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Leier 15.09.2009 08:57

Herbst
 
Das Rauchgras zittert.
Astern blühn. Der See erschauert schwer im Grunde
und alle Blätter flüstern's leis im Wind,
daß sich der Herbst erbittert
seinen Weg erkämpft, er weit in alle Runde
seine Farben streut, in alle Wasser rinnt
und Nebel sät.

Die Erde wittert
den nahen Frost in früher Dämmerstunde,
wenn Mond und Sonne schweigend sind.
Und selbst der Tod sieht jäh erschüttert -
ist es ihm denn gewollte Kunde? -
daß Frühlings heißgeliebtes Rosenkind
in seine Hand gerät.

Der Herbst ist nah.
Die Erde bleicht und halbzerfressen sinkt der Sommer
in sein aus rotem Laub gehobnes Grab.
Der Sommer weiß, daß über's halbe Jahr
er aufersteht als Lichter, Frommer,
Leuchtender, der alles gab -
und er verzeiht.

Schwarz hängt die Rah:
war gestern noch das zarte Birkensamt,
war gestern noch der Pappel dunkler Glanz.
Die schwere Traube spürt, was heut geschah:
zu süßer Schwermut ward nur sie allein verdammt,
denn selbst die Schlehe stürzt zum Todestanz -

der Herbst gedeiht.

Archimedes 15.09.2009 12:16

Liebe cyparis, des Herbstes ahnungsvolles Gebaren hin zum winterstarren Tod hast du wundervoll beschrieben. Doch schlummert in allem schon der Keim des neuen Frühlings. Ein paar Kleinigkeiten will ich vorschlagen:

Das Rauchgras zittert.
Astern blühn. Der See erschauert schwer im Grunde
und alle Blätter flüstern's leis im Wind,
daß sich der Herbst erbittert
seinen Weg erkämpft, er weit in alle Runde ( den Weg erkämpft; weit in die Runde )
seine Farben streut, in alle Wasser rinnt ( jetzt Farben streut...)
und Nebel sät.

Die Erde wittert
den nahen Frost in früher Dämmerstunde, (Frost in früher Dämmerstunde analog zu Str. 1 )
wenn Mond und Sonne schweigend sind.
Und selbst der Tod sieht jäh erschüttert - (... steht jäh erschüttert.- )
ist es ihm denn gewollte Kunde? - (Ist es ihm denn gewollte Kunde, )
daß Frühlings heißgeliebtes Rosenkind
in seine Hand gerät. ( ...Hand gerät? )

Der Herbst ist nah.
Die Erde bleicht und halbzerfressen sinkt der Sommer
in sein aus rotem Laub gehobnes Grab. ( hin in sein rot belaubtes, tiefes Grab. )
Der Sommer weiß, daß über's halbe Jahr
er aufersteht als Lichter, Frommer,
Leuchtender, der alles gab -
und er verzeiht.
( Hier ist zweimal "Sommer" nicht schön, doch wenn ich "Jedoch er weiß" ersetzte, habe ich dreimal "er" )

Schwarz hängt die Rah:
war gestern noch das zarte Birkensamt,
war gestern noch der Pappel dunkler Glanz.
Die schwere Traube spürt, was heut geschah:
zu süßer Schwermut ward nur sie allein verdammt, (zu süßer Schwermut stets allein verdammt )
denn selbst die Schlehe stürzt zum Todestanz -

der Herbst gedeiht.

Alles natürlich nur Vorschläge.

Der Wald verändert schnell sein Kleid
und auch die Zeit
sich wandelt nunmehr schwermutsvoll,
geladen mit des Jahres Bürde,
jetzt eingehüllt in steigend Moll,
zu nehmen eine letzte Hürde
hin zu der Gruft,
die schweigend ruft.

Vergessen ist das heitre Wehen.
Jetzt heißt es gehen,
sich wappnen vor der kalten Starre,
die kriechend ihr am Fuße leckt.
Ja, arme Flur, jetzt harre
der stillen Zeit, die du bedeckt
in blassem Weiß erdulden musst,
bevor du auferstehst, voll Lust.

Gerne gelesen, bearbeitet und animieren lassen
Lieben Gruß Archimedes ...der diesen Jahreskreisen dennoch Schönheit abgewinnt

Leier 16.09.2009 09:01

Lieber Archimedes,


hab Dank für Dein Lob und die Anregungen!
Ich denke darüber nach, vor allem über die Zeichensetzung.

Eine Bitte an Dich:
Stell Dein Gedicht als eigenständiges ein!!

Ganz lieben Gruß
von
cyparis

Panzerknacker 16.09.2009 16:47

Hallo Cypa,

für mich bringst du die Herbststimmung genau auf dem Punkt in deinenZeilen rüber. So schaurig schön kann der Geselle sein. Da freut man sich schon aufs Wintermärchengedicht.

Ich schick herbstliche Grüße, der Knacki

Leier 17.09.2009 08:50

Lieber Panzerknacker,

Du treuer Leser!
Hab Dank für Dein Lob!
Da ich den Winter so g a r nicht mag, wird es kein Wintermärchen von mir geben.
Aber sicher von Dir!

Liebe Grüße
vom
cyparis


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