Gedichte-Eiland

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Erich Kykal 04.04.2010 13:44

Das große Lied
 
Sind wir Noten einer Melodie,
die zart im Takte schwingen
und Harmonie sind, nur weil sie
im gleichen Lied erklingen?

Wären, wenn uns keiner sänge,
stumm die Saiten im Akkord?
Wären all die weichen Klänge,
wäre, was uns einte, fort?

Oder klingt aus unsern Seelen
alles, was uns schwingen lässt?
Wird aus Wegen, die wir wählen,
erst Musik und zwingt den Rest?

Ach, im großen Lied der Dinge
singen wir und sind besungen.
Nur der Liebe Wellenringe
hallen nach wie nie verklungen.

Gert-Henrik 06.04.2010 11:08

Hei hei :)

Ein schönes Werk über den (Un)Sinn der Sinnsuche - denn verbindliche Antworten sind -mE- nicht Teil der Übertragung.
Was mir gut gefällt, ist die metrische Ungenauigkeit der ersten Strophe, die sich in den folgenden S auflöst, unterbrochen -glaub ich- nur vom besonders betonten "wir" in S3.
Die letzte S lässt bei mir ein schönes Bild entstehen, etwas sphärisch-technisch; ein rauschender UKW-Empfänger, irgendwo im endlosen _All_, vor einer bombastischen, harmonischen, mit liebender Wärme durchdrungenen Sternenkulisse.

Gerne gelesen.
LG, L.

Erich Kykal 07.04.2010 11:45

HI, Limes!

Vielen Dank für deinen Zuspruch!
In einem anderen Forum hat man sich sehr an der Phrase "Sender und Empfänger" gestoßen - das war vielen zu "technisch". Ehrlich - dieser Ausdruck ist - genauso - von Rilke übernommen, der es in ähnlichem Sinnzusammenhang verwendet!
Dennoch kann ich es nachempfinden und habe dort das Wort "Sender" durch "Sänger" ersetzt.

Das mit der metrischen Ungenauigkeit in S1 ist mir sozusagen "passiert". Es hört sich aber gut an - deshalb hab ich es so gelassen. Es unterstützt die Dynamik des Gedichtes irgendwie.

LG, eKy

Falderwald 08.04.2010 10:43

Guten Morgen Erich,

ein kleines aber schönes Gedicht, das "Große Lied", denn es endet trotz der sich aufwerfenden Fragen positiv und zeigt den einen möglichen Weg.

"Wären" bleibt natürlich immer hypothetisch, das ist die Crux. Denn was wissen wir schon über die Melodie, welche Takte darin schwingen und ob es einen Orchesterleiter gibt, der dies alles dirigiert?

Wir können nur beobachten und Erfahrungen sammeln und daraus unsere eigenen Schlüsse ziehen.
Die meisten Menschen sehnen sich wohl nach Liebe und Geborgenheit und suchen nach einem Idealzustand.
Den zu erreichen ist aber wahrlich nicht so einfach, denn so, wie es im Gedicht steht, ist es auch: Es gibt Sender und Empfänger.

Nur wer eine bedingungslose ehrliche Liebe sendet, kann diese auch empfangen, wenn das Gegenüber ebenfalls dazu bereit ist.
Diese Wellenringe der Liebe sind dann diejenigen, die am längsten klingen.

Und so besitzt jeder wohl seine eigene Melodie und sein eigenes "Großes Lied".


Gerne gelesen und ein wenig mitgesungen...:)


Liebe Grüße

Bis bald

Falderwald

Erich Kykal 08.04.2010 17:36

Hi, Faldi!

Ich gebe dir recht. Dennoch fiel mir mittlerweile eine andere "Version" für die letzte Str. ein. Ich denke, so kommt keiner auf "technische" Gedanken.

LG, eKy

Dana 09.04.2010 20:54

Lieber eKy,
ja, was wissen wir schon?
Doch das große Lied werden dir viele, hoffentlich sehr viele, bestätigen.

Eine schöne Verdichtung im Hinterfragen und eine totale 4. Strophe. :)

Liebe ist eine gute und für mich eine treffende Antwort.

"Mit der wahren Liebe ist es wie mit Gespenstererscheinungen. Alle Welt spricht davon, aber wenige haben sie gesehen." (La Rochefoucauld)

:confused: Tja, womit wir wieder am Anfang wären.

Nein, es geht nicht darum eine Diskussion zu entfachen.
Dein Gedicht trägt die Antwort in sich und gefällt wir sehr.

Liebe Grüße
Dana

Erich Kykal 14.04.2010 12:07

Hi, Dana!

"...eine totale vierte Strophe..." Soso...;):D - klingt gut, wenn ich nur wüßte, WAS nun so total ist...!?:rolleyes::D

Vielen Dank für deinen positiven Zuspruch und bitte verzeih meine kleine "Häkelei" ob deiner etwas unklaren Formulierung - oder bin ich nicht mehr uptodate mit den heute gebräuchlichen "coolen" Formulierungen?:eek::D

LG, eKy


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