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Walther 09.04.2010 21:35

Abziehbild
 
Abziehbild


Ich träumte mich in meine edle Welt:
Hier ist der Mensch ein guter und ein lieber.
Die Gier ist nur ein kurzes Sommerfieber,
Weil jeder seinen Anteil hat am Geld.

Des Nachbarn schöne Frau, da steht man drüber,
Die eigne Elfe schmückt das Haus, gefällt,
Sie lacht und kocht und schmust so wie bestellt.
Ganz selten wird das Wetter einmal trüber.

Die Herren haben Sixpacks wie ein Model
Und tragen dicke Ringe an der Hand.
Sie grinsen zwar wie abgeschmackte Trottel,

Doch wer braucht Lebenspartner mit Verstand?
Das ganze Abziehbild aus Glanzpapier,
Es langweilt schrecklich! Also, ich bleib’ hier!

Dana 10.04.2010 21:05

Lieber Walther,
seit gestern steht es da, und niemand lacht mit?
Wir sind doch nicht jene Abziehbilder, oder? :D

Ein herrlich ironisches Sonett über Oberflächlichkeiten, die immer und ewig mitreißen, egal was zur Zeit gilt.
Einst sprach man französisch, dann hatte man Haus, Auto, eine Card und ist schon überall gewesen. Ganz zu schweigen davon, was Markenklamotten bedeuten.

Aber:

Zitat:

Zitat von Walther
Ich träumte mich in meine edle Welt:
Hier ist der Mensch guter, echter, lieber.
(Hier ist der Mensch ein guter und ein lieber.)
Die Gier ist nur ein kurzes Sommerfieber,
Weil jeder seinen Anteil hat an Geld.

Dort, im Grünen, fühle ich mich besser im Lesefluss. Schau mal, ob du, als Sonettfachmann, mitgehen kannst?

Im Inhalt gehe ich mit dir und bleibe hier.;)

Liebe Grüße
Dana

Walther 12.04.2010 18:37

Lb. Dana,

wir alle tragen, woher auch immer, diese Abziehbilder der idealen Welt in uns. Manchmal machen wir den Fehler, daran sogar unsere Wirklichkeit zu messen, übersehen dabei jedoch, daß wir selbst diesen idealen Zustand nie erreichen.

Diese Überforderung kann, was die eigene Lebenszufriedenheit, die Partner- und die Freundschaften angehend, verheerende Auswirkungen haben. Darüber spintisiert das LyrIch.

Danke für Deine Verbesserungs- und Korrekturhinweise, die ich oben bereits umgesetzt habe.

LG W.

Dana 12.04.2010 23:00

Lieber Walther,
ich muss noch einmal - trotz Spamgefahr (ich darf das :cool:).

Zitat:

Zitat von Walther
Manchmal machen wir den Fehler, daran sogar unsere Wirklichkeit zu messen, übersehen dabei jedoch, daß wir selbst diesen idealen Zustand nie erreichen.

Wir sollten lieber auf dem Weg zum Idealzustand bleiben und uns niemals einbilden, diesen erreicht zu haben. Zumindest nicht allgemeingültig und den unseren anderen aufzwingen wollen.
Die "Geher" sollten dann aber jene, die lieber "hier bleiben" auch lassen. Das wäre eine Annäherung an den Idealzustand.;)
(Ich mag so gerne denken - die Verwirklichung muss ja nicht gleich stattfinden.)

Liebe Grüße
Dana

Chavali 13.04.2010 10:10

Lieber Walther,

ich lese deinen Text als Satire auf den Konsum- und Besitzwahn, der zuweilen skurille Ausmaße annimmt.
Manchmal gilt das auch für geistige Besitztümer sowie generell für den Neid des Besitzlosen in vielerlei Hinsicht.

Genial der Reim Model - Trottel, wenn man ihn so artikuliert, dass es passt ;)
Ein gelungenes Sonett von der Form her.
Es sieht so leicht aus, doch wenn man es selber schreiben sollte...:rolleyes:

Prima gemacht!

Besitzlosen Gruß,
Chavali :)

Walther 14.04.2010 19:37

Lb Dana,

wie recht Du hast! :D

LG W.

Lb. Chavali,

in der Tat müssen wir uns fragen, wer uns diese "Ideale" liefert, die uns dazu verführen, nur in Dior und BOSS ein Mensch zu können. Wer diese Abziehbilder, in denen man ohne den Körper eines Hollywood Stars (der seiner- oder ihrerseits 10 Schönheitsoperationen dafür gebraucht hat) einfach schlecht aussieht, sich zum Vorbild nimmt, der kann nur unglücklich werden.

Drum vergleiche man sich mit dem wirklich Vergleichbaren.

Danke und Gruß

W.


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