Aprilsonett
Ein kühler Wind berührt die feuchten Zweige,
ihr erstes Grünen ruft den Frühling wach. Aus zarten Nebelfingern singt vom Dach ein Vogel dem Gemüt die zweite Geige. Denn überall ist Singen! Aus der Neige verlebten Winters steigt ein neues Licht verträumt in jedes blasse Angesicht, damit es lauschend ihm entgegenschweige. Noch hüllt die Sonne sich in weiße Schleier, verbirgt, was sie an Kommendem verheißt. Der Wind malt Rosen in den Glanz der Weiher, vergänglich wie des Augenblicks Gedanken, die sich versehnend um die Frage ranken, wann wohl der allerletzte Schleier reißt. |
Oh, mein Gott (ich meine dich, eKy :D),
nicht nur das Werden des Frühlings - noch mehr der Sprachgebrauch: "zweite Geige", "Neige des verlebten Winters" und "gemalte Rosen im Kommenden" haben mich tief berührt. Ein wunderschönes Aprilsonett, das lyrischer und malerischer nicht sein kann.:) Angenommen, du wärst einer der ganz alten, längst gegangenen Dichter und ich nähme mir vor, deine Person zu charakterisieren: "Er war hoch sensinbel, pur romantisch und nicht von dieser Welt.":) Erzähl mir nicht, das wäre dir so gekommen.:D Da steckt mehr hinter. :cool: Angenommen, ich würde Rilke oder Goethe zeitversetzt begegnen und die stellten sich so nüchtern wie du dar, ich würde lachen!:D Sie und du wissen nur nicht, was ich weiß.:cool: Liebe Grüße Dana |
Hi, Dana!
Ohne angeben zu wollen (okay, nun ja, vielleicht ein bisschen...:rolleyes:) - solche Gedichte KOMMEN mir tatsächlich "einfach so". Da steckt nicht "mehr" dahinter, tut mir leid. Im Schnitt brauch ich 20 Minuten pro Stück. Hier waren die üblichen Frühlingsgefühle der Auslöser, allerdings an einem bedeckten Tag mit tiiiieeef hängenden Wolken, die teilweise als Nebelfetzen in meinen geliebten Hügeln hingen. Die Sonettform ist irgendwie eine angenehme Herausforderung, aber kein Hemmnis - und sie gefällt mir. Die Sprachhabung verdanke ich meinem Vater, der seinen Sohn, kaum dass er sprechen konnte, mit Märchenschallplatten und Hörspielen aller Art eindeckte, was in Goethe's komplettem Faust gipfelte, als ich 16 war, mit Erich Ponto als Mephisto (Nachfolger von Gründgens). Tja - so kam's und so ist es.:cool: Zur Bescheidenheit: Es ist meine Art, den eigenen Größenwahn zu dämpfen - zu leicht wird man verführt, all den Komplimenten mit der Zeit zu glauben und selbstgefällig und arrogant zu werden. Deshalb diminuiere ich mich selbst und relativiere allzu himmelhoch ragende Elogen.;) Das soll keine falsche Demut sein - ganz echte ist es aber auch nicht. Veilleicht irgenwas dazwischen, so wie zumeist im Bereich des allzu Menschlichen...:rolleyes::D Vielen Dank für so viel des Lobes! LG, eKy |
Hallo Erich, |
Hi, Chavi!
Danke für's Reinlesen! Das ist einer meiner gelungeneren Würfe, recht harmonisch ausgewogen in Sprachwahl und Inhalt - nichts drängt sich zu sehr in den Vordergrund. Gelingt mir eher selten so fließend und seidig - Rilke liest sich ständig so! Einem Vergleich mit ihm halte ich insgesamt wirklich nicht stand! Das eine oder andere Glanzlichtlein aus meiner Feder verblasst vor dem Licht dieser leider viel zu früh untergegangenen lyrischen Sonne!:) Aber dass wenigstens das eine oder andere Einzelstückchen ihm nahezukommen vermag, freut mich ungemein - ich danke dir für diese Zeilen! LG, eKy |
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Dana und Falderwald
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