es zwei Türen. Auf der einen steht „Himmel“, auf der anderen „Hölle“.
Die Türen kommen immer näher und dem Protestanten wird es schon ganz heiß.
Schließlich wird er von Petrus durch die Himmelstür geführt, worauf er sich sichtlich erleichtert zeigt.
Als Petrus ihn fragt, warum er denn so besorgt ausgesehen hätte, antwortet der Protestant:
„Ich wusste ja nicht, durch welche Türe du mich führen würdest.“
„Aber das war doch sonnenklar“, erwiderte Petrus.
„Na ja“, meinte der Protestant, „der Weg führte ja direkt an der Höllentür vorbei.“
„Ach so“, lachte Petrus, „nein, nein, da mach dir mal keine Sorgen. Das steht da lediglich so drauf, denn die ist nur für die Katholiken, die glauben ja daran.“

In diesem Sinne dankefein für deinen Beitrag...:)


Moin wolo,

au ja, und wenn ich Kanzler bin, dann mache ich dich zu meinem Propagandaminister, denn gut schnacken kannst ja auch, wie man sieht.

Jetzt frage ich dich mal, ob es zuviel verlangt ist, wenn man von seinen Volksvertretern Antworten und Lösungen fordert, wie denn die Regierung diese Krise, die ein ganzes Land an den Rand des Zusammenbruchs bringt, zu lösen gedenkt, wenn man nicht in einer Volksdemokratie lebt, die sich mehrheitlich in Volksabstimmungen für oder gegen mehr Zuwanderung und ein Minarett-Verbot aussprechen darf? (Schweiz: 2010 + 2014)

Vielleicht ist es aus der Schweiz heraus, die ja gern ihre Flüchtlinge in idyllischen alpinen Bunkern unterbringt, leichter, die Lage in Deutschland zu beurteilen, wer weiß?

Wenn man den Umfragen in Deutschland Glauben schenken kann, dann hat sich die Stimmung innerhalb nur eines Monats grundlegend gedreht.
Waren im September noch 57 % der Meinung, D könne die vielen Flüchtlinge verkraften, so waren es im Oktober nur noch 46 %. Nein sagten im September 40 %, im Oktober waren es 51 % - Tendenz steigend.
Das gleiche Szenario spielt sich ab bei der Frage, ob es Angst mache, dass so viele Flüchtlinge zu uns kommen: September: Nein = 59 %, Ja=38%, November: Nein= 48 %, Ja=50 % - Tendenz steigend.
Und auch die Frage, ob die Entwicklung der Flüchtlingssituation in D Sorge bereite, folgt diesem Trend: August: keine Sorgen 11%, etwas Sorgen 45 %, große Sorgen 40 %, Oktober: keine Sorgen 7 %, etwas Sorgen 38 %, große Sorgen 54 % - Tendenz steigend.

Es entwickeln sich zunehmend Spannungen zwischen der Bundespolitik und den Ländervertretern, weil die Ressourcen der Länder inzwischen erschöpft sind und diese eine zeitnahe Verminderung des Flüchtlingszuzugs fordern.
Die Kommunen werden im Stich gelassen und müssen sehen, wie sie das in den Griff bekommen, und diese können nicht mit der vollen Unterstützung ihrer Bürger rechnen, ganz im Gegenteil, die Stimmung auf der Straße kippt und es ist diesbezüglich kein Ende abzusehen.
Staatliche Stellen sind nicht mehr in der Lage, die vorgeschriebenen Registrierungen der Personen beim Betreten Deutschlands vorzunehmen.
Seit Ende Oktober ist das System der Verteilung unter der Last der massiven Zuführung aus Österreich kollabiert. Es wurde auch nicht publik gemacht, dass der Hauptstrom jetzt über Passau und nicht mehr über München erfolgt. Geändert hat das nichts.

Am 05.11. sprachen sich 71 % aller Befragten für die Einführung einer Obergrenze aus, nur 30 % stimmten dagegen.

Es gab einen ausgeprägten Stimmungswandel im Oktober und es stellte sich heraus, dass die Umfrageergebnisse der Vormonate nicht stimmig gewesen sind, weil sich die Mehrheit der Bevölkerung in einer „Schweigespirale“ befunden hat, da viele der Befragten den Eindruck hatten, dass man seine Meinung in der Flüchtlingsfrage nicht frei äußern dürfe, ohne in die rechte Ecke gestellt zu werden.
Die mediale Berichterstattung finden nur 33 % ausgewogen, bei 47 % hingegen besteht der Eindruck einer selektiven Berichterstattung, bei der die Risiken und kritischen Entwicklungen und Stimmungen unterrepräsentiert seien.
Die Anhänger fast aller Parteien sprechen sich mit weit über 50 % für eine Obergrenze aus, mit Ausnahme der Grünen, wo es „nur“ 41 % sind.

Und wieder wird nur gedroht, es werden Ultimaten (CSU) gestellt, debattiert und lamentiert, doch eine Lösung und eine wirklich effiziente Einigung wird nicht erzielt.
Es wird nicht einmal ein aufmunterndes Signal an die zurecht verunsicherte und besorgte Bevölkerung gesendet, es steht nur die blöde Parole im Raum: „Wir schaffen das!“
Nix schaffen sie, gar nix, sie delegieren das Problem einfach nur nach unten, nach dem Motto: Ihr schafft das, schaut zu, wie ihr damit fertig werdet.
Und solange das so ist, komme mir bitte keiner mit so dämlichen und hilflosen Sprüchen wie:

Zitat:

wenn falderwald so genau weiss, was zu tun ist, dann bin ich sehr dafür, dass er ab morgen frau merkel und herrn gabriel in personal-union ersetzt.
Wenn das so nämlich weiter geht, werden die rechten Parteien weiteren Zulauf und Stimmen bekommen, denn wie man sieht, hat die AfD in nur zwei Monaten einen Zuwachs von 4 % erhalten – Tendenz steigend.

Es mag sein, dass Rundumtiefschläge keine Lösung darstellen, aber je mehr Menschen sich zu Wort melden, desto besser, damit diese Regierung sieht, wo es lang geht und wo ihr Kurs hinsteuert.

Denn, mein lieber wolo, ich verspüre nicht das geringste Bedürfnis, eines nicht mehr allzu fernen Tages, wenn sich das hier wieder in einen braunen Hexenkessel verwandelt, eines meiner Kinder aus diesem Land führen zu müssen, weil kein reines arisches Blut durch seine Adern fließt.


Moin Thomas,

ich finde charis' kleine Geschichte auch sehr passend und habe auch entsprechend darauf geantwortet.
Leider bin ich kein Katholik und glaube somit auch nicht an die Hölle.
Aber ich stimme dir zu, der Dichter sollte seine Protagonisten lieben. Denn ohne sie geht ihm u. U. der Stoff aus.
Das hat die FDP ja unlängst bewiesen. Schade, dass man zur Zeit über diese nicht mehr herziehen kann. Das war doch ein lohnenswertes Opfer. :D;):)


Vielen Dank für eure Rückmeldungen...:)


Liebe Grüße

Bis bald

Falderwald

Erich Kykal 08.11.2015 11:43

Hi, Thomas!

Weise Worte! Auch mich hat das Löffelgleichnis sehr berührt - man kommt interessanterweise nicht unmittelbar selbst auf die Idee, mit dem eigenen Löffel andere zu füttern und sich füttern zu lassen - das verrät wohl einiges über die Angst vor Mundraub und über unser kurzsichtiges Besitzdenken!
Da reagieren wir wie Tiere an der Futterschüssel oder wie Raubzeug am Riss!
Allerdings halte ich von Kommunismus, dem anderen Extrem, ebenso wenig. Ein funktionierendes System muss MIT den menschlichen, manchmal allzu menschlichen Eigenschaften arbeiten. Wenn es sich dagegen stellt, wird es scheitern, egal wie moralisch es sich in die Brust wirft. So simpel ist es nun mal.

Wolo bringt es schön auf den Punkt mit dem "Rundumtiefschlag". Solche undifferenzierten Wuttiraden nützen bestenfalls jenen, die das System untergraben wollen, nicht es verbessern!

Zum Thema Poesie hast du ganz richtig ausgeführt, worauf es ankommt: Auch ich habe festgestellt, dass man die Menschen viel eher durch ermunternde oder erschütternde Beispiele erreicht, an denen sie Emotionen festmachen können. Geht es um eine Identifikationsfigur, bekommt die Moral ein menschliches Gesicht.
Wer den Leuten die Wahrheit - und sei sie noch so wahr - wie einen nasskalten Fetzen um die Ohren haut, darf bestenfalls mit Empörung rechnen. Niemand lässt sich gern den Finger von Lehrer Lämpel unter die Nase halten!

LG, eKy

Falderwald 08.11.2015 11:49

Servus Erich,

unsere Beiträge haben sich überschnitten, ich habe schon auf die letzten Antworten reagiert, was auch die Aussagen deines neuerlichen Kommentars mit einschließt. :)


Liebe Grüße

Falderwald



Erich Kykal 08.11.2015 12:06

Hi, Faldi!

Danke für den Hinweis.

Ich wollte dir übrigens keinesfalls unterstellen, du würdest die avisierte Form sozialkritischer Lyrik nicht beherrschen - diesbezüglich hast du schon genügend Beispiele mit Identifikationsfigur geliefert!;):rolleyes:

LG, eKy

Falderwald 08.11.2015 12:30

Servus Erich,

ich erwarte auch von meinen europäischen Mitbürgern keinesfalls, hier eine Identifikationsfigur zu finden.

Das wird vorläufig ein rein deutsches Problem bleiben, denn auf die Solidargemeinschaft können wir wohl kaum hoffen. ;)


Liebe Grüße

Falderwald



Hans Beislschmidt 09.11.2015 14:28

Hey Ralf und alle,

manchmal sind Ralfs Kommentare besser als die dazu gehörigen Gedichte, die mir etwas zu klausuliert vorkommen :) ABER ...

Falderwald hat mit seiner Meinung das ausgedrückt, was auch ich denke. Genauso übrigens bei seinen Postings zu „so wird es kommen“.

Abseits von der emotionalen Ebene, gibt es auch eine rechtliche und die ist eindeutig:
Alle Asylanten haben das Dubliner Abkommen verletzt und sind deshalb illegal hier.
In Fragen der nationalen Sicherheit hat sich die Bundeskanzlerin schuldig gemacht, indem sie ihren Amtseid verletzt hat.
Es ist nur eine Frage der Zeit, bis eine verfassungsrechtliche Klage eingereicht wird und dem Treiben der GK ein Ende bereitet.
… Und es gibt eine historische Ebene, die sich an den Jahreszahlen 732 Tours und Poiters / 1389 Schlacht auf dem Amselfeld / 1529 Belagerung von Wien festmacht. In der Vergangenheit, wie auch in der Gegenwart, hat sich in England und Frankreich durch Bildung von Parallelgesellschaften gezeigt, dass ein paritätisches Zusammenleben von Muslimen und dem westlichen Europa dauerhaft schwer möglich ist.
… Und es gibt eine ökonomische Ebene (Hans Werner Sinn), die besagt, dass der Kostenaufwand der Asylpolitik völlig falsch dargestellt wird und Deutschland in ein finanzielles Chaos steuert.
Ein Deutschland mit einer zunehmenden Radikalisierung kann niemand wollen aber es scheint, dass die „Politik“ dies billigend in Kauf nimmt.

Gruß vom Hans

wolo von thurland 09.11.2015 16:25

Hallo Erich Kykal

Das Wort Rundumtiefschlag stammt von Charis, nicht von mir.

Hallo Herr Beislschmitt zu Saarbrücken

Dein erster Abschnitt ist Unsinn. Das Dubliner Übereinkommen ist ein völkerrechtlicher Vertrag zwischen europäische Staaten, u.a. unserer beider Länder. Kein Angehöriger eines Drittstaates kann ein Abkommen verletzen, das weder er noch sein Land unterzeichnet hat.

Ausserdem ist es komplett falsch, zu sagen, "alle Asylanten" seien "illegal in Deutschland". Wer mit einem gültigen Pass, je nach Land auch einem gültigen Visum nach Deutschland reist und dort Asyl beantragt, hält sich absolut legal in Deutschland auf, auch wenn er aus der Mongolei kommt. Der "illegale Aufenthalt" ist ein Problem, welches mit dem Problem des Dubliner Abkommens nicht überlappt. Auch ins Erstland sind die meisten der Migranten "illegal" eingewandert, z.B. über die grüne Grenze oder übers Meer.

Dein historischer Exkurs erinnert stark an Zeiten, wo Deutschland versuchte, mit England und den USA ein Bollwerk gegen den Bolschewismus zu errichten. Irgendwas ging damals schief, vielleicht hatten die Engländer mehr Angst vor den "Krauts" als vor den slawischen Horden? Als wir in den Fünziger Jahren mit einem Mercedes durch Frankreich fuhren, warf man uns Steine und "sales boches, on va à Berlin!" hinterher. Folgen der Sarazenenherrschaft im frühen Mittelalter?

Wenn Deutschland wegen der Flüchtlinge in ein "finazielles Chaos" stürzt, kann es mit diesem Staat vorher schon nicht gut ausgesehen haben! Zu Hans Werner Sinns Glaubwürdigkeit kann man sich z.B. auf spiegel-online informieren.

Ja, Faldis Kommentare zum Thema sind differenzierter als seine Gedichte. Kein Grund, hier deinerseits neuen Nebel zu verbreiten.

Schönen Abend
wolo von und zu

Hans Beislschmidt 09.11.2015 18:20

Bester Wolo von und zu,

bevor deine unausgegorenen Schnellschüsse überhand nehmen, hier ein paar Merksätze für die Pinnwand zu Hause …

Möglicherweise sind DGB und Bundesregierungsbeschlüsse nicht hinreichend bekannt, deshalb …

Zitat:

https://www.bundesregierung.de/Conte...verfahren.html
Das sogenannte Dublin-Verfahren regelt unter anderem, dass Asylbewerber in dem Land registriert werden, in dem sie die Europäische Union betreten.

http://www.spiegel.de/politik/auslan...029803.htmlEin Flüchtling muss in dem Staat um Asyl bitten, in dem er den EU-Raum erstmals betreten hat. Dies geschieht besonders häufig an den EU-Außengrenzen, etwa in Italien, Griechenland oder Ungarn. Tut er dies nicht und stellt den Antrag beispielsweise in Deutschland, kann er in den Staat der ersten Einreise zurückgeschickt werden - auch zwangsweise.
Ich hoffe, die Rechtsverstöße sind hiermit auch dir klar geworden. Das Durchwinken unserer Nachbarstaaten - hin zu Muttis Herd, ist zwar mit deutschem Schulterzucken und Kaninchenstarre passiert, es bleibt aber trotzdem ein Rechtsverstoß.
Fast alle der rund 700 000 sind ohne Visum, oft auch ohne Papiere über die Balkanroute hier her gelangt.

By the way …
Die Tatsache, dass in Österreich (Zit. Minister Mikl Leitner: Schluss mit dem Asyltourismus) bislang „nur“ 56000 Anträge gestellt wurden, belegt, dass es bei den Antragstellern nicht nur um Schutz von Leib und Leben geht, sondern auch um wirtschaftliche Besserstellung. Das ist nicht der Sinn von Artikel 16, sondern dadurch wird das BRD Asylrecht ausgehebelt.

Jeder Syrer könnte z.B. in Damaskus ein Einreisevisum für Brasilien beantragen. Nur ist derjenige dort auf sich gestellt. Es gibt keinerlei finanzielle Zuwendungen oder dergleichen. Sogar der Sprachkurs muss selbst bezahlt werden. Das ist auch der Grund, warum sich „nur“ 2000 für Brasilien entschieden haben. Aufschlussreich genug oder?

Von der syrischen Grenze bis nach Saudi Arabien sind es mal gerade 400km. Aber die Saudis stellen partout keine Visa für ihre Glaubensbrüder aus, obwohl sie Platz und finanzielle Mittel im Überfluss hätten. Die sichern ihre Grenzen militärisch ab mit Schießbefehl. Warum wohl?
Wir fassen zusammen

Von Geschichte hat Wolo keinen Schimmer, womöglich ist der Stoff der Mittelstufe komplett an dir vorbeigerauscht. Keine Ahnung warum Bouche und Kraut bei dir bemüht werden.
Auch ist Wolo ein ausgefuchster Volkswirtschaftler, der viiiiel schlauer als Hans-Werner Sinn ist (lol) …

Augenscheinlich bist du auf dem besten Weg hier den Lyrik-Kalfakter zu geben mit dem silbernen Eiland-Kreuz am Bande.
Gruß vom Hans

wolo von thurland 10.11.2015 08:54

Hallo Hans
Ich kann in deiner Antwort nichts erkennen,

was a) das Dubliner Abkommen zum "Gesetz" für Flüchtlinge macht, welches diese "verletzen", oder erklärt, wie ein ägyptischer staatsangehöriger einen vertrag zwischen europäischen staaten verletzen kann.

was b) deinen historischen rekurs auf die schlachten blutiger "europäischer" potentaten gegen blutige andere potentaten rechtfertigt. mein exkurs auf die beliebtheit der deutschen in frankreich sollte dazu dienen, zu zeigen, wie absurd deine schlachtenfeier ist.

was c) widerlegt, dass die arbeit des von dir zitierten ökonoms von anderen ökonomen kritisiert wird? (und nicht von mir, wie du suggerierst.)

meine kritik richtet sich gegen die halbwahrheiten und die persönlichen beleidigungen, welche du hier um dich wirfst. dein müdes witzchen vom "lyrik-kalfakter mit silbernem eiland-kreuz" ist, wenn ich aus dem ordenlosen land es richtig verstehe, auch eine beleidigung gegenüber dem eiland-besitzer falderwald, der in diesem faden eine mir stark widersprechende haltung einnimmt.

schönen tag
wolo

edit:
ich habe nun auch noch zeit gehabt, den von dir angeführten links nachzugehen.
an beiden orten habe ich nichts gefunden, was deine aussagen stützen würde.
das ist seltsam.

Hans Beislschmidt 10.11.2015 21:14

Bester Wolo von und zu

Wer wie du fundamentale Wissenslücken hat, wenig kapiert aber anderen unterstellt Unsinn zu erzählen oder gar den Mund verbietet, darf sich nicht wundern, wenn er mal ordentlich Gegenwind bekommt und zurechtgestutzt wird. Du solltest auch nicht so zimperlich sein und gleich nach dem lieben Admin rufen. Bist doch schon ein großer Junge oder?
Ich möchte aber auf keinen Fall hier Falderwalds Faden verhageln, deshalb biete ich an auf Small Talk den historischen Diskurs über Europa vs Islam weiter zu führen. Da scheint dein schwarzes Loch am größten sein. Ich denke, da ist es nicht damit getan flapsig über ein paar blutige Potentaten zu lullen, da wird schon etwas mehr Hirnschmalz verlangt.
Sofern du dich traust natürlich …. :Kuss

Gruß vom Hans

wolo von thurland 11.11.2015 09:27

Hallo Falderwald

Ja, klar, deine Position, wie ich sie aus andern Texten und deinen Kommentaren kenne, ist mir absolut verständlich und wird von mir in wichtigen Teilen geteilt.
Der Feind der Weimarer Republik kam aus dem Innern, nicht von aussen und nicht mit Intelligenz und Zeugungskraft als einziger Waffe. Aber dieses Detail ist nicht einmal entscheidend dafür, dass ich den Vergleich gefährlich finde.
Der Feind der Weimarer Republik machte sich Frust und Deprivation zu Nutze. Und konstruierte eine ganze Palette von Fantomfeinden, um die Massen hinter sich zu scharen. Lieber Falderwald, ich möchte nicht, dass dieser Trick nochmals funktioniert, auch ich habe Kinder. Desahlb bin ich verdammt skeptisch, wenn der Islam, die Politikerkaste, die Gutmenschen usw. gegeisselt werden in undifferenzierter Manier wie zu andern Zeiten die Bolschewisten, die Juden oder in Frankreich "les boches" oder in GB "the Krauts". Ich denke, wenn man dein Gedicht liest, kann man verstehen, dass es für mich vor diesem Hintergrund in die falsche Richtung geht.

Schönen Tag
wolo

Hallo Hans (zum letzten Mal)

Ich stelle fest, dass es in Hans Beislschmidts Kopf ein wirres Agglomerat gibt, das sich "Europa vs. Islam" nennt und das berühmte Schlachten einschliesst, aber z.B. jene an der Somme oder jene in Stalingrad ausklammert und heute sich zuvörderst manifestiert in der Schlacht "Hans Beislschmidt vs. wolo".

Ich habe übrigens nicht nach dem Administrator gerufen.
Und auf diesem Niveau weiter zu streiten, ist mir zu öde.
Amüsier dich bitte mit jemand anderem.
Bestimmt findest du weitere Dummerchen, Lyrik-Kalfakter, Träger des Silbernen Eilandkreuzes und Missdeuter der deutschen Geschichte, denen du als Jung-Siegfried das Schwert in den stinkenden Rachen stossen kannst.

Auf Nimmer-Wieder-Lesen
wolo

Falderwald 11.11.2015 21:33

Moin Jungs :D

Nettes Geplänkel, aber irgendwie am Text vorbei, weil hier ja gar nicht die Flüchtlinge oder das Dublin-Abkommen thematisiert sind.

Diese ganze Krise ist ja noch viel komplexer und dass es keine einfachen, schnellen und leichten Lösungen gibt, ist mir durchaus bewusst.
Aber mir wird auch tagtäglich bewusster, dass unsere Regierung momentan einfach keinen Plan hat, wie sie den sich überschlagenden Ereignissen nun entgegenzutreten gedenkt.

Sie treffen sich dienstags ohne Ergebnis, sie treffen sich donnerstags und fassen halbgare Beschlüsse und montags erfährt man, dass das Innenministerium einen anderen Weg beschreitet, bzw. schon seit Wochen beschritten hat, ohne dass es bekannt und mit den anderen abgesprochen war.
Die Kanzlerin stellt sich hinter ihren Innenminister und macht dabei fast eine Rolle rückwärts.
Die CSU droht mit einer Verfassungsklage gegen die eigene Regierung.
Die SPD, allen voran Sigmar Gabriel, muss das Gesicht bewahren und ein eigenes Profil beweisen.
Die AfD käme bei einer Wahl inzwischen auf 10 % und das Rechnen um künftige Mehrheiten beginnt.
(Herr Gabriel befindet sich gar schon im Wahlkampf.)

Da sitzen 80 % unserer politischen Elite in der Regierung und sind handlungsunfähig.
Die maßgeblichen Köpfe muss niemand mehr diskreditieren, das stellen sie Tag für Tag selbst unter Beweis.

Die Stimmung im Lande kippt, es rumort und brodelt gewaltig, und sogar engagierte, freiwillige Helfer resignieren, verzweifeln und geben auf.
Selbst in den Medien ist schon von einem Staatsversagen die Rede und es wird gefragt, ob die Bürger eines demokratischen Landes Merkel wie einst dem Kaiser folgen müssen.
Einfache und vernünftige Menschen machen sich Sorgen, trauen sich aber aus Angst vor gesellschaftlicher Ächtung nicht, sich öffentlich zu äußern und es geschieht nichts, es gibt kein Zeichen, nicht einmal einen Hoffnungsschimmer.

Und jetzt möchte ich dich, lieber wolo fragen, wieso es falsch ist, von den Staatsführern Antworten zu verlangen?
Ich verstehe deine Skepsis bezüglich deiner Aufzählung bestimmter Minderheiten, aber die Politikerkaste hat meines Erachtens darin nichts verloren.
Das ist ein Beruf und Politiker müssen ihren Job machen.
Man muss als Bürger einer parlamentarischen Demokratie auch nicht mit allem einverstanden sein, wenn Entscheidungen getroffen werden.

Aber wenn eben keine Entscheidungen mehr getroffen werden (können), dann müssen sich diejenigen auch fragen lassen, ob sie ihrem Job und der damit verbundenen Verantwortung für inzwischen wohl 83 Millionen Menschen noch gerecht werden können.

Ich habe mich nicht für diese Arbeit beworben. Aber auch ich muss in meinem Job zeitweilig Verantwortung für (ein paar) Menschen übernehmen und wenn ich falsche oder keine Entscheidungen treffe, dann sind die daraus folgenden Konsequenzen wohl abzusehen.
Und wenn ich merke, dass ich das nicht mehr schaffe, dann sollte ich mir das auch eingestehen und selbst die Konsequenzen ziehen, bevor Schlimmeres geschieht.

Ich finde es einfach nur noch peinlich, was hier abläuft und mit einem Satz hat Hans es meines Erachtens genau auf den Punkt gebracht:

Zitat:

Zitat von Hans
Ein Deutschland mit einer zunehmenden Radikalisierung kann niemand wollen aber es scheint, dass die „Politik“ dies billigend in Kauf nimmt.

Und wenn wir eine Demokratie in diesem Sinne behalten möchten, dann kann die Aufforderung an alle Parteien und Politiker nur heißen:

Positioniert euch neu und eindeutig und stellt euch dem Votum des Volkes!

Das wäre besser als dieser elende Hickhack in der letzten Zeit und das "Rumgeeiere" um alle Probleme.

Denn dieser Regierungsauftrag wurde ihnen ganz bestimmt nicht erteilt.

Das zumindest ist meine Meinung.


Liebe Grüße

Falderwald



Hans Beislschmidt 12.11.2015 21:05

Hey Ralf,

Zitat:

stellt euch dem Votum des Volkes!
ja und ja .... nur welches Votum hat das Volk? Es gibt ja keine Alternative! Und die Alternative Petry scheidet klar aus.


und Wolo von und zu (hoffentlich nicht zu letzten mal) :Kuss

Zitat:

kam aus dem Innern, nicht von aussen und nicht mit Intelligenz und Zeugungskraft als einziger Waffe.
welch gewaltiger Erguss :D

Gruß vom Hans

charis 13.11.2015 18:17

Zitat:

Zitate von Falderwald: Servus Charis,

natürlich sind wir ein Poesie-Forum, aber Stefan Heym hat einmal gesagt, ein Dichter müsse auch politisch sein.
Das kann man natürlich sehr weit auslegen, aber wenn ich z. B. an Heine oder Tucholsky denke, dann trifft diese Aussage wohl eher zu.

Beide haben auch in sogenannten Krisenzeiten gelebt und geschrieben, auch wenn sie nichts ändern konnten.
Kurt Tucholsky hat mir mit seinen Gedichten die Situation in der Weimarer Republik und die Anfänge des Dritten Reichs viel näher gebracht, als es alle Geschichtsbücher vermocht haben.
Um seine Texte vollkommen zu verstehen, musste man sich über die dort benannten Personen informieren.
Da bin ich ganz bei dir.

Zitat:

Ich gebe zu bedenken, dass auch diese Politiker aus der Mitte des Volkes stammten und von ihrer Gesellschaft und der damaligen Zeit erzogen worden sind.
Es hat aber alles nichts genützt und konnte, wie wir heute wissen, die Machtergreifung Hitlers nicht verhindern.
Genau das meinte ich mit meinen Worten. Wir müssen unser Denken ändern und unsere Kinder anders erziehen, sodass sie in der Lage sind das Löffelgleichnis auch breits am Anfang zu hinterfragen. Wie Eky schön angemerkt hat, kommt man beim Lesen nicht unmittelbar auf die Idee, dass man sich gegenseitig füttern könnte, mir ist es jedenfalls so ergangen, genau deshalb habe ich es hier eingestellt.

Zitat:

Und ich habe einfach die Befürchtung, dass die Rechten wieder erstarken könnten, zumal auch die derzeitige wirtschaftliche Situation nicht unbedingt als stabil zu bezeichnen ist.
Richtig, aber deshalb muss man auch alles daran setzen, nicht noch mehr Öl ins Feuer zu gießen. Allerdings mit der Einschränkung, dass man auch seiner Empörung Ausdruck verleihen darf, aber das bedarf auch eines gewissen Fingerspitzengefühls, wenn man das in einem öffentlichen Forum tut. Es stimmt ja wirklich, dass sich im Moment herausstellt, dass unsere Politiker "Schönwettertypen" sind, und wir "Schönwetterhumanisten". In Krisenzeiten braucht man aber Eier und eine klare Linie, man sollte nicht beschönigen und heucheln; wenn wie wie jetzt keiner eine Plan hat und die linke Hand nicht weiß, was die rechte tut und ständig nur nach der Wählergunst geschielt wird und die rechten Populisten natürlich in ihrem Metier sind, ist das mehr als traurig. (Du hast du ja in einem anderen Faden so schön über Helmut Schmid geschrieben: Das war ein Politiker mit Profil, wenn auch nicht unfehlbar, das ist aber menschlich. Solche Leute gehen uns ab, so wie unser Bruno Kreisky; vielleicht liegt das aber daran, dass diese Politiker in der (Vor)kriegszeit "gelernt" haben.

Zitat:

Und wenn es wieder einen Börsencrash wie am schwarzen Freitag (25.10.1929) geben sollte, der eine neuerliche Weltwirtschaftskrise auslöst, dann könnte das übel ausgehen. Die Folgen wären ein starker Rückgang der Industrieproduktion, des Welthandels, der internationalen Finanzströme, eine Deflationsspirale, Schuldendeflation, Bankenkrisen, Zahlungsunfähigkeit vieler Unternehmen und Massenarbeitslosigkeit, was soziales Elend und politische Krisen bewirken würde.
Ob die sogenannte Demokratie vieler Staaten dabei bewahrt werden kann, bleibt zumindest fraglich.
Ich bin der Meinung, dass dies zumindest in Erwägung gezogen werden sollte, denn was eine Destabilisierung der Wirtschaftsmacht Deutschland für Europa bedeutet, sollte jedem klar sein.
Das hat aber nichts mit der Flüchtlingskrise zu tun. Ich persönlich denke, das es viel größere drängendere Probelme gibt. Deutschland steht zwar noch halbwegs gut da, aber innerhalb der EU gibt es da ein extremes Ungleichgewicht. Die Flüchtlinge können höchstens ein psychologischer Auslöser für einen Kollaps sein, aber nicht einer auf der tatsächlichen Ebene. Wir Österreicher zB buttern Millarden in den politisch verursachten Hyposkandal, wogegen sich die Ausgaben für die Flüchtlinge geradezu wie ein kleines Zusatztaschengeld für Unterstufengymnasisten ausnehmen.

Zitat:

Du hast ein sehr schönes Gleichnis über die „Hölle“ hier gebracht, das gefällt mir sehr.
Danke!!

Zitat:

Ich gebe jedoch zu bedenken, dass wenn alles zusammenbricht, und das ist nur noch eine Frage der Zeit, die Hölle in Deutschland liegen wird, denn niemand wird uns hier füttern, weil keiner solch langen Löffel besitzt.
Ja, wer weiß. Wir und Deutschen wurden ja schon einmal von den anderen Staaten gefüttert, nachdem sie erkannt haben, was sie nach dem Ersten Weltkrieg mit ihren "Friedenverträgen" angerichtet haben.

Allerdings sollte dieses Gleichnis eher das spiegeln, was immer schon geschah und wir haben nichts daraus gelernt. Die Welt hört nun einmal nicht an der deutschen Grenze auf und diese Erkenntnis holt uns nun sprübar wieder ein. Wir müssen unsere weltweite Koexistenz anders gestalten, darum geht es in diesem Gleichnis.

Zitat:

Allerdings habe ich zu Himmel und Hölle auch eine ganz andere Einstellung:
Ein verstorbener Protestant wird an der Himmelspforte von Petrus empfangen. Dieser eskortiert ihn durch einen langen Gang.
An dessen Ende gibt es zwei Türen. Auf der einen steht „Himmel“, auf der anderen „Hölle“.
Die Türen kommen immer näher und dem Protestanten wird es schon ganz heiß.
Schließlich wird er von Petrus durch die Himmelstür geführt, worauf er sich sichtlich erleichtert zeigt.
Als Petrus ihn fragt, warum er denn so besorgt ausgesehen hätte, antwortet der Protestant:
„Ich wusste ja nicht, durch welche Türe du mich führen würdest.“
„Aber das war doch sonnenklar“, erwiderte Petrus.
„Na ja“, meinte der Protestant, „der Weg führte ja direkt an der Höllentür vorbei.“
„Ach so“, lachte Petrus, „nein, nein, da mach dir mal keine Sorgen. Das steht da lediglich so drauf, denn die ist nur für die Katholiken, die glauben ja daran.“

In diesem Sinne dankefein für deinen Beitrag...
Diesen Witz kenne ich. Ich bin kein gläubiger Mensch, aber dieser Witz zeigt deutlich, wie die Indentfikation mit einer bestimmten Glaubensrichtung dazu führt, dass andere abgewertet werden: Die die anders denken und glauben sind die Dummen.

In Wahrheit sind wir alle die Dummen, weil wir uns gerne an der einen oder anderen Denk- und Glaubensweise festhalten, damit wir unser kleines Gehirn nicht zu sehr bemühen und über den Tellerrand hinaus(denken)sehen müssen. Für mein Empfinden gehört das alles zum "Faulbett der Bequemlichkeit und der Dummheit".

Und darüberhinaus - der Angriff Beiselschmidts auf Wolo ist ein wunderbares Beispiel - geht es oft auch um nichts weiter als persönliche Animositäten und um eigenen Eitelkeiten und die bloße Lust am Streit - vor allem bei den Herren der Schöpfung.

Mein Gleichnis verwendet "Himmel" und "Hölle" also nicht in einem religiösen Sinn (aber durchaus im Sinne der ursprünglichen Wortbedeutung "religio"), sondern bloß als Metaphern. Das wollte ich nur klarstellen, weil ich in deinem Kommentar gewisse Angrifflust auf eine vielleicht von dir bei mir vermutete religiöse Einstellung oder gar das im Moment so verpönte Gutmenschentum herausgelesen habe. Es ist als Verdichtung unseres Grundproblems zu verstehen, dass das jetzt nicht unbedingt zur Lösung des gegenwärtigen Probleme beiträgt, die vernünftige Sachpolitik erfordern, ist mir aber durchaus bewusst.

In diesem Sinne einen schönen Abend und lieben Gruß!
charis

Falderwald 20.11.2015 19:36

Moin Hans

Zitat:

ja und ja .... nur welches Votum hat das Volk? Es gibt ja keine Alternative! Und die Alternative Petry scheidet klar aus.
Deswegen schrieb ich ja, sie sollen sich neu positionieren, denn wie man sieht, sind nicht längst alle Politiker, sogar aus der eigenen Basis, nicht mit dem Kurs der Kanzlerin einverstanden.

Jetzt muss dieses Land und Europa Farbe bekennen, was sie wollen und was sie nicht wollen.

Warten wir es einfach ab. Was anderes können wir sowieso nicht tun...:)


Hi Charis,

ich denke, wir besitzen eine große und gemeinsame Schnittmenge und doch haben wir individuelle Ansichten darüber, wie wir etwas zu erreichen gedenken.

Zitat:

Genau das meinte ich mit meinen Worten. Wir müssen unser Denken ändern und unsere Kinder anders erziehen, sodass sie in der Lage sind das Löffelgleichnis auch breits am Anfang zu hinterfragen. Wie Eky schön angemerkt hat, kommt man beim Lesen nicht unmittelbar auf die Idee, dass man sich gegenseitig füttern könnte, mir ist es jedenfalls so ergangen, genau deshalb habe ich es hier eingestellt.
Die Weltbevölkerung nimmt rapide zu, die Ressourcen dagegen rapide ab. Die Menscheit wird näher zusammenrücken müssen und das wird nicht ohne Konflikte ablaufen.
Ich möchte, dass meine Kinder sich dessen bewusst sind.
Das Löffelgleichnis transportiert zwar vordergründig eine anscheinend einwandfreie Moral, geht aber am wahren Leben total vorbei.
Was erzählt uns das denn?
Dass im Himmel die Schlauen und in der Hölle die Doofen sind?

Setze ein paar von unseren Kindern um einen solchen Suppentopf, rüste sie mit Löffeln aus und erkläre ihnen dieses Gleichnis vorher nicht.

Wie lange, was wettest du, wird es wohl brauchen, bis eines der Kinder auf die rettende Idee kommt?
Die sind auch nicht blöder als wir. Und da kannst du denen erzählen, was du willst, sie werden eines Tages in ihrer eigenen Realität ankommen.

Zitat:

Richtig, aber deshalb muss man auch alles daran setzen, nicht noch mehr Öl ins Feuer zu gießen. Allerdings mit der Einschränkung, dass man auch seiner Empörung Ausdruck verleihen darf, aber das bedarf auch eines gewissen Fingerspitzengefühls, wenn man das in einem öffentlichen Forum tut.
Das sehe ich anders.
Gerade weil wir hier in einem öffentlichen Forum sind und Dichter auch politisch sein dürfen (sollen), sollte man hier Klartext reden dürfen.
Wir müssen den Rechten die Argumente wegnehmen, wir dürfen ihnen nicht die Initiative überlassen, auf Missstände hinzuweisen und sich als Retter dieser aufzuspielen. Sonst haben wir schon verloren.

Zitat:

Das hat aber nichts mit der Flüchtlingskrise zu tun. Ich persönlich denke, das es viel größere drängendere Probelme gibt. Deutschland steht zwar noch halbwegs gut da, aber innerhalb der EU gibt es da ein extremes Ungleichgewicht. Die Flüchtlinge können höchstens ein psychologischer Auslöser für einen Kollaps sein, aber nicht einer auf der tatsächlichen Ebene. Wir Österreicher zB buttern Millarden in den politisch verursachten Hyposkandal, wogegen sich die Ausgaben für die Flüchtlinge geradezu wie ein kleines Zusatztaschengeld für Unterstufengymnasisten ausnehmen.
Das hat sehr wohl etwas mit der Flüchtlingskrise zu tun.
Diese Krise ist ja nicht wirklich neu, sie wurde nur verdrängt und sollte dazu genutzt werden, eine sogenannte offene Gesellschaft zu etablieren, um die Nationalstaatlichkeit immer mehr aufzuheben.
Einige Länder der EU haben aber bewiesen, dass sie das nicht wollen.
Jüngstes Beispiel die neue polnische rechtskonservative Regierung.

Im Osten geht das was schneller, im Westen aber wachsen diese Kontingente trotzdem kontinuierlich an und werden sich nicht aufhalten lassen.
Und dann hat es sich mit Europa, dann sind wir wieder alle kleine egoistische Einzelstaaten, die nur ihre eigenen Interessen im Blick haben.

Warum hat man das kleine Zusatztaschengeld für Unterstufengymnasisten nicht vorher in die Flüchtlingslager der sogenannten sicheren Drittstaaten gesteckt?
Die hatten da nämlich nix mehr zu essen und sind deshalb zu uns gekommen.

Dann hält man uns die Bilder von toten Kindern am Strand vor.
Das ist sehr traurig, fürwahr, aber das ist genau so ein trauriges Bild von uns.

Warum hat man die Menschen, die z.B. in der Türkei waren, und die sich so oder so auf den Weg machen würden, nicht einfach eingeflogen oder mit großen Schiffen abgeholt?
Nein, man lässt sie die beschwerliche und gefährliche Flucht erst mal schön selbst durchstehen.

Wenn ich jetzt zynisch wäre, würde ich fragen, damit es dann doch nicht ganz so viele werden?
Ein bisschen Verlust ist immer?

Zitat:

Ja, wer weiß. Wir und Deutschen wurden ja schon einmal von den anderen Staaten gefüttert, nachdem sie erkannt haben, was sie nach dem Ersten Weltkrieg mit ihren "Friedenverträgen" angerichtet haben.
Tja, die haben sich damals einfach verkalkuliert.
Und die Weimarer Republik war einfach hilflos dagegen.
Und weißt du auch warum?
Weil sie sich selbst der größte Feind war.
Wenn sie mit sich selbst einig geworden wäre, dann hätte Hitler niemals die Macht ergreifen können. Er hätte keine Mehrheit bekommen.
So konnte er sie sich einfach nehmen.

Zitat:

Allerdings sollte dieses Gleichnis eher das spiegeln, was immer schon geschah und wir haben nichts daraus gelernt. Die Welt hört nun einmal nicht an der deutschen Grenze auf und diese Erkenntnis holt uns nun sprübar wieder ein. Wir müssen unsere weltweite Koexistenz anders gestalten, darum geht es in diesem Gleichnis.
Wie gesagt, moralisch ist gegen dieses Gleichnis nichts einzuwenden, intellektuell schon.
Natürlich hört die Welt nicht an Deutschlands Grenzen auf, aber Deutschland hört da auf.
Deshalb kann es auch nicht alle Probleme dieser Welt zu den seinen machen, dafür ist die Welt zu groß und Deutschland zu klein.
Das gilt es zu bedenken.
Und hier wird immer so getan, als ob wir in Deutschland so schlecht wären oder schlecht denken würden.
Wo ist denn die "deutsche Toleranz" von den anderen Ländern?
Und wie weit werden wir dann mit dieser Sonderhaltung kommen?
Soviel zur Koexistenz, denn unser Land hat in den letzten Jahrzehnten eine ganze Menge zu einer friedlichen und wirtschaftlich guten Koexistenz beigetragen.

Zitat:

Diesen Witz kenne ich. Ich bin kein gläubiger Mensch, aber dieser Witz zeigt deutlich, wie die Indentfikation mit einer bestimmten Glaubensrichtung dazu führt, dass andere abgewertet werden: Die die anders denken und glauben sind die Dummen.
Falsch: Alle, die glauben, verweigern die Realität zugunsten erfundener Mythen und Märchen. Das hat nichts mit Dummheit zu tun.

Stell dir vor, es gäbe keine Religionen mehr, sondern nur noch einen toleranten, menschenbejahenden, ethisch-philosophischen Atheismus.
Da würde niemand mehr ausgegrenzt.
Da wären alle gleich.

Aber das wollen sie ja nicht, die Gläubigen.
Jeder Gläubige grenzt Andersgläubige aus seinem Glauben aus.
Das ist die Wahrheit und die echte Diskriminierung.

Menschgemacht. Wie immer.

Zitat:

In Wahrheit sind wir alle die Dummen, weil wir uns gerne an der einen oder anderen Denk- und Glaubensweise festhalten, damit wir unser kleines Gehirn nicht zu sehr bemühen und über den Tellerrand hinaus(denken)sehen müssen. Für mein Empfinden gehört das alles zum "Faulbett der Bequemlichkeit und der Dummheit".
Und genau das ist das Kennzeichen einer jedweden Religion. Genau das...

Zitat:

Mein Gleichnis verwendet "Himmel" und "Hölle" also nicht in einem religiösen Sinn (aber durchaus im Sinne der ursprünglichen Wortbedeutung "religio"), sondern bloß als Metaphern. Das wollte ich nur klarstellen, weil ich in deinem Kommentar gewisse Angrifflust auf eine vielleicht von dir bei mir vermutete religiöse Einstellung oder gar das im Moment so verpönte Gutmenschentum herausgelesen habe.
Das war mir schon klar, wie dieses Gleichnis gemeint war. Trotzdem widersprechen diese Metaphern der Logik, was ich ja schon weiter oben ausgeführt habe.
Denn die Welt ist nicht schwarzweiß, es gibt weder Himmel noch Hölle, wo sie einerseits alles richtig und andererseits alles falsch machen.

Denn wer sagt, dass sie sich nicht auch im Himmel lediglich aus purem Egoismus gegenseitig füttern?

Wäre ich der Teufel, ich würde sie auch in dieser Weise um den Suppentopf gruppieren.

Aber ich gäbe nur einem von ihnen einen langen Löffel.

Und genau das ist es, was hier gerade geschieht. ;)


Liebe Grüße

Bis bald

Falderwald




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