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-   -   Kant und Ulmenblasenlaus (http://www.gedichte-eiland.de/showthread.php?t=11600)

Ibrahim 03.03.2014 09:14

Kant und Ulmenblasenlaus
 
Was Kant und Herder dachten, schrieben
sie auf – wir können nach Belieben
in Büchern blättern, Weisheit trinken,
in fremder Denkungsart versinken.
Doch was die Ulmenblasenläuse
an philosophischem Gehäuse
sich so errichten, bleibt verschlossen.
Das macht mich ungemein verdrossen.

Falderwald 03.03.2014 20:10

Servus Ibrahim,

ja, von Kant und Herder können wir wirklich viel lesen.
Das ist natürlich auch ganz schön schwere Kost, die dementsprechend auch im Magen liegt, wenn man sie einmal verschlungen hat.
Das lässt einen auch nicht wieder los, weil sie eben nicht so leicht verdaulich ist und, einmal verzehrt, öffnet sie immer wieder neue Horizonte.

Wie einfach hingegen ist die Ulmenblasenlaus, die auch als Ulmengallenlaus bekannt ist.
Sie erzeugen an den Oberseiten der Ulmenblätter sogenannte Gallen, in denen der Nachwuchs heranwächst und in die man nicht hineinschauen kann, im Gegensatz zu den Büchern der oben genannten.
Ihre Philosophie scheint aber auch zu sein, ihren Wirten keinen Schaden zuzufügen, denn der Ulme selbst macht es nichts aus.
Es ist eben nur die Ästhetik, die darunter zu leiden hat.

Oder auch nicht, denn Kants Ästhetische Idee ist ja "diejenige Vorstellung der Einbildungskraft, die viel zu denken veranlaßt, ohne daß ihr doch irgendein bestimmter Gedanke, d. i. Begriff, adäquat sein kann, die folglich keine Sprache völlig erreicht und verständlich machen kann". Sie ist das Gegenstück von einer Vernunftidee, "welche umgekehrt ein Begriff ist, dem keine Anschauung (Vorstellung der Einbildungskraft) adäquat sein kann".

So kommt es also nur auf das persönliche Urteil des Beobachters an und das bleibt auf jeden Fall subjektiv, egal aus welcher Richtung man es betrachtet.

So gesehen drehen wir uns also im Kreise.

Das philosophische Gehäuse der Ulmenblasenlaus bleibt der Vorstellung zwar weitgehendst verschlossen, entzieht sich also der Vernunft und doch liegt ihr eine eigene ästhetische Idee zugrunde, die wir aber widerum wohl auch nicht fassen können.

Es ist und bleibt also ein Teufelskreis.

Sag mal, wie schaffst du es immer wieder, dass man über einen "solchen Mist" so angeregt nachzudenken bereit ist.

Ulmenblasenlaus, ne ne ne...:D


Trotzdem gerne gelesen, geschmunzelt, nachgedacht und kommentiert...:)


Liebe Grüße

Bis bald

Falderwald

juli 03.03.2014 20:30

Hallo Ibrahim
 
Als ich Dein Gedicht gelesen hatte, war ich gleichzeitig sprachlos und mußte schmunzeln:D
Falderwald hat ja Gott sei Dank schon viel zur Ulmenblasenlaus geschrieben uff.
Ich kenne vom Gärtnern her, nur die gemeine Blattlaus und ich glaube die sind wohl verwandt oder?
Und was die Blattlaus so denkt: fressen!

Sehr gerne gelesen und ausgeschweift.
sy:)

Ibrahim 04.03.2014 08:41

@Falderwald
Deine Überlegungen zu Kant und Ulmenblasenlasu sind nicht einfach ein Kommentar, der irgendwo abgelgt wird. Die tiefschürfende Betrachtung gehört in jedes Phiosophie-Lehrbuch. Große Klasse. Danke.
@syranie
Danke für deine Anmerkungen, ja die Blasenlaus ist gleichzeitig auch Blattlaus, was ihre herausstechende Bedeutung aber nicht schmälert. :D

LG Ingo


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