Gedichte-Eiland

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Thomas 04.06.2011 07:01

Egoisst
 
Egoisst

Ich liebte sie so ganz und gar;
war doch die Liebe, die einst war,
ein nimmersattes Paradies;
und dass sie mich verließ, verstieß,
das konnte, durfte gar nicht sein.
Sie war doch mein, war mir allein –
unendlich herzverschlungen – mein!
Mit Haut und Haar verschlugen – mein.

Ach, Kommissare suchen nur nach Fakten,
zählen bloß die Knochen für die Akten.




Alte Version

Egoisst

Er liebte sie so ganz und gar,
auch war die Liebe, die einst war,
ein nimmersattes Paradies.
Und dass sie ihn verließ, verstieß,
das konnte, durfte gar nicht sein.
Sie war doch sein, ganz ihm allein,
unendlich herzverschlungen sein,
mit Haut und Haar verschlungen sein. –
Ach, Kommissare suchen nur nach Fakten
und zählen nur die Knochen für die Akten.

a.c.larin 04.06.2011 08:13

morgen thomas,

einem schrecklich gefrässigen ego hast du hier ein denkmal gesetzt, knapp und präzise! das gedicht ist "schrecklich schön" -auch in seiner kürze! :eek:

nur ein bisschen was zum "nachbrüten":

verschlungen hat ein n verloren (die frage ist auch , ob "herzverschlungen" in der zeile darüber nicht abgeändert werden sollte - wegen der wortdoppelung)
ebenso ist in den letzten zwei zeilen das nur doppelt - eines davon könnte aber ein nun werden.

Sie war doch sein , ganz ihn allein
..... (da fehlt mir ein: gehörte ihm allein - man könnte aber auch so schreiben: galt ihm allein)

dreimal die endung "sein" als endreim in dem kurzen gedicht finde ich nicht so toll - vielleicht gibt es dafür noch eine andere lösung?
so vielleicht:

Er liebte sie so ganz und gar,
auch war die Liebe, die einst war,
ein nimmersattes Paradies.
Und dass sie ihn verließ, verstieß,
das konnte, durfte gar nicht sein.
Sie war doch sein, galt ihm allein?
Ganz herzverwandt verleibte ein
er sie mit Haut, mit Haar und Bein –
Ach, Kommissare suchen nur nach Fakten
und zählen nun die Knochen für die Akten. (oder umgekehrt: erst das "nun", dann das "nur")

ich hoffe , ich habe dir nicht zu viel dreingeredet. :o
nimm halt, was dir nützlich erscheint und vergiss den rest!

liebe grüße,
larin

Chavali 04.06.2011 08:16

Hallo Thomas,
Zitat:

Egoisst

Er liebte sie so ganz und gar,
auch war die Liebe, die einst war,
ein nimmersattes Paradies.
Und dass sie ihn verließ, verstieß,
das konnte, durfte gar nicht sein.
Sie war doch sein, ganz ihm allein,
unendlich herzverschlungen sein,
mit Haut und Haar verschlugen sein. –
Ach, Kommissare suchen nur nach Fakten
und zählen nur die Knochen für die Akten.
wenn mich nicht alles täuscht, schreibt man Egoist nur mit einem s :)
Und schau mal nach dem Wort "verschlugen" - fehlt da nicht ein n für verschlungen?

Die letzten beiden Zeilen sind doch sowas wie ein Fazit, eine Schlussfolgerung, oder?
Wäre es nicht vielleicht angebrachter, sie abzutrennen?
Schau mal:

Er liebte sie so ganz und gar,
auch war die Liebe, die einst war,
ein nimmersattes Paradies.
Und dass sie ihn verließ, verstieß,
das konnte, durfte gar nicht sein.
Sie war doch sein, ganz ihm allein,
unendlich herzverschlungen sein,
mit Haut und Haar verschlungen sein.

Ach, Kommissare suchen nur nach Fakten
und zählen nur die Knochen für die Akten.


Ansonsten interessante Sache, die innerversigen Reime; ein wenig viel ist mir 3x sein.

Aber das soll jetzt nicht pingelig wirken, denn so wirklich stört es nicht, hast es eventuell mit Absicht so gewählt,
als Sinnverstärkung?


Gern gelesen!

Lieben Gruß,
Chavali






Thomas 07.06.2011 09:51

Hallo Larin,

vielen Dank für die Korrektur der Rechtschreibung und deine ausführlichen Kommentare. Das Dreifache sein habe ich absichtliche geschrieben, es soll 'alles mein, mein, mein' anklingen lassen. Auch die Verdoppelung (des doppeldeutigen!) Verschlingens ist Absicht. Und dass ich in Zeile 6 das 'sie war doch' vor dem 'ganz ihm allein' nicht wiederhole, soll den drängenden Rhythmus verstärken (siehe: verließ, verstieß und konnte, durfte). Ob’s klappt? Das ganze Ding ist halt etwas gewagt.

Hallo Chavali,

auch dir vielen Dank für Korrektur, Kommentar und Anregung. Dein :) scheint mir anzudeuten, dass du verstehst, warum das doppelte s im Egoisst ausnahmsweise mal kein Schreibfehler ist, obwohl ich lange übelegt habe, ob diese Hilfe für den Leser nötig ist, devor ich mich dann nicht getraut habe, das s wegzulassen. Das mit dem Abtrennen der Schlusszeilen habe ich zuerst auch gedacht, habe mich bei dem kurzen Ding dann aber für den Gedankenstrich nach der drittletzten Zeile entschieden. Nervt das dreifache 'sein' durch die Wiederholung? Dann ist es gut. Empfindest du es sprachlich zu unschön? Dann wäre das ein Problem.

Liebe Grüße euch beiden
Thomas

Erich Kykal 08.06.2011 09:49

HI, Thomas!

Etwas verwirrend erst mal, die beiden letzten Zeilen, aber dann macht es "klick"! Ich habe mir erlaubt, einige metrische und sprachliche Vorschläge in dein Zitat zu weben. Nimm, was dir brauchbar erscheint.

Er liebte sie so ganz und gar,
war doch die Liebe, die einst war, Sprachlich runder.
ein nimmersattes Paradies.
Und dass sie ihn verließ, verstieß,
das konnte, durfte gar nicht sein.
Sie war doch sein, sollt' ihm allein Hier fehlte das HZW! Dafür war ein Komma zuviel.
unendlich herzverschlungen sein,
mit Haut und Haar verschlungen sein.

Ermittler jedoch suchen Fakten
und zählen Knochen für die Akten.
Gekürzte Zeilen passen in den Rhythmus, die Aussage bleibt erhalten.

Interessantes Wortspiel übrigens im Titel: Das Ego isst...
Die Idee von Chavali von wegen der Abtrennung der beiden letzten Zeilen find ich gut.

Sehr gern gelesen!

LG, eKy

Thomas 09.06.2011 08:55

Hallo Erich,

Vielen Dank für deine Vorschläge. Den Vorschlag zu Zeile 2 werde ich übernehmen, nicht nur weil er sprachlich runder ist, sondern auch weil ich gut finde, dass dadurch hier schon das wichtige 'doch' von Zeile 6 anklingt. Und wenn auch du, genau wie Chavali, meinst, es sei besser die letzten beiden Zeilen abzusetzen, dann sollte und werde ich das tun. Ich hatte es, wie gesagt, ursprünglich auch so hingeschrieben, dachte dann aber, bei dem kurzen Gedicht reiche ein Gedankenstrich. Und vielleicht kann ich den Gedankenstrich an anderer Stelle besser nutzten.

In Zeile 6, 7 und 8 will ich eigentlich folgendes sagen:

Sie war doch sein, (sie war) ganz ihm allein,
(sie war) unendlich herzverschlungen sein,
(sie war/ist) mit Haut und Haar verschlugen sein. –

Dabei soll durch das verschlucken von 'sie war' und die gesteigerte Wiederholen (genau wie in Zeile 4 und 5 'verließ, verstieß' und 'konnte, durfte') das triebhafte Drängen hervortreten. Vielleicht wird das im Schriftbild durch Gedankenstriche deutlicher, also so:

Sie war doch sein – ganz ihm allein –
unendlich herzverschlungen sein –
mit Haut und Haar verschlugen sein.

Dann Pause

Das Drängen verfällt in Resignation (durch das 'doch' angekündigt!), weswegen ich einen Rhythmuswechsel für angebracht halte, den ich mit einem zusätzlichen Versfuß und leichtem Sinken durch das 'Ach' am Anfang der vorletzten Zeile, versucht habe, möglichst unauffällig zu halten. Das könnte man durch das Weglassen des 'und' in der letzten Zeile noch verstärken (so hatte ich es nämlich zuerst).

Das Gedicht sähe dann so aus:

Egoisst

Er liebte sie so ganz und gar,
war doch die Liebe, die einst war,
ein nimmersattes Paradies.
Und dass sie ihn verließ – verstieß,
das konnte – durfte gar nicht sein.
Sie war doch sein – ganz ihm allein –
unendlich herzverschlungen sein –
mit Haut und Haar verschlugen sein!

Ach, Kommissare suchen nur nach Fakten,
zählen nur die Knochen für die Akten.


Ich glaube, es ist jetzt klarer.

Liebe Grüße
Thomas

Erich Kykal 09.06.2011 12:14

Hi, Thomas!

"Sie war ihm allein!
"Sie war herzverschlungen sein"
!Sie war/ist mit Haut und Haar verschlungen sein"

Entschuldige, aber was ist denn das für ein Deutsch!!
"Sie war sein" - okay.
"sie gehörte ihm allein" - okay.
Aber deine Version: Schlicht falsch!
"Sie war - herzverschlungen - sein" sollte abgesetzt oder zwischen Kommata stehen, sonst erkennnt man nicht, ob das "sein" besitzanzeigend sein soll oder ein -falsch gesetztes - Hilfszeitwort.
Dasselbe in Z3, wobei die Formulierung "mit Haut und Haar verschlungen" nicht gut gewählt ist:
"Sie war sein, mit Haut und Haar" - okay.
"Sie war sein, Haut und Haar verschlungen (ineinander oder womit?)" Grade so okay.
Aber beides: Zumindest extrem verworren formuliert und missverständlich.

Also, selbst wenn man die von dir "weggelassenen" Teile dazunimmt, bleibt es falsch bis verwirrend. Wie sollte man erst die tatsächliche Version verstehen!?


Sie war doch sein - ganz sein allein,
sollt' ihm nur herzverschlungen sein,
mit Haut und Haar (nur sein, nur sein!/nur sein allein!/, so zart, so rein!)


Dies wäre eine grammatikalisch korrekte Variante dessen, was du zum Ausdruck bringen willst. In der letzten Zeile gibt es versch. Möglichkeiten, wobei ich persönlich die letztere präferiere, weil sie keine Reimwiederholung darstellt.

Ach, Kommissare suchen doch nur Fakten,
sie zählen Knochen bloß für ihre Akten.

Hier würde ich die Wiederholung von "nur" vermeiden, indem ich "bloß" verwende, was auch gleich herrlich zu den Knochen passt!

So, du wolltest es ganz genau wissen! Ich hoffe, ich konnte mich erklären.

LG, eKy

Thomas 10.06.2011 06:35

HI Erich,
recht herzlichen Dank für deine Mühe und Geduld. Du warst sehr hilfreich. Ich habe das Problem erkannt. Ich war zu indirekt. Kerl spricht, bzw. denkt selber. Ich stelle eine neue Version ein.
Liebe Grüße
Thomas


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