Spieglein
 

Lieber Sid,
Narzissmus in Reinkultur beschreibst Du uns hier.
Ja... leider gibt es Menschen, die nur in sich selbst verliebt sind, so ausschließlich, dass sie ihr Umfeld gar nicht wahrnehmen und wenn doch mal, dann beginnen sie sofort zu planen, wie sie es sich und ihrer Selbstzentriertheit dienlich machen können. Eigentlich sind solche Individuen zu bedauern, denn ich würde mir vorstellen, dass sie ein recht einsames Leben führen. Nur sich selbst zum Maß aller Dinge zu machen, erscheint mir ziemlich mau.

Gefällt mir sehr gut, Dein Narziss... besonders das Bild der letzten beiden Zeilen finde ich überaus originell.

Ein paar Nüsschen möcht ich Dir dennoch aufzeigen:

S1Z2: beschützt
Hier tu ich mich schwer mit der Logik; ein Siegel kann allenfalls schützen, aber nicht beschützen.

Vllt: verschlossen ists mit goldnen Siegeln...?

Z4: drin... klingt hier nicht sehr elegant.
Wenn schon eine Elision, dann würd ich sie vorzugsweise hier anwenden:
ich lieb' es, mich darin zu spiegeln.

S2 Z3:
Was hältst Du von 'Ich drehe mich verzückt im Kreise'... ?

S3 Z1:
'einst'... ist mM nach in diesem Zusammenhang nicht so schön.
Vllt:
Und bricht mein Ballsaal jäh zusammen...

Z3: Verbrennt mich darin - in die Flammen...

dann käme das 'und' nicht 2x und aus dem 'drin' könnte ein schöneres 'darin' werden. Was meinst Du?

Sehr gerne gelesen und mich damit beschäftigt.

LG und ein schönes WE von Lai :)

Hi, Sid!

Sehr gelungen!

Einzig: Vorschlag für S1Z4: "im Labyrinth von tausend Spiegeln." (In Z3 fiele dann natürlich das Komma am Zeilenende weg)

Warum? In Z3 findet zwar ein "Ballsaal" Erwähnung, aber so einer muss ja nicht zwangsläufig mit Spiegeln ausstaffiert sein. Das Bild funzt also sicher nicht bei allen Lesern, die sich das vorstellen, oder zumindest muss man erst drübergrübeln, ehe man erkennt, wie es gemeint ist.

Denkbar wäre auch, in S2Z2 und 4 ein "e" anzuhängen: "Tanze/Glanze", je nachdem, ob man die entsprechenden Reime von S1 (Siegeln/spiegeln) klanglich eher als männliche oder weibliche Kadenz empfindet.

Am besten - obwohl natürlich alles sehr gut und formal untadelig ist - gefällt mir die Conclusio: Da tritt der pure Narzissmus erst so richtig zu Tage, wo selbst das eigene Verbrennen noch bis zur letzten bewussten Sekunde selbstverliebt beschaut sein will! Trefflich verdichtet, dieser würdige Höhepunkt!

Sehr gern gelesen!:)

LG, eKy

Liebe Lai, lieber eKy,

eure Vorschläge sind gut, ich habe sie fast alle eins zu eins übernommen. Die Formulierung "im Labyrinth von tausend Spiegeln" ist große Klasse, warum bin ich nicht selbst darauf gekommen? :Aua

Mit dem Vers der goldnen Siegel habe ich so meine Probleme, auch die geänderte Fassung will mir nicht so recht gefallen. :confused:

Ich freue mich, dass euch der Narziss gefällt und dass ihr die letzten beiden Verse für gelungen haltet, danke.

Liebe Grüße
Sid

Hi, Sid!

Von wegen der "Siegel"-Zeile: wie wäre es damit?

Mein Lustschloss schwebt durch Zeit und Raum,
von Stolz versperrt mit goldnen Siegeln.

oder:

versperrt vom Stolz mit goldnen Siegeln.

LG, eKy

Hei eKy,

so würde es gehen, dein Ansatz ist gut. Nur würde das LI nie von sich selbst behaupten, dass es stolz ist. Statt "Stolz" nehme ich mal "mir" und warte ab.

Danke für deine Unterstützung und lieben Gruß :)
Sid

Hi Sid,

in Deinem Schloss durfte ich ja bereits vor einiger Zeit ausgiebig lustwandeln und muss sagen, dass es mir nach der Renovierung noch besser gefäll! :Blume:

Ich nehme an, die goldenen Siegel hast Du absichtlich statt der eigentlich zu erwartenden Riegel gewählt?

Liebe Grüße
Claudi

Hei Claudi,

eine Schlossrenovierung hat es in sich, das kannst du mir glauben. Schön, dass du sie für gelungen hältst.
Ja, Siegel sind etwas Besonderes, Riegel passen mehr zum Hühnerstall. :cool:

Danke fürs wiederholte Vorbeischauen.

Lieben Gruß
Sid