Gedichte-Eiland

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juli 19.04.2016 21:35

Der Findling
 
Der Findling

Die wilden Blumen haben dich umschlossen,
geheimnisvoll ragst du empor, als Zeichen -
vom Lavastrom in einen Traum gegossen
läßt du den Weltenklang vorüberstreichen.

Graniten trotzt du Hagel, Sturm und Regen,
die dir durch sagenhafte Zeiten schmeicheln
und Mensch und Tier hält dich für einen Segen,
und Efeuranken lieben, dich zu streicheln -

Vom Firmament beleuchtet Sternbild Waage
den Liebestanz der Mäuse immer wieder.
Wenn auch die Nächte wechseln und die Tage,
die Winde pfeifen kantig ringsum Lieder.

Du schützt die Liebenden, die an dir lehnen,
gefestigt werden flatterhafte Herzen
im Grünen bist du Fels für ihr Ersehnen
jahrtausendlang durch mondenlose Schwärzen.

Was sah Rodin in dir, und welche Formen?
Verglichen mit den Statuen der Bloßen,
zwang dich kein Meissel in die runden Normen,
auch wenn sie schön sind, bist Du bei den Großen!

Wie kann das Menschendasein dich erfahren,
wenn wir mit leeren Phrasen uns vergeben,
durch Kriege unsre Menschlichkeit nicht wahren,
denn wir bekämpfen uns aufs Blut im Leben!?

So stehst du da, durch alle wilden Zeiten,
bist Heimat, Felsgestein in allem Brennen
und läßt uns ahnen wie sich Welten weiten -
bis wir die Unendlichkeit in uns erkennen.



Chavali 20.04.2016 17:48

Liebe sy,

das ist ein tolles Gedicht.
Am besten gefällt mir die erste Strophe:
Zitat:

Die wilden Blumen haben dich umschlossen,
geheimnisvoll ragst du empor, als Zeichen -
vom Lavastrom in einen Traum gegossen
läßt du den Weltenklang vorüberstreichen.
Dieser Einstieg ist dir wahrlich sehr gut gelungen!

Aber auch die anderen Strophen lassen den Findling - der Teil eines Felsens oder ein großer Stein -
zum Monument der Beständigkeit und der Zuverlässigkeit werden.

Während sich die Welt verändert, bleibt er immer, was er war und ist und immer sein wird:
Ein Findling.


Sehr gern gelesen!
Lieben Gruß,
Chavali

:Blume::Blume::Blume:

juli 21.04.2016 10:43

Liebe Chavali,

Danke für dein Lob. :):Blume:

Beim Spazierengehen staune ich immer über diese grauen Riesen, und wie alt sie sind. Die menschliche Zeitgeschichte ist dagegen ein Klacks.

Ich freue mich, daß du hier warst, und das dir mein Gedicht gefällt. ( ich konnte einfach nicht aufhören zu dichten, mir ist so viel eingefallen, da sind es 7 Strophen geworden:rolleyes::Aua:D )

Liebe Grüße sy

:Blume::Blume::Blume:

Dana 21.04.2016 18:27

Liebe Syranie,
hier sind ja die "Steinchenliebhaber";) unter sich.
Deine Inspiration ist regelrecht nachfühlbar. Der Findling, der Riese oder der Allerkleinste sind einfach nur da und erzählen. Benötigt wird nur ein wenig oder ganz viel Phantasie.:)
Bei Ostseespaziergängen werfen wir oft "flache Steinchen" ins Wasser und lassen sie über das Wasser springen. Wer die meisten Sprünge schafft hat gewonnen.:D
Manchmal aber kann ich nicht werfen. Ich stelle mir vor, durch wessen Hände dieses Steinchen schon als Stein berührt wurde. Lebensgeschichten laufen wie ein Film ab - fröhliche und unendlich traurige.
Ich hebe ihn als etwas Besonderes auf.
Einmal musste ich Balkon und Wohnung regelrecht "entrümpeln". Überall Steine, einfach nur Steine. :eek:
Sie bekamen einen neuen Platz im Garten.

Was ich hier schreibe, hat ausschließlich mit deinem Gedicht zu tun. Es gefällt mir, weil ich lauschen konnte, was der Findling Dir erzählt hat. :)
Einer, der blieb, wo er ist. Den konntest Du nicht in die Tasche stecken.:D

Liebe Grüße
Dana

charis 22.04.2016 16:37

Liebe Syranie,

Schön!

Zitat:

Zitat von syranie (Beitrag 94309)
Der Findling

Die wilden Blumen haben dich umschlossen,
geheimnisvoll ragst du empor, als Zeichen -
vom Lavastrom in einen Traum gegossen
läßt du den Weltenklang vorüberstreichen.

Graniten trotzt du Hagel, Sturm und Regen,
die dir durch sagenhafte Zeiten schmeicheln
und Mensch und Tier hält dich für einen Segen,
und Efeuranken lieben dich, sie streicheln - ...lieben, dich zu streicheln

Am Firmament erleuchtet Sternbild Waage,
die Mäuse wohnen bei dir immer wieder,
es wechseln dunkle Nächte mit dem Tage
und kantig pfeifen Winde um dich Lieder. - in dieser Strophe könnte man vielleicht versuchen, die einzelnen, etwas unzusammenhängenden Bilder mehr zu verbinden - da ist wieder einmal deine lebhafte Fantasie mit dir durchgegangen - "kantig pfeifen Winde" - ist genial im Verhältnis zum runden Stein! vielleicht statt "um die" ein Adjektiv? oder "ringsum" vl: und Winde pfeifen kantig ringsum Lieder :)

Du schützt die Liebenden, die an dir lehnen,
gefestigt werden flatterhafte Herzen
ein Füll der Hoffnung menschliches Ersehnen, - das verstehe ich nicht
jahrtausendlang durch mondenlose Schwärzen.

Was sah Rodin in dir, und welche Formen?
Verglichen mit den Statuen der Bloßen,
zwingt dich kein Meissel in die runden Normen,
auch wenn sie schön sind, bist Du bei den Großen! - "zwang"? origineller Vergleich!

Wie kann das Menschendasein dich erfahren,
wenn wir mit leeren Phrasen uns vergeben,
durch Kriege unsre Menschlichkeit nicht wahren,
denn wir bekämpfen uns mit Blut im Leben!? ??

So stehst du da, durch alle wilden Zeiten, "wirren"?
bist Heimat, Felsgestein in allem Brennen
und läßt uns ahnen wie sich Welten weiten -
bis wir die Endlichkeit in uns erkennen. - "Unendlichkeit"? Bis auf den letzten V oben, finde beiden letzten Strophen sehr gelungen!




Leider fallen mir im Moment keine Vorschläge für S3 ein. Aber vielleicht kommt das noch, ich werde es bestimmt wieder lesen!

Lieben Gruß
charis

juli 22.04.2016 20:19

Liebe Dana,

Ja, da sind "Steinchenliebhaber" unter sich. Hier am Rande der Schleswig - Holsteinischen Schweiz gibt es einge Riesen, ich wohne ja auch in der Nähe von den unromantischen Kiesgruben, da gibts auch Felsen. Auch ich habe überall Steinchen, selbst von der Küste Skagens Strand habe ich mir einen Eimer mitgebracht. Ich kann gar nicht genau sagen, welches Meer, Ostsee oder Nordseeseite das war, weil man an dieser Sandküste beide Meere zusammenprallen sehen konnte. Die Steine liegen bei mir auf den Fensterbänken.:Aua:D

zum Entsteinen konnte ich mich noch nicht entschließen.;)

Danke, das dich mein Gedicht dazu angeregt hat, über Steine zu plaudern, und leider paßte der Findling nicht in meinen Eimer, oder meine Jeans.

Liebe Grüße sy



Liebe charis,

Du hast meine Schwachstellen erkannt, "lieben, dich zu streicheln" habe ich sehr gerne übernommen. Ganz klar.:Blume:

Die 3. Strophe, hmmm, ich finde den Vorschlag: " und Winde pfeifen kantig ringsum Lieder" sehr gelungen, das klingt natürlich.

Strophe 4 habe ich verändert, ich hoffe, sie ist klarer geworden.

Strophe 5, na klar " zwang":Aua:)

Strophe 6, "denn wir bekämpfen uns mit Blut im Leben!? ?? " ändere ich in: denn wir bekämpfen uns aufs Blut im Leben. Ich meinte, wir menschen sind so kriegerisch.

Strophe 7, "Endlichkeit" ( Unser Menschliches Ableben )meinte ich, aber die Idee, der "Unendlichkeit" ( die Weite der Zeit begreifen, ansatzweise!) ist klasse! Das ändere ich auch, obwohl es einen anderen Sinn gibt.

charis ich bedanke mich für dein Mitdenken und deine Vorschläge.:Blume::)

LIebe Grüße sy

:Blume::Blume::Blume:

charis 23.04.2016 15:14

Mir ist was eingefallen:

Vom Firmament beleuchtet Sternbild Waage
den Liebestanz der Mäuse immer wieder.
Wenn auch die Nächte wechseln und die Tage,
die Winde pfeifen kantig ringsum Lieder.

:)

Lieben Gruß
charis

juli 24.04.2016 11:19

Hallo charis,

Da ist dir etwas Geschmeidiges eingefallen! Finde ich gut!

Ich bedanke mich fürs Grübeln und wünsche dir einen schönen Sonntag!:Blume::)

Liebe Grüße sy

:Blume::Blume::Blume:


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